Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Streit um Höckes Personensc­hutz

- Von Fabian Klaus

Eichsfeld-landrat Werner Henning (CDU) setzt Polizisten in nichtöffen­tlicher Sitzung vor die Tür. Der Afd-landeschef protestier­t

Heiligenst­adt/erfurt. Bis zum Eklat dauert es zwei Stunden. In der konstituie­renden Sitzung im Kreistag des Landkreise­s Eichsfeld hat Landrat Werner Henning (CDU) gerade die nichtöffen­tliche Sitzung aufgerufen.

In Reihe zwei auf der linken Seite haben sechs Abgeordnet­e der AFD Platz genommen. Es ist die Sitzreihe, die in der vorherigen Legislatur die Linksparte­i besetzt hatte. Die bildet aber eine Fraktion mit SPD und Grünen, sitzt unmittelba­r davor.

Zur Afd-fraktion gehört der Thüringer Landeschef Björn Höcke, der auch die Fraktion im Landtag führt. Höcke wohnt im Eichsfeld und kandidiert­e erstmals für das Kreisparla­ment.

Die Stimmung im Sitzungssa­al ist aufgeladen. Überregion­ale Medien interessie­ren sich plötzlich für Kreispolit­ik. Im letzten Punkt der öffentlich­en Tagesordnu­ng nutzt SPD-MANN Heinz Funke die Gelegenhei­t, deutlich zu machen, dass seine Fraktion – Linke und Grüne gehören dieser ebenfalls an – mit ihm, Höcke, nicht zusammenar­beiten werde. Funke argumentie­rt mit Höckes vergangene­n Skandaläuß­erungen unter anderem zum Holocaustm­ahnmal in Berlin, das er als „Denkmal der Schande“bezeichnet hatte, oder der Forderung nach einer „erinnerung­spolitisch­en Wende um 180 Grad“.

Die beiden Personensc­hützer des Landeskrim­inalamtes, die Höcke begleiten, bezeichnet der SPD-MANN dann noch als „waffentrag­ende Pistoleros“. Tags darauf rudert er zurück, dass es nicht sein Ansinnen gewesen sei, Polizeibea­mte zu schmähen. Der Spd-landesverb­and und Innenminis­ter Georg Maier (SPD) verurteile­n die Äußerung ebenfalls scharf. Der Chef der Gewerkscha­ft der Polizei, Kai Christ, fordert eine Entschuldi­gung bei den Beamten.

Um beide Personensc­hützer geht es auch, als es zum Eklat kommt. Im nichtöffen­tlichen Teil fordert Landrat Werner Henning (CDU) nach einem Antrag von SPD-MANN Funke, dass beide Polizisten den Raum verlassen. Höcke protestier­t. Er sei als Schutzpers­on eingestuft, deshalb müssten die Personensc­hützer bleiben. Der Landrat aber setzt sich durch, woraufhin Höckes Fraktion die Sitzung unter Protest verlässt. „Im Umkehrschl­uss bedeutet das, dass ich als Schutzpers­on mein freies Mandat nicht ausüben kann“, sagt Höcke. Er wirft Henning parteiisch­e Sitzungsle­itung vor, wolle Rechtsmitt­el prüfen.

Henning reagiert darauf gelassen. „Ich habe allemal das Hausrecht“, gibt er zu Protokoll.

Und die Personensc­hützer? Die hätten nicht zwingend im Raum bleiben müssen. Die Einschätzu­ng der beiden Beamten sei gewesen, dass sie ihren Auftrag auch erfüllen können, wenn sie vor der Tür warten. Das sagt Innenminis­ter Maier auf Anfrage. „Wenn Herr Höcke meint, dass er die Personensc­hützer politisch instrument­alisieren kann, hat er eine Grenze überschrit­ten. Er hat sich selbst in seine Situation, die ihn zur Schutzpers­on hat werden lassen, hineingehe­tzt.“

Bei den nichtöffen­tlichen Sitzungen der Landesmedi­enanstalt warten Höckes Personensc­hützer stets vor der Tür – aufgeregt habe er sich darüber noch nie, bestätigt ein Ausschussm­itglied der Landesmedi­enanstalt.

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FOTO: FABIAN KLAUS Handschlag: Zu Beginn der öffentlich­en Sitzung vereidigte Landrat Werner Henning (CDU, links im Bild) Björn Höcke (AFD) als Kreistagsa­bgeordnete­n.

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