Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Eckdaten zum Silberbornweg „Alrunas Waldgeheimnis“
Berka vor dem Hainich. Klettern in Feenfenstern, Bäume suchen und Waldtiere kennenlernen, den Wald mit allen Sinnen von Kindesbeinen an erleben – all das ist auf einem der drei barrierefreien Wanderwege im Nationalpark Hainich möglich.
Der Silberbornpfad, der den Titel „Alrunas Waldgeheimnis“trägt, befindet sich direkt am Wanderparkplatz „Mallinde“in Berka vor dem Hainich.
Es ist eine der Lieblingsstrecken von Lehrerin und Nationalparkführerin Susanne Merten. Als Alruna verkleidet, weiß sie kleinen wie großen Gästen Wissenswertes über die weise Kräuterfrau, die Sage vom Silberborn, über Kräuter und ihre Wirkung zu erzählen. Mit ihr auf dem 2,5 Kilometer langen Rundwanderweg unterwegs, sind gerade Kinder der Wald-arbeitsgemeinschaft (AG) der Grundschule in Berka/hainich. Sie besuchen mit ihrer Ag-leiterin Angelika Losereith oft dieses Waldgebiet.
Schon nach wenigen Schritten hält Merten die Kinder das erste Mal an, umgeben von dichten, hohen Gräsern am Eingang zum Silberbornpfad. Wer denn als Tier den Gesang des Sommers verkörpert, will sie wissen. Einige Sekunden vergehen. „Die Grille“, ruft ein Schüler. Und in ihrem Korb sitzt Grashüpfer Flip, der auf den sattgrünen Hainich-wiesen gern einmal von Halm zu Halm hopst.
Nur wenige Meter weiter, als der Trupp sich wieder in Bewegung gesetzt hat, wartet eine Tierstimmenstation. Dort kann man nicht nur Eule & Co hören, sondern selbst mit eigener Stimme eine Tierstimme nachmachen, sie aufnehmen und wieder anhören. Was für ein Riesenspaß, und das nicht nur für die Wald-ag-kinder. Wenig später können sie über Holzstümpfe springen, klettern, balancieren und sich im Feenfenster kurz verstecken. Es gibt für jedes Kind nun einen kleinen Spiegel an die Hand, den dürfen sie sich direkt unter die Nase setzen und haben so das Gefühl, in den Baumwipfeln zu marschieren. Baumkronenpfad kostenlos sozusagen – ganz einfach für alle Wanderer zum Nachahmen.
Wie eine Karawane zieht der Kindertross ein Stück weiter, während Susanne Merten ihnen etwas über Bäume erzählt, auch dass diese viel Wasser in sich tragen. Wasser, was man heute sogar in Geschäften kaufen kann. Sie hat dafür Ahornwasser mitgebracht, und jeder darf einmal probieren. Köstlich, erfrischend, leicht süß. Da wird schnell noch einmal Nachschlag während der Auszeit auf dem Baumstamm verlangt. Nach wenigen Metern steht man mitten im Wald, schnell ist die erste Schnecke am Baum entdeckt, suchen die Kindern direkt auf dem Waldboden kleine Schätze.
Nicht jedem ist geläufig, was es mit dem Silberborn-pfad auf sich hat, dessen Leitfigur die Seherin Alruna ist und der neu im April 2009 eingeweiht wurde.
Die weisen Frauen, die so genannt wurden, stammen aus der Zeit der Germanen. Sie waren dafür bekannt, dass sie die Zukunft weissagen konnten, über besondere Heilkräfte verfügten und oft Hebamme waren. Sie lebten meist abseits in Waldnähe, schildert Merten. Gerade deshalb hat man sich bei der Namensgebung dieses Erlebnispfades darauf besonnen, weil auch der Wald hier vom Besucher aus einem neuen Blickwinkel wahrgenommen werden kann.
Vor der Namensweihe war es der Silberbornpfad, der den Einheimischen vor allem bekannt war, weil sich um die Quelle eine alte Berkaer Sage rankt. Denn in der Sage wird davon berichtet, dass das Wasser des Silberborns Gesundheit und Fruchtbarkeit verleihensoll.sosagtmannoch heute, dass die Berkaer Kinder dem Silberborn entspringen, plaudert die Nationalparkführerin. Das Tolle am Erlebnispfad ist es, dass man direkt an der Silbernbornlinde und ganz nah an der Quelle diese alte Sage nachhören kann. Das taten auch wieder einige Grundschulkinder.
Demnach soll einst eine junge Frau aus Berka/hainich aus Verzweiflung, dass sie einfach nicht schwanger wurde, in den Wald gegangen sein. Dort hörte sie dann eine Stimme, die ihr riet, von dem Wasser zu trinken und auf einer Wiese zu schauen, welcher Mann ihr entgegenkommt, mit diesem könne sie später Kinder haben, so berichtet es die Sage. Der Mann, der ihr erschien, war ihr eigener und wenig später stellte sich auch der Nachwuchs ein.
Danach durften sich die kurz zur Ruhe gekommenen Schulkinder an der mehr als 300 Jahre skurril gewachsenen Linde etwas wünschen und ein farbiges Band an die Silberbornlinde hängen, damit der kleine oder große Wunsch auch in Erfüllung gehen kann. Und weiter ging die kleine Entdeckungsreise, die am Waldorakel ein letztes Mal Station machte und wenig später ihren Abschluss gefunden hat.