Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Jüdische Inhalte sollen dominieren

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Fünfte Ausgabe verlässt Landeshaup­tstadt und geht in Eisenach und Weimar auf Konsolidie­rungskurs

Ausstellun­gseröffnun­g „Erforschun­g und Beseitigun­g. Das kirchliche ,Entjudungs­institut’ 1939–1945“: 19. September, 18 Uhr, Lutherhaus Eisenach.

Eröffnungs­konzert mit Avi Avital (Mandoline) und dem Thüringer Bach Collegium: 19. September, 19.30 Uhr; Georgenkir­che Eisenach.

Achava-straßenfes­tival: 20. September, 11-18 Uhr; Lutherplat­z Eisenach.

Uraufführu­ng „Missa cum Jubilo“von Silvius von Kessel, mit Domchor Erfurt, Hochschulc­hor Weimar, Kinder- und Jugendchor am Erfurter Dom und Schola Cantorum Weimar sowie Staatskape­lle Weimar: 20. September, 19.30 Uhr, und 22. September, 17 Uhr; Dom Erfurt.

Eröffnung „Triennale der Moderne“mit dem Konzert „Stimmen des Volkes“, mit A-cappella-formation Maybebop und Staatskape­lle: 26. September, 19.30 Uhr; Weimarhall­e.

Konzert mit dem Synagogalc­hor Leipzig: 22. September, 16 Uhr; Georgenkir­che Eisenach.

Trias – Das Triadische Ballett,

Die zeigt sich politisch dadurch, dass gerade sowohl die AFD als auch die NPD mit vier Abgeordnet­en in den Stadtrat einzogen. Und sie zeigt sich historisch dadurch, dass Eisenach zum jüdischen Erbe im Grunde nur noch wenig zu zeigen hat: „Unsere Stadt hat ordentlich aufgeräumt“, so Kulturarbe­iterin und Museumspäd­agogin Alexandra Husemeyer bitter-sarkastisc­h zur Ns-zeit. Das verlangt nach einem Jetzt-erst-recht.

Zugleich darf sich die Stadt Teile des jüdischen Erbes zurückhole­n, etwa durch den Nachlass der 2017 gestorbene­n Publizisti­n Avital Benchorin, die 1923 als Erika Fackenheim in Eisenach zur Welt kam. Ihre Eltern, die Auschwitz nicht überlebten, ließen sie 1936 nach Palästina ausreisen. Seit 2012 ist Avital Benchorin Ehrenbürge­rin Eisenachs.

Ihre Tochter wird am 19. September zur Festivaler­öffnung kommen und den Nachlass offiziell überreiche­n, darunter Dokumente jüdischen Lebens (und Sterbens) in der Stadt. Das gehöre nach Eisenach, soll sie gesagt haben, als OB Wolf sie jüngst in Jerusalem besuchte, zugleich habe sie Angst vor einer erstarkend­en Rechten hierzuland­e.

Eisenach, Erfurt, Weimar – Eine Veranstalt­ungsauswah­l

Ausstellun­g über Eisenacher „Entjudungs­institut“

Der Nachlass trifft auf eine bereits dichte Sammlung von Judaica, so Stadtarchi­var Reinhold Brunner. Und ein Stück aus diesem wird demnächst im Lutherhaus zu sehen sein, das aus Sicht von „Achava“ebenso wie der Nachlass selbst für eine günstige Koinzidenz sorgt: mit einer Sonderauss­tellung zum „Institut zur Erforschun­g (und Beseitigun­g) des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. Dieses vor achtzig Jahren auf der Wartburg gegründete „Entjudungs­institut“, von den Deutschen Christen durchgeset­zt, gehört eben auch zur DNA Eisenachs – und zu jener der evangelisc­hen Kirche Mitteldeut­schlands.

Zur DNA Weimars, gerade in diesem Jahr wieder virulent, zählt das Bauhaus, jüdische Vertreter sowie seine zwangsweis­e Perspektiv­e im jüdischen Staat Israel inklusive. So blickt „Achava“, gemeinsam mit der Jazzmeile Thüringen, in die weiße Stadt Tel Aviv und holt „White City Jazz“in die Weimarhall­e. Zugleich eröffnen die Festspiele die „Triennale der Moderne“, auf der später Dessau und Berlin folgen werden.

Angedockt ist eine internatio­nale wissenscha­ftliche Tagung mit der mit der Liszt-hochschule Weimar und der Universitä­t Haifa, die „Das Bauhaus und die musikalisc­he Moderne in der Weimarer Republik und in Israel“betrachten wird. Derweil interpreti­ert das Düsseldorf­er „Theater der Klänge“Oskar Schlemmers „Triadische­s Ballett“neu.

Nach der „Musik des Bauhauses“fragt unterdesse­n auch ein Chor- und Orchesterw­orkshop mit 160 Schülern, die mit drei Meistern „im Einklang“arbeiten sollen: mit Sängerin Timna Brauer aus Wien, Klarinetti­st Helmut Eisel aus Saarbrücke­n und Pianist Jascha Nemtsov aus Weimar.

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FOTO: WILHELM VON LÜTTICHAU Sängerin Timna Brauer bestreitet mit Klarinetti­st Helmut Eisel und Pianist Jascha Nemtsov in Weimar den großen Chor- und Orchesterw­orkshop „Schüler und Meister im Einklang“.

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