Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Der doppelte Horn
Frankenhainer Biathlet wird deutscher Meister im Massenstart sowie in der Staffel und ist für den Weltcup-auftakt gesetzt
Oberhof. Das Handy von Philipp Horn stand am Wochenende kaum still. „Ich habe mir gar nicht getraut, es anzumachen. Es haben echt viele an mich gedacht“, sagte der Frankenhainer nach dem Staffelrennen gestern Nachmittag. Gerade hatte sich sein Teamkamerad Lucas Fratzscher auf der Ziellinie hauchdünn gegen den Bayer Matthias Dorfer durchgesetzt und den Sieg für das Thüringer Trio nach Hause geholt. Zusammen mit Erik Lesser durften die Athleten auf das oberste Treppchen klettern, vor Bayern 1 und Badenwürttemberg 1.
Ein wenig Übung beim Treppchenklettern hatte Philipp Horn da schon. Schließlich holte er sich mit nur einem Schießfehler und einer guten Laufleistung bereits am Vortag den Sieg im Massenstart. Der Frankenhainer kam vor Matthias Dorfer und Roman Rees ins Ziel.
Belohnt wurde er dafür nicht nur durch den Jubel der Zuschauer und die vielen Nachrichten auf seinem Handy. Noch am Samstagabend nominierte ihn Bundestrainer Mark Kirchner für das deutsche Aufgebot für den Weltcup-auftakt im slowenischen Pokljuka Anfang Dezember. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben“, sagte Philipp Horn, der hart für den Erfolg gekämpft hat. Auf der Strecke, aber auch mit dem Material. „Der Schaft vom Gewehr wurde umgebaut und ich habe kleine Fehler korrigiert“, sagte er.
Im Winter wird er an der Seite der vier erfahrenen und hoch dekorierten Biathleten – Benedikt Doll, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp – um Weltcup-punkte laufen. Gerade zu Lesser schaut er auf. „Er ist nach wie vor ein Vorbild. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich“, betonte Philipp Horn, der seit dem Frühjahr mit der Oberhofer Lehrgangsgruppe trainiert. „Das hat ihm gut getan. Ich freue mich, dass er den Sprung in den Weltcup geschafft hat“, sagte Mark Kirchner. Den sechsten Platz im Team vergab der Bundestrainer an Johannes Kühn.
Zur dreifachen Meisterin kürte sich indes Karolin Horchler, die nach ihren Erfolgen im Sprint und in der Verfolgung in Altenberg nun auch den Massenstart in Oberhof gewann. „Ich habe mich bei den Lehrgängen schon gut gefühlt und hatte jetzt die Gelegenheit zu zeigen, was ich drauf habe. Für mich war die Aussicht auf einen Weltcup-platz sehr lockend und motivierend“, sagte die 29-Jährige.
Gestern führte sie die Mannschaft aus Niedersachsen noch auf den zweiten Rang. Den Sieg sicherte sich der Bayerische Skiverband mit Anna Weidel, Franziska Preuß und Vanessa Hinz. Platz drei ging an das Sächsische Team in der Besetzung Tamina Poike, Marie Herklotz und Denise Herrmann.
Für den Weltcup-auftakt ist Karolin Horchler genauso gesetzt wie Denise Herrmann, Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz, Franziska Preuß und Laura Dahlmeier, die ihre Teilnahme in Oberhof krankheitsbedingt absagen musste.
Das Thüringer Duo Luise Kummer und Marie Heinrich startet im IBU-CUP. „Ich bin happy, dass ich ohne Ausfall durch die Vorbereitung gekommen bin. Darauf kann ich aufbauen“, sagte Luise Kummer. Auch Marie Heinrich zeigte sich optimistisch, besonders mit ihrer Laufleistung. Nach den nationalen Titelkämpfen werde das Trainingspensum in dieser Woche ein wenig reduziert – und dann in Richtung Winter geblickt. Außerdem freut sich Marie Heinrich noch auf einen anstehenden Urlaub im Schwarzwald. „Ich besuche eine Freundin“, verriet sie.
Bundestrainer Kirchner zeigte sich mit dem Meisterschaftswochenende in Oberhof zufrieden. Während bei den Frauen ein etabliertes und international erfahrenes Team vorn dran steht, rücken bei den Männern vermehrt junge Athleten nach. „Wir haben gute Leistungen gesehen, gerade im Anschlussbereich. Die Lücke zu den Arrivierten ist kleiner geworden“, sagte Kirchner. Zu den Athleten, die einen wichtigen Schritt nach vorn gegangen sind, zählt auch der Oberhofer Lucas Fratzscher, der das Massenstart-rennen als Vierter beendete. Er ist im IBUCUP gesetzt.
Um einmal in die Fußstapfen von Staffelkamerad Erik Lesser zu treten, braucht es für Horn und Fratzscher freilich noch mehr als gute Ergebnisse bei den nationalen Titelkämpfen. „Dafür ist es viel zu früh“, wiegelt Horn ab. Er weiß, dass noch jede Menge Arbeit und hartes Training vor ihm liegt, er will unter anderem seine Schießleistungen stabilisieren. Wenn ihm das gelingt und er sich im Weltcupteam festbeißt, könnten ihn die Zuschauer vielleicht schon Anfang 2019 wieder in Oberhof sehen. Dann im Schnee. „Am Wochenende war die Stimmung schon überragend“, sagte er, „und beim Weltcup ist das noch einmal viel größer.“
Junge Athleten drängen zur Spitze