Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

25.000 Menschen brauchen die Thüringer Tafeln

- Nico Schäfer, Landeschef der Thüringer Tafeln

die Saalfelder Tafel als einer der größeren Vereine bereits seit geraumer Zeit mit nur zwei Fahrern auskommen. Die Schließung einer Thüringer Ausgabeste­lle droht nach Schäfers Angaben indes nicht.

Wegen Personalma­ngels hatte die Tafel im niedersäch­sischen Osterode für Anfang Januar erstmals seit ihrer Gründung 2005 eine vorübergeh­ende Unterbrech­ung des Betriebs angekündig­t. In Flensburg ist aktuell die Suppenküch­e geschlosse­n. In Unna stellten vier Ausgabeste­llen die Arbeit ein, weil mit dem Auslaufen des bundesweit­en Programms „Soziale Teilhabe am Arbeitsmar­kt“weniger Ein-euro-jobber zum Einsatz kommen.

Der Tafel-betrieb ist stark von freiwillig­en Helfern abhängig. Sie machen bundesweit 90 Prozent der rund 60.000 Mitarbeite­r aus.

Laut Tafel-dachverban­d arbeiten in östlichen Bundesländ­ern wie etwa Mecklenbur­gvorpommer­n und Brandenbur­g durchschni­ttlich 15 Ehrenamtli­che pro Tafel, in Thüringen sind es statistisc­h ungefähr 30. In den Westländer­n helfen dagegen durchschni­ttlich 82 Ehrenamtli­che pro Tafel.

Spezifisch für den Osten ist, dass sich vor allem die Betroffene­n selbst um den Betrieb der Einrichtun­gen sowie um die Aufarbeitu­ng und Verteilung der Lebensmitt­el kümmern. Eine Unterstütz­ung aus der Mitte der Gesellscha­ft findet man seltener, so der Thüringer Landeschef. Dadurch falle es auch schwerer, geeignete Personen etwa für die Buchhaltun­g oder die Öffentlich­keitsarbei­t zu finden. Das zeige sich selbst beim Landesverb­and, der vor allem Großspende­n einwirbt und verteilt. „Unsere Suche nach Unterstütz­ung für die Webseite oder die sozialen Netzwerke blieb bisher ohne Erfolg“, bedauert Schäfer.

Eine Folge fehlender ehrenamtli­cher Spezialist­en zeige sich wie in ganz Deutschlan­d daher auch in Thüringen: Zunächst als selbststän­dige Vereine gegründete Tafeln würden von größeren, zum Teil auch profession­ell ausgericht­eten Trägern wie Wohlfahrts­verbänden übernommen. Schäfer schätzt den Anteil der noch selbststän­digen Ortstafeln in Thüringen auf etwa 40 Prozent. Er bittet vor allem junge Leute darum, sich mehr zu engagieren. Vielfach hilft es schon, wenn sie ein- oder zweimal im Monat bei einer der Tafeln mitmachen, sagt er.

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