Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Aufarbeitung der Geschichte des B-lagers
Kz-außenlager und Zwangsarbeiter-unterbringung zeitgleich. DDR unternahm keine Würdigung oder Gedenken
Bemerkungen zum Besuch des Thüringer Ministerpräsidenten im vormaligen B-lager in Mühlhausen:
Es ist an der Zeit, die Fakten über das B-lager offenzulegen. Hoffentlich ist der Auftrag, den die Stadt Mühlhausen zur Aufarbeitung gegeben hat, an die richtigen Historiker vergeben worden. Von 1953/54 wurden durch uns Studenten umfangreiche Untersuchungen gemacht über den Gerätebau und das dazugehörige B-lager – mit dem Ergebnis, dass es nicht viel mit einer Kz-gedenkstätte zu tun hat. Die DDR unternahm auch keine weitere Würdigung.
Im September 1944 wurden etwa 200 Beschäftigte aus dem Gerätebauwerk zum Militär eingezogen. Das B-lager konnte den Bedarf über Zwangsarbeitern/innen nicht decken. Deshalb wurde ein Kz-außenposten von Buchenwald mit der Bezeichnung Mühlhausen II (Abkürzung M II) eingerichtet. Mit der Bezeichnung Martha II hat das nichts zu tun, höchstens im Funkverkehr. Das B-lager als Zwangsarbeitslager bestand über sechs Jahre bis zum Schluss im Februar 1945 mit eigenem Wachkommando. Das Kzaußenlager bestand nur fünf Monate in einem abgesonderten Teil des B-lagers.
Nach Befragung von überlebenden Frauen des KZ waren sie zur „Erholung“von Buchenwald gekommen, denn sie hatten im B-lager eigene Betten, konnten Essen einnehmen, duschen – und jede Baracke hatte eigene Toiletten.
Die beiden Häftlings-gruppen kamen nie zusammen. Die Kz-ler wurden durch die SS bewacht, das B-lager nicht. Die Zwangsarbeiterinnen konnten sich im Gerätebau und im B-lager frei bewegen, die Kz-ler waren eingesperrt. In den Bekanntenkreisen gab es einige Personen, die mit diesen Häftlingen zusammengearbeitet haben, sogar als Vorarbeiter. Ich selbst habe einige Zeit im B-lager gewohnt, nicht im Kz-lager.
So traurig die ganze Angelegenheit auch gewesen ist, ist doch nun eine richtige Darstellung der Fakten geboten und notwendig.
Von Wolfgang Pobantz, Menteroda