Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Grün-roter Strukturko­nflikt

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Die Koalition in Thüringen rühmt sich regelmäßig ihres ach so harmonisch­en Umgangs miteinande­r. Und im Vergleich dazu, was zuweilen in Berlin aufgeführt wird, stimmt das sogar.

Trotzdem gibt es immer mal wieder Krach, zuweilen wegen Befindlich­keiten, aber doch vor allem wegen Interessen­skonflikte­n. So ist es auch beim Streit um die Tierwohlst­rategie. Die Grünen betrachten die Massentier­haltung traditione­ll kritischer als die Linke, die sich immer noch ein bisschen als Arbeiterun­d Bauernpart­ei sieht.

Das Dumme für die Grünen ist nur: Sie hatten sich bei der Regierungs­bildung im Herbst 2014 verzockt. Sie verlangten zwei Ministerie­n, das Justiz- sowie das Umwelt- und Agrarresso­rt. Die Linke sagte Ja, schnitt aber in einer späten Eiloperati­on die Bereiche Landwirtsc­haft und Forst aus dem für Anja Siegesmund vorgesehen­en Ministeriu­m und pappte es an das linke Infrastruk­turressort von Birgit Keller.

Die Grünen protestier­ten, es flossen Tränen. Doch dies war der Preis, den sie für die Macht zahlen mussten. Bauern und Waldbesitz­er, die bei Linke und SPD gegen die Grünen agitiert hatten, reagierten erleichter­t.

Seitdem ist der Strukturko­nflikt da. Ob es nun um den Urwald oder die Rinderstäl­le geht: Zumeist streitet sich Siegesmund mit Keller herum, oder eben mit Sozialmini­sterin Heike Werner, die für den Tierschutz verantwort­lich ist.

Am Ende, das ist dieser Koalition zugutezuha­lten, wurden immer Kompromiss­e gefunden. Doch die Grünen dürften etwas gelernt haben: Kernkompet­enzen sind wichtiger als Posten. Falls sie nach der Wahl weiterregi­eren, werden sie sich nicht noch einmal den Wald und die Tiere wegnehmen lassen.

Und: Falls die Umfragen nicht trügen, werden ihnen die künftigen Partner diese Forderung kaum abschlagen können.

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