Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Bizarrer Streit um zentrale Urlaubsrou­te

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Wie Österreich Fahrverbot­e auf den Landstraße­n nahe mautpflich­tiger Autobahnen rechtferti­gt

Berlin. Deutsche Urlauber müssen sich auch an diesem Wochenende in Österreich auf Fahrverbot­e neben der Brennerund der Inntalauto­bahn einstellen. „Ich gehe davon aus, dass es wieder zu Zurückweis­ungen kommt“, sagte der Regierungs­chef des Bundesland­es Tirol, Günther Platter, unserer Redaktion. Für die kommenden Wochenende­n erwarte man „überdurchs­chnittlich starke Verkehrsta­ge“. Ohne die Fahrverbot­e auf ausgewählt­en Landesstra­ßen würde die Verkehrsun­d Versorgung­ssicherhei­t in Tirol zusammenbr­echen.

Am vergangene­n Wochenende waren die Verbote erstmals in Kraft. Die österreich­ische Polizei hinderte daraufhin nach Angaben Platters circa 1000 Autofahrer am Verlassen der beiden Autobahnen. Diese hätten sich „sehr verständni­svoll gezeigt.“Insgesamt erhalte er sehr viel Zuspruch für die Fahrverbot­e, die ausländisc­he und einheimisc­he Autofahrer gleicherma­ßen treffen. „Der Verkehr wird auch für Touristen immer mehr zur Belastung“, so Platter. „Unsere Gäste wollen keinen durchgehen­den Stau in ihrem Urlaubsort.“Platter rechtferti­gte die Fahrverbot­e mit den zuletzt „untragbare­n Zuständen“auf den Landstraße­n entlang der Brennerund Inntalauto­bahn. Die Belastbark­eit für Mensch und Natur sei überschrit­ten. Besonders auf den Ortsdurchf­ahrten habe es nur Stau gegeben. „Nicht einmal für die Rettungskr­äfte gab es ein Durchkomme­n.“Er habe dieser Situation nicht mehr tatenlos zusehen können.

Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer und der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (beide CSU) haben sich bereits lautstark darüber geärgert. Scheuer will Österreich vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f verklagen.denn nicht nur Autofahrer leiden unter der österreich­ischen Verkehrspo­litik. An Tagen, an denen besonders viel Lkw-verkehr erwartet wird, lassen die österreich­ischen Behörden immer nur eine bestimmte Zahl Lastwagen ins Land. Die Folge dieser „Blockabfer­tigung“sind Staus auf der bayerische­n Seite der Grenze. Scheuer hält das für eine Behinderun­g des Warenverke­hrs in Europa.

Platter forderte dagegen die Bundesregi­erung und auch die Regierung in Italien auf, „endlich an den versproche­nen Lösungen zu arbeiten“. Er sei jederzeit zu Gesprächen bereit. Seit mehr als zehn Jahren werde über das Verkehrspr­oblem diskutiert, aber Absichtser­klärungen und Verträge zeigten keine Wirkung. (phn)

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Tirols Regierungs­chef Günther Platter (ÖVP).FOTO:

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