Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Datendieb brachte PC zum Recyclinghof
Neue Details im Datenklau-skandal: Der 20 Jahre alte Schüler, der den Diebstahl sensibler Daten von Politikern und Prominenten gestanden hat, brachte aus Angst vor der Polizei seinen Computer brav zum Recyclinghof. Das berichtete der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, am Donnerstag in einer Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestages. Die Polizei sei jetzt damit beschäftigt, die „ordnungsgemäß entsorgte“Festplatte zu finden. Diese hatte der Hacker zuvor 32-mal gelöscht.
Weiterhin offen ist, ob der geständige Datendieb womöglich doch Mitwisser oder Unterstützer hatte. Münch betonte, auch zur Klärung dieser Frage dauerten die Ermittlungen noch an. Der Hacker hatte im Dezember in einer Art „Adventskalender“bei Twitter täglich neue Daten von Politikern, Journalisten, Rappern, jungen Youtube-stars und anderen Prominenten veröffentlicht. Er war Anfang der Woche festgenommen worden. Der Schüler, der noch bei seinen Eltern wohnt, legte ein Geständnis ab und wurde anschließend auf freien Fuß gesetzt. Bei seiner Vernehmung sagte er nach Angaben des Bundeskriminalamtes, er habe Menschen „bloßstellen“wollen, über deren öffentliche Äußerungen er sich geärgert habe. Er gab an, alleine gehandelt zu haben.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Münch und der Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, mussten sich von den Abgeordneten kritische Fragen anhören. Die Grünen-expertin Irene Mihalic stellte fest, dass es um die It-sicherheit in Deutschland „nicht gut bestellt ist“. Der Spd-innenpolitiker Burkhard Lischka forderte eine bessere Behördenkooperation.
Der neue Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber will Konzerne wie Facebook stärker in die Pflicht nehmen. „Internetkonzerne müssen im Fall von Hackerangriffen klar zur Mithilfe verpflichtet werden“, sagte der Spd-politiker unserer Redaktion. Es gebe Hinweise, dass Twitter bei der Eindämmung des jüngsten Falls nicht gut genug mitgearbeitet habe. „Twitter war offenbar nicht schnell genug zu erreichen. Wichtig wäre gewesen, sofort die betroffenen Links abzuschalten. Dann wäre die Verbreitung der Daten extrem verlangsamt worden.“Auch seien Datenschützer zu spät von Sicherheitsbehörden informiert worden. (mit dpa)