Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
„Unterhalb der zweiten Liga ein Verlustgeschäft“
Fcc-präsident Klaus Berka über die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des FC Carl Zeiss
Jena. Klaus Berka, der Präsident des FC Carl Zeiss Jena, will sich auch von einem neuerlichen Auswärts0:2, diesmal in Braunschweig, die gute Laune nicht verderben lassen. Über den gelungenen Saisonstart und positive Signale aus dem Umfeld spricht er mit unserer Zeitung.
Zehn Punkte nach sieben Spielen, das Team liegt auf Rang neun. Alles in Butter?
Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. In manchen Spielen zeigen wir noch unnötige Unsicherheiten. Die Mannschaft ist aber gefestigt, spielerisch gut aufgestellt. Reden wir mal übers Geld. Roland Duchâtelet hat den nächsten Besserungsschein über zwei Millionen Euro ausgestellt, weshalb man bei der nächsten Mitgliederversammlung ein geschöntes Plus von 400 000 Euro statt der gemachten 1,6 Millionen Euro Miese verkünden darf.
Es ist keine Schönfärberei der Bilanz, aus meiner Sicht zeigt es das Engagement von Roland Duchâtelet. Er ist bereit, in den Fußball zu investieren. Und es ist ein gutes Signal auch an weitere Sponsoren, sich hier zu engagieren, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Wir brauchen zusätzliches Geld, um unseren Fußball wieder in Regionen zu führen, die wir uns alle wünschen. Roland Duchâtelet hat in einem belgischen Magazin gesagt, dass es der größte Fehler seines Lebens war, in den Fußball zu investieren. Da würde man sein Geld verbrennen. Wie bewerten Sie diese Aussage? Wenn man das auf den Fußball als solchen herunterbricht, kann man das nachvollziehen. Unterhalb der zweiten Liga ist es ein Verlustgeschäft. Das ist es, was Roland Duchâtelet als Geschäftsmann sieht. Er sieht sein Modell von Sint-truiden, einen wirtschaftlich ausgerichteten Fußball, wohl als Beispiel für andere Vereine.
Andere Vereine wie Charlton Athletic? Dort brennt der Baum, weil er den Nachwuchsspielern das Trinkwasser gestrichen hat, sie sollen aus der Leitung trinken, die Mitarbeiter auf Teile ihres Gehaltes warten. Ein komplett anderes Gebaren als er es in Jena zeigt. Sind Sie ganz froh über die 50+1-Regel, die Jena vor solchen Zuständen bewahrt? Diese Regelung ist eine gute Variante. Gesellschaftsrechtlich gehören ihm in Jena ja trotzdem 95 Prozent der Spielbetriebsgmbh. Und ein Unternehmer, der so viele Anteile besitzt, wird immer versuchen, diese Gmbh weiterzubringen. Das heißt: junge Spieler weiterzuentwickeln, sie zu verkaufen, weitere Einnahmen im Stadion zu generieren. Das ist das Modell, was er verfolgt. Da sieht er in Jena Chancen – und ist deswegen dem FC Carl Zeiss Jena wohlgesonnen.