Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Boxerhündin Fame erschnüffelt Silber bei einer Weltmeisterschaft
Bettina Röhl aus Wendehausen ist mit ihrer Hundedame Medaillengewinnerin im Fährtenhundesport. Zuvor Bronze bei Deutscher Meisterschaft
Wendehausen. Es ist gerade ein Jahr her, da feierte Bettina Röhl – inzwischen 47 Jahre alt – ihren ersten nationalen Erfolg: Sie wurde Dritte bei der Deutschen Meisterschaft im Fährtenhundesport für Boxer.
In diesem Jahr kletterte sie noch eine Stufe weiter nach oben. Nicht bei den nationalen Titelkämpfen, die in Göttingen ausgetragen wurden, da wurde sie erneut Dritte. Was hatte sie dort gezittert, ob es zu einer Medaille reicht. Röhl war mit ihrer knapp sechsjährigen Hündin Fame bereits am ersten der drei Wettkampftage ausgelost, musste als eine der Ersten die Fährte suchen lassen. Kurz vor Ende der dreitägigen Veranstaltung wurde das Duo dann auf den Bronze-rang verwiesen.
Jüngere Hündin bei Start viel zu aufgeregt
Dass das Fluidum eines großen Wettkampfes mit dem auf kleinen Prüfungen nicht zu vergleichen ist, das habe ihre zweite Hündin, die dreijährige Helena, erfahren. „Schon als die aus dem Auto kam und die vielen Leute gesehen hatte, war es um sie geschehen. Die Aufregung hat sie beim Suchen nicht abgelegt“, sagt Bettina Röhl. Bereits vor der Deutschen Meisterschaft hatte sich die Wendehäuserin für die Weltmeisterschaft qualifiziert. In Zwickau gehörte sie zur achtköpfigen deutschen Mannschaft.
Das Gelände dort sei leichter gewesen als das eine Woche zuvor bei den nationalen Titelkämpfen in Göttingen. „Dort hatten wir einen abgeernteten Maisacker, auf dem die Hunde die Fährte zu suchen hatten. Da wird manches Tier schon mal unruhig, wenn sich die Leine an einem Strunk verfängt“, meint Röhl. In Zwickau aber „hatten wir schwarzen Acker mit nur wenigen Strünken.“Dass sie als eine der Letzten ausgelost wurde, das habe ihr Glück gebracht.
Unterschiede zwischen einer Fährte bei einem kleinen regionalen Wettkampf und einer Weltmeisterschaft gibt es nicht: Die Fährte ist immer drei Stunden eher gelegt, als die Hunde auf die Suche gehen. Auch die Länge unterscheidet sich kaum. Sie beträgt immer zwischen 1600 und 2000 Schritt. Eines unterscheidet sich aber schon: Vor einem wichtigen Wettkampf wird das Training für die Hunde intensiviert: „Wir trainieren das Suchen auf einer längeren Strecke als der Wettkampfstrecke, um Kondition aufzubauen. Nur wenn die gut ist, ist die Konzentration zum Suchen hoch.“Trainiert wurde in diesem Jahr desöfteren nahe Schierschwende und mit den Kollegen aus Großengottern und in Nordhausen, wo sie den dortigen Vereinen angehört.
Bettina Röhl und ihr Mann Frank sind seit mehr als einem Jahrzehnt auch Boxer-züchter. In diesem Jahr kam ihr elfter Wurf zur Welt. Wer bei den Wendehäusern bleiben und Fährtenhund werden darf, darüber entscheiden das Aussehen und – tatsächlich – die Gier nach Futter. „Wir mögen gestromte Boxer und sie müssen gerne fressen, denn wir arbeiten mit Futter an der Fähigkeit zum Suchen“, erklärt Bettina Röhl.
Dass mit Kirsten Heisterkamp aus Bocholt und ihr am Ende der Weltmeisterschaft zwei Frauen ganz oben standen, will Röhl nicht als Beleg dafür sehen, dass Frauen diesen Sport besser beherrschen. „Da hängt so viel von der Tagesform des Hundes und auch vom Glück ab“, gibt sie zu.
Weit gefehlt übrigens, wer da glaubt, eine Boxer-familie müsse die Wettkampftage ohne Komfort verbringen. In Zwickau ging es für die dreiköpfige Familie mitsamt der beiden Hunde ins Hotel. Die Hundebetten freilich, die waren mitzubringen. Das soll auch 2019 bei der Deutschen Meisterschaft in Magdeburg wieder so sein. Die Weltmeisterschaften finden dann im November in den Niederlanden statt.