Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Die laute Stimme gegen Trump
Us-fußballerin Megan Rapinoe ist Aktivistin gegen Rassismus, Homophobie und Geschlechterdiskriminierung
Paris. Acht Jahre ist es her, dass Megan Rapinoe voller Freude und Stolz sang. Sie griff nach einem der Richtmikrofone an der Eckfahne und legte los. Sie sang voller Freude, weil sie bei der WM in Deutschland nach langer Verletzungszeit das Tor zum 2:0 beim Vorrundensieg gegen Kolumbien erzielt hatte. Sie sang voller Stolz, weil die USA ihrem Status als Fußballgroßmacht gerade gerecht wurden. Sie sang den Bruce-springsteen-song „Born in the U.S.A.“.
Acht Jahre später ist die Freude am Fußballspiel noch vorhanden, doch der Stolz ist weg. Megan Rapinoe singt nicht mehr. Wenn ihre Kolleginnen vor den Spielen dieser WM in Frankreich die Nationalhymne mitsingen, dann schweigt Rapinoe. Das wird auch heute so sein in Paris, im Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich. Es ist ihre Form des Protests. Ihre Botschaft an Donald Trump, den Präsidenten des Landes, in dem sie geboren wurde und das sie Englands Fußballerinnen haben als erste Mannschaft das Wm-halbfinale erreicht. In Le Havre setzte sich die Auswahl von Trainer Phil Neville gegen Norwegen 3:0 (2:0) durch. (sid) vor acht Jahren noch besungen hatte.
Springsteens Song wird häufig als patriotische Hymne fehlinterpretiert, dabei sind die Strophen eine kritische Betrachtung der politischen Verhältnisse der frühen 1980er-jahre, eine Auseinandersetzung mit dem Trauma des Vietnam-kriegs. Auch die damals 26-jährige Megan Rapinoe mag das Lied noch als Loblied verstanden haben, dabei würde es inhaltlich den Ansichten der heute 33-jährigen Megan Rapinoe viel eher entsprechen. Denn Megan Rapinoe ist derzeit eine der lautesten Stimmen im Kampf gegen die politischen Verhältnisse in ihrer Heimat. Sie fordert eine Reformierung des Strafrechts, die Stärkung der Rechte von Schwulen und Lesben. Schon 2012 bekannte sich die Offensivspielerin des Seattle Reign FC als erste Us-profifußballerin offen zur ihrer Homosexualität. 2016 solidarisierte sie sich mit dem American-football-spieler Colin Kaepernick, der aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt bei Spielen der Profiliga NFL niederkniete, sobald die Nationalhymne erklang. Auch Megan Rapinoe kniete fortan. Kaepernick wurde gefeuert. Rapinoe wurde kurzzeitig aus der Nationalmannschaft verbannt.
„Als ich älter geworden bin, habe ich erkannt, wie mächtig eine Stimme sein kann – meine Stimme, und die Stimme der Mannschaft“, sagte sie dem englischen Guardian vor dem Turnier. Und Rapinoe wurde des Kampfes nicht müde. Schon 2016 ging sie mit weiteren Stars der Us-frauenliga NWSL gegen die Lohnungleichheit gegenüber den Männern vor.
Die Blicke richten sich also auf Megan Rapinoe, doch wird sich im Prinzenpark heute nicht alles um sie drehen. Aufseiten der USA spielen auch Alex Morgan und Carli Lloyd, für Frankreich Wendie Renard und Amandine Henry. Sie gehören zu den Besten dieses Sports. Auch deshalb scheint dieses Duell auch einfach zu früh zu kommen. Frankreich gegen die USA wäre das absolute Traumfinale gewesen, Titelverteidiger gegen Gastgeber.
England gewinnt