Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Wird der Thüringer Plenarsaal zur Kinderkrippe?
Leser haben kein Verständnis für das Ansinnen der Grünen, dass Abgeordnete ihre Babys mit zu Sitzungen bringen dürfen
Das Thüringer Verfassungsgericht wird sich auf Antrag der Grünen damit beschäftigen, ob Babys ein Aufenthaltsrecht mit ihren Abgeordneten-müttern in den Landtagssitzungen eingeräumt werden soll. Da fragt man sich als Bürger, wem nützt ein solches Begehren und damit eine Änderung der Geschäftsordnung dieses hohen Hauses.
In erster Linie geht es wohl darum, dass Fraktionen keine Nachteile haben durch die Abwesenheit weiblicher Abgeordneter, besonders auch hinsichtlich der Abstimmungsverhältnisse. Befremdend ist, dass man in diesem speziellen Fall, der wohl zur Regel werden soll, von keiner Seite hört, wie es um das Wohl des Kindes bestellt ist, abgesehen von den zwangsläufigen Störungen der Abläufe im Plenarsaal durch Weinen des Babys, Stillpausen, Bäuerchen machen, Windeln wechseln...
Ein Säugling braucht nicht nur die Milch seiner Mutter, sondern auch, besonders in den ersten Monaten, geregelte Abläufe, ohne Störungen von außen, also eine ruhige, ausgeglichene Atmosphäre, ausreichend Schlaf und eine entspannte Mutter, um gut gedeihen zu können. Wie verhält sich die Abgeordnete, wenn das Kind den Stress nicht verkraftet und häufig weint?
Sollte die Geschäftsordnung entsprechend geändert werden: Wie geht man damit um, wenn die Anwesenheit mehrerer Säuglinge im Plenarsaal zum Problem wird und bis zu welchem Alter dürfen Kinder dort anwesend sein? Ist es überhaupt denkbar, dass die Abgeordneten-mutter sich gleichzeitig der politischen Arbeit und ihrem Baby widmen kann – oder geht es nur um ihre Anwesenheit in den Sitzungen?
Ich bin für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und kenne auch die damit verbundenen Schwierigkeiten aus eigener Erfahrung. Aber das, was hier aus politischem Kalkül veranstaltet wird, geht ja wohl zu weit.
Ingrid Pfeiffer, Eisenach
Es gibt in jedem Job eine Arbeitsinstruktion bzw. einen Verhaltenskodex. Jede junge Mutter muss sich darum kümmern, wann und wo ihr Kind während der Arbeitszeit betreut wird und muss dafür auch finanziell aufkommen. Gilt das für unser Landesparlament nicht?
Scheinbar kann hier dies alles ignoriert werden. Den Job kann jedenfalls auch keine Abgeordnete nur unter Berücksichtigung dieser Aspekte voll ausfüllen. Hier gehen meiner Meinung nach die Zugeständnisse im Landtag zu weit. Von den Kosten dafür ganz zu schweigen. Auch dafür kommt auch der Steuerzahler auf.
Egbert König, Erfurt zugunsten einer Abgeordneten ändern wollen, dann frage ich mich, warum es Jahre dauert, wenn es um eine Gesetzesänderung zugunsten der normalen Bürger geht. Ich verweise auf die Diskussion zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge.
Ich kann mir das nur so erklären, dass man der Meinung ist, dass beim armen Michel noch mehr zu holen ist. Die Abgeordnete verdient (bekommt) ja so wenig Monatsbezüge, dass sie sich mit Sicherheit nicht mal für ein oder zwei Stunden einen Babysitter leisten kann. Man kann sie wirklich nur bedauern.
Hat Frau Henfling schon einmal davon gehört, dass man auch als Mann Elternteilzeit nehmen kann? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie mit dieser Sache vielleicht auch einmal im Rampenlicht stehen wollte.
Karl Ullmann, Thalebra kein Kinderfeind. Man stelle sich vor, eine Postbotin, eine Verkäuferin oder Krankenschwester würde sich ihr Baby vor den Bauch binden und ungestört ihrer Tätigkeit nachgehen wollen. Gut, in vorgenannten Berufen gibt es Elternzeit, dafür sind die Einkünfte auch nicht annähernd in dem Bereich, sich für einige Stunden eine Kinderfrau leisten zu können.
Da Plenarsitzungen in der Regel langfristig terminiert sind, ist ein intelligentes Zeitmanagement zur Babybetreuung sicher möglich. Was mein Gefühl in dieser Angelegenheit ist: Hier will eine Mutti in der arroganten Abgehobenheit einer Politikerkaste a la Lauinger und Co. auf Biegen und Brechen persönliches Interesse durchdrücken. Es erinnert mich an die Mutter, die in der Schlange an der Supermarktkasse ihrem im Einkaufswagen sitzenden Kind den Schnuller aus dem Mund nimmt, um mit dem Quengeln des Kindes einen vorderen Platz in der Schlange zu erlangen!
Die Landtagsabgeordnete sollte anstatt Verfassungsrichter zu beschäftigen, sich mal fragen, ob ihr Verhalten der normalen Thüringer Mutti zu vermitteln ist.
Hubertus Kauka, Gotha Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Bilder. Sollten Sie keine passende App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).
Am meisten geklickt
▶ Mann soll für den Missbrauch seiner Tochter 50 Jahre in den Knast – doch sein Hund bewahrt ihn davor
▶ Weil ihr Kind lautstark weinte: Mutter wird in Gera von Passantin geschlagen
▶ Eine Familie der Kämpfer in Hesserode
▶ Lehrer behandeln Wespenstich von Schüler rabiat – Gericht verhängt Geldstrafen
▶ Trümmerfeld auf A 71: Ein Schwerverletzter – Autobahn für Stunden voll gesperrt