Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Eine Zeitreise durch legendäre Gaststätte­n

Bernd Mahr hat den fünften Mühlhäuser Kalender mit historisch­en Ansichten gestaltet

- Von Reiner Schmalzl

Mühlhausen. Selbst den ältesten Mühlhäuser­n sind viele der längst aus dem Stadtbild verschwund­enen Restaurant­s, Gaststätte­n und deren Biergärten nur vom Erzählen oder von Bildern her geläufig. Bernd Mahr kennt nahezu alle der mitunter legendären Gastlichke­iten und deren wechselvol­le Geschichte. Aus seinen gesammelte­n Fotos und Ansichtska­rten hat der Hobbyhisto­riker nun einen Kalender für 2019 gestaltet. Unter dem Motto „Herzliche Grüßeausde­naltengast­stätten in Mühlhausen“nimmt Bernd Mahr den Betrachter mit auf eine Zeitreise durch seine Heimatstad­t. Das Januar-bild hat das bekannte Brunnenhau­s mit der Popperöder Quelle als Blickfang. Dass in unmittelba­rer Nähe zu dem 1614 erbauten Brunnenhau­s der Senator Schollmeye­r 1749 ein „Schänkhaus“errichten ließ, findet sich heute nur noch in der Chronik. Im Jahr 1842 erwarb es dann der Gastwirt Wetzel. Er und seine Nachfolger ließen es großzügig erweitern. Für die Gäste und Mühlhäuser waren die benachbart­en Tennisplät­ze eine besondere Attraktion. Die Bäcker, Sänger, Kegler, Radfahreru­nd Fußballver­eine trafen sich einst gern in Carl Pein in der Martini-vorstadt. Ab etwa 1888 fanden die Besucher in dem dortigen Restaurant mit Gartenwirt­schaft und Kegelbahn Spaß und Zerstreuun­g. Stolz ist Bernd Mahr auf eine Karte mit der Unterschri­ft der Wirtin aus der Martinisch­enke vom 16. April 1907. Das seltene Motiv ziert das März-bild.

Dass im Areal vom einstigen „Englischen Hof“am Untermarkt auch heute zwischen Montag und Freitag ein ständiges Kommen und Gehen herrscht, hängst nicht etwa mit dem Betrieb eines Restaurant­s oder Hotels zusammen. Denn heute befindet sich dort der Hauptsitz der Sparkasse Unstrut-hainich. An dem Standort war schon im 15. Jahrhunder­t ein Gasthof nachweisba­r und gehörte über lange Zeit zu den renommiert­en Häusern der Stadt. Der Name „Englischer Hof“hatte übrigens nichts mit England zu tun, sondern wurde schlichtwe­g von Engel abgeleitet. Darauf weist der Kenner der Mühlhäuser Stadtgesch­ichte hin.

„Den meisten Kummer macht mir immer ein passendes Wintermoti­v“, sagte Bernd Mahr. In seiner Sammlung fand er aber vom Restaurant Schwanente­ich eine malerische Postkarte aus der Zeit um 1900 für den Monat Dezember.

Poppenrode bekommt 1749 ein Schänkhaus

Ausgabe für 2020 entsteht im Gedanken schon

Neben einer Straßenbah­n und einem Pferdeschl­itten hat der Maler herrschaft­liche Paare und ein paar tobende Kinder in die idyllisch anmutende Winterland­schaft gezaubert. Bei dem jetzt im Buchhandel erhältlich­en Kalender handelt es sich bereits um den fünften, den Bernd Mahr in Zusammenar­beit mit der Kalender-manufaktur Verden herausgege­ben hat. Zuvor waren es Fotos von historisch­en Ansichten aus Mühlhausen (2015), Fahrzeuge (2016), Wehrbauten der Freien Reichsstad­t (2017) sowie beliebte Ausflugszi­ele vor den Toren der alten Stadt Mühlhausen (2018). Während 2019 aus Sicht der Kalenderma­cher also längst Geschichte ist, hat Bernd Mahr bereits die Ausgabe für 2020 gedanklich gestaltet. Das ist aber noch ein Geheimnis. 24. November 1918

Neujahrs- und Glückwunsc­hanzeigen, die in der Dienstagab­end erscheinen­den neuen Nummer Aufnahme finden sollen, bitten wir, uns möglichst frühzeitig aufgeben zu wollen. Geschäftss­telle der Eichsfelde­r Zeitung.

(Eichsfelde­r Tageblatt)

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Das Blatt für den Januar zeigt das  errichtete „Schänkhaus“an der Poppenröde­r Quelle, das dann der Gastwirt Eduard Wetzel und seine Nachfolger noch großzügig erweiterte­n. Repro/foto: Reiner Schmalzl ()
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Bernd Mahr mit seinen Kalendern.
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