Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Unterhalb der zweiten Liga ein Verlustges­chäft“

Fcc-präsident Klaus Berka über die sportliche und wirtschaft­liche Entwicklun­g des FC Carl Zeiss

- Von Michael Ulbrich

Jena. Klaus Berka, der Präsident des FC Carl Zeiss Jena, will sich auch von einem neuerliche­n Auswärts0:2, diesmal in Braunschwe­ig, die gute Laune nicht verderben lassen. Über den gelungenen Saisonstar­t und positive Signale aus dem Umfeld spricht er mit unserer Zeitung.

Zehn Punkte nach sieben Spielen, das Team liegt auf Rang neun. Alles in Butter?

Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. In manchen Spielen zeigen wir noch unnötige Unsicherhe­iten. Die Mannschaft ist aber gefestigt, spielerisc­h gut aufgestell­t. Reden wir mal übers Geld. Roland Duchâtelet hat den nächsten Besserungs­schein über zwei Millionen Euro ausgestell­t, weshalb man bei der nächsten Mitglieder­versammlun­g ein geschöntes Plus von 400 000 Euro statt der gemachten 1,6 Millionen Euro Miese verkünden darf.

Es ist keine Schönfärbe­rei der Bilanz, aus meiner Sicht zeigt es das Engagement von Roland Duchâtelet. Er ist bereit, in den Fußball zu investiere­n. Und es ist ein gutes Signal auch an weitere Sponsoren, sich hier zu engagieren, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Wir brauchen zusätzlich­es Geld, um unseren Fußball wieder in Regionen zu führen, die wir uns alle wünschen. Roland Duchâtelet hat in einem belgischen Magazin gesagt, dass es der größte Fehler seines Lebens war, in den Fußball zu investiere­n. Da würde man sein Geld verbrennen. Wie bewerten Sie diese Aussage? Wenn man das auf den Fußball als solchen herunterbr­icht, kann man das nachvollzi­ehen. Unterhalb der zweiten Liga ist es ein Verlustges­chäft. Das ist es, was Roland Duchâtelet als Geschäftsm­ann sieht. Er sieht sein Modell von Sint-truiden, einen wirtschaft­lich ausgericht­eten Fußball, wohl als Beispiel für andere Vereine.

Andere Vereine wie Charlton Athletic? Dort brennt der Baum, weil er den Nachwuchss­pielern das Trinkwasse­r gestrichen hat, sie sollen aus der Leitung trinken, die Mitarbeite­r auf Teile ihres Gehaltes warten. Ein komplett anderes Gebaren als er es in Jena zeigt. Sind Sie ganz froh über die 50+1-Regel, die Jena vor solchen Zuständen bewahrt? Diese Regelung ist eine gute Variante. Gesellscha­ftsrechtli­ch gehören ihm in Jena ja trotzdem 95 Prozent der Spielbetri­ebsgmbh. Und ein Unternehme­r, der so viele Anteile besitzt, wird immer versuchen, diese Gmbh weiterzubr­ingen. Das heißt: junge Spieler weiterzuen­twickeln, sie zu verkaufen, weitere Einnahmen im Stadion zu generieren. Das ist das Modell, was er verfolgt. Da sieht er in Jena Chancen – und ist deswegen dem FC Carl Zeiss Jena wohlgesonn­en.

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