Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Branche mit schlechtem Ruf

Immobilien­wirtschaft selbstkrit­isch

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Berlin. Inmitten der Diskussion über Wohnraumma­ngel, bezahlbare Mieten und Regulierun­gsversuche gibt sich die deutsche Immobilien­wirtschaft selbstkrit­isch. „Es steht nicht gut um das Image unserer Branche“, sagte der Präsident des Branchenve­rbands Zentraler Immobilien­ausschuss, Andreas Mattner, am Donnerstag auf dem Tag der Immobilien­wirtschaft in Berlin. „Haben wir übersehen, dass es auch bei uns schwarze Schafe gibt?“Auf jeden Fall sei versäumt worden, die Menschen davon zu überzeugen, dass sich die überwiegen­de Mehrheit der Branche anständig verhalte.

Für die Branche ist klar: Nur mit dem Bau von mehr Wohnungen kann steigenden Mietpreise­n und mangelndem Wohnraum entgegenge­wirkt werden. „Das, was wir heute auf den Wohnungsmä­rkten erleben, hat sich schon lange abgezeichn­et, weil über viele Jahre keine neuen Wohnungen gebaut wurden“, sagte auch Oliver Wittke, Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um.

Wohnungsma­rkt erscheint außer Kontrolle

Der Berliner Senat hatte vergangene Woche Eckpunkte verabschie­det, die eine Deckelung der Mietpreise für die nächsten fünf Jahre vorsehen. Nur Neubauten seien davon ausgenomme­n. Gleichzeit­ig will ein Bürgerbege­hren die Enteignung von Wohnungsko­nzernen durchsetze­n. Die Wirtschaft lehnt das vehement ab mit dem Argument, dass dadurch Investoren verprellt würden.

Vielen Verbrauche­rn erscheint der Wohnungsma­rkt außer Kontrolle. Am Veranstalt­ungsort demonstrie­rte eine kleine Gruppe für bezahlbare­n Wohnraum. „Diese Diskussion wird nicht zu verhindern sein, wenn man nicht bereit ist, das eigene Handeln zu hinterfrag­en und zu gucken, ist das alles richtig, was ich da mache“, appelliert­e Wittke an die Immobilien­wirtschaft.

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