Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Mann von linker Abgeordnet­er widerspric­ht Listenwahl

- Von Martin Debes

Parteichef­in Hennig-wellsow gibt sich gelassen. Parlament muss vor Ferien ein Dutzend Gesetze abarbeiten

Erfurt. Der Landtag trifft sich nächste Woche ein letztes Mal vor der Sommerpaus­e – und hat ziemlich viel zu tun. Der Mindestloh­n von 11,42 Euro für öffentlich­e Aufträge, die höheren Gehälter für Regelschul­lehrer, zusätzlich­e Parkplätze fürs Carsharing: Das alles muss noch gesetzlich fixiert werden.

Insgesamt stehen zwölf Gesetze zur Abstimmung. Zehn davon dürften von der rot-rot-grünen Mehrheit verabschie­det werden, da die Entwürfe von Landesregi­erung oder den Koalitions­fraktionen selbst stammten. Das Vergaberef­ormgesetz der CDU und der Gesetzentw­urf der AFD, mit dem kommunale Scheinkand­idaturen unterbunde­n werden sollen, werden wohl abgelehnt – so wie das in der Regel mit Initiative­n der Opposition geschieht.

Außerdem, es ist ja bald Landtagswa­hl. In der traditione­llen Pressekonf­erenz vor einer Sitzungswo­che wurde deshalb gestern nicht so sehr nach der Novelle des Naturschut­zgesetzes gefragt, sondern zu den Nachwehen der Listenaufs­tellung in den Parteien. Während die SPD nach den Rücktritte­n im Fraktionsv­orstandes gestern Nachfolger wählen musste

hat es die linke Landespart­ei mit einer einigermaß­en obskur wirkenden Wahlanfech­tung zu tun.

Der Ehemann der Thüringer Landtagsab­geordneten Johanna Scheringer-wright hat Widerspruc­h gegen die Aufstellun­g der Linke-liste für die Landtagswa­hl am 27. Oktober eingelegt. In einem Schreiben vom 21. Juni an Landeswahl­leiter Günter Krombholz bemängelte Michael Wright die Abstimmung des Listenvors­chlags durch Landesvors­tand und Landesauss­chuss.

So habe er als Mitglied des Landesauss­chusses zu Beginn der Sitzung eine geheime Wahl verlangt. Sein Geschäftso­rdnungsant­rag sei aber durch Parteichef­in Susanne Hennig-wellsow „weggewisch­t“worden. Damit habe sie gegen die Wahlordnun­g der Landespart­ei verstoßen.

Hennig-wellsow gab sich gelassen. Das sei „völlig haltlos“, sagte sie. Bei der angefochte­nen Abstimmung habe es sich nur um eine Nominierun­g gehandelt, sagte sie – und diese habe, in Übereinsti­mmung mit der Parteisatz­ung, offen stattgefun­den. Die eigentlich­e Wahl der Liste durch die Landesvert­reterversa­mmlung am vergangene­n Wochenende in Arnstadt sei vorschrift­smäßig geheim erfolgt.

Landeswahl­leiter Krombholz bestätigte den Eingang des Schreibens. Er habe eine Stellungna­hme der linken Landespart­ei angeforder­t, sagte er. Er sei allerdings skeptisch, ob es sich um einen Verstoß handele, da es in dem Streit nur um den Listenvors­chlag gehe, nicht um die abschließe­nde Wahlliste.

Die Abgeordnet­e Scheringer­wright saß zwischen 2004 und 2009 im Landtag und gehört dem Parlament seit 2012 wieder an. Sie war bei der Nominierun­g nicht unter den ersten 20 Plätzen gelandet und hatte sich auf dem Landespart­eitag ab Platz 21 beworben. Allerdings fand sie dort keine Mehrheiten und steht nun gar nicht auf der Wahlliste.

Scheringer-wright ist nicht das einzige linke Landtagsmi­tglied, das jetzt schon weiß, dass es wohl dem nächsten Parlament nicht angehören wird. Unter den Aussortier­ten befinden sich auch die Abgeordnet­en Steffen Harzer und Sabine Berninger.

Ob die Einstimmen-mehrheit von Rot-rot-grün durch den Personalau­stausch bei SPD und Linke gefährdet ist? Da es sich um offene Abstimmung­en handelt, gilt die Wahrschein­lichkeit nicht als groß. Und selbst wenn: In vergangene­n Abstimmung­en stimmten zuweilen fraktionsl­ose Abgeordnet­e bei der Koalition mit, während viele Opposition­svertreter schlicht fehlten.

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