Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Ein Häuptling

- Von Andreas Rabel

Der Geraer Rollhockey-spieler Gustav Rempke gehört als Zwölfjähri­ger schon zur U-15-nationalma­nnschaft

Gera. Enrico Rhein muss noch mindestens zwei Jahre durchhalte­n. Der 40 Jahre alte Spielführe­r der SG Lions hatte schon vor zwei Jahren verkündet, er könne mit dem Rollhockey erst aufhören, wenn er nicht wenigstens einmal mit Gustav Rempke zusammen in einer Mannschaft gespielt hat.

Doch das Talent in den Reihen des RSC Gera ist zwölf Jahre alt, erst mit 14 darf man mit einer Sondergene­hmigung auch in der Bundesliga auflaufen. Das aber könnte bald passen. Die Spielgemei­nschaft Gera-chemnitz ist vor zwei Wochen in die erste Liga aufgestieg­en. „Gustav ist ein Ausnahmesp­ieler. Mir wäre es eine Freude, mit ihm in einer Mannschaft zu spielen“, sagt Enrico Rhein und einmal in der Woche trainiert der Sechstkläs­sler bereits bei ihm zusammen mit den Männern.

Als er zweieinhal­b war, nahm ihn der Papa mit zu einem Probetrain­ing, die größere Schwester spielte auch bei den Blauweißen. So recht erinnern kann sich der Blondschop­f natürlich nicht mehr an die Anfänge, doch er stellte sich gut an, man sah, es macht ihm Spaß, ja, der Kleine könnte einmal groß rauskommen. Als einer der Jüngsten spielte er im Geraer U-9team, war der Torschütze vom Dienst– die Mannschaft­skameraden akzeptiert­en das. Gustav Rempke war der Erfolgsgar­ant. Mit der Geraer U11 wurde er bei den deutschen Meistersch­aften in Iserlohn Dritter – 28 der 32 Tore schoss er. „Er kann es eben“, sagt Enrico Rhein und schaute dem Talent beim Training zu. Es war die letzte Einheit in der Tinzer Sporthalle, bevor der 12-Jährige nach La Coruna nach Spanien aufbrach, um mit der deutschen U-15-nationalma­nnschaft bei einem Turnier zu spielen. „Ja, ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Aber auch stolz, dass ich es in die Nationalma­nnschaft geschafft habe“, sagt er.

Die vergangene­n zwei Jahre wurde er vom Bundestrai­ner Alfredo Meyer gesichtet, jetzt im dritten Anlauf die Einladung ins Nationalte­am. Am vorigen Wochenende lernten sich die acht Feldspiele­r und die zwei Torhüter der U-15-auswahl in Iserlohn schon einmal kennen. „Ich bin zwar der Jüngste“, sagt Gustav Rempke, aber er würde nicht auffallen, er ist weder der Kleinste noch der Größte.

Das Problem sei ein anderes: In der U-15-nationalma­nnschaft spielen nur Häuptlinge, durchweg die Topspieler der jeweiligen Vereine. „Wir müssen lernen zusammen zu spielen, schnell passen, die Situatione­n erkennen, den freien Mitspieler sehen.“Beim Lehrgang in Iserlohn konnten sie der deutschen A-nationalma­nnschaft zu sehen, gegen das Damen-a-team testen. Das Turnier in La Coruna ist der Saisonhöhe­punkt für die U-15-auswahl. Europameis­terschafte­n gibt es erst ab der Altersklas­se U 17. Das ist ein Ziel, sagt Gustav Rempke. Doch er alles Schritt für Schritt angehen, wird im Verein von Cheftraine­r Robert Kötter behutsam aufgebaut. Und dennoch spielt er schon in den Geraer U-13-, U-15und U-17-mannschaft­en, weil er es kann, weil er sich an das robustere Spiel der Älteren gewöhnen soll. Als sein sportliche­s Vorbild nennt er den Spanier Pedro Gil Gomez, ein Rockstar des Rollhockey­s. „Gustav hat von klein auf die Rollschuht­echnik verinnerli­cht, muss nicht mehr auf die Rollen schauen, kann an seiner Schlagtech­nik feilen, taktische Dinge lernen“, sagt Enrico Rhein.

Und einen ersten Sponsor hat der U-15-nationalsp­ieler auch schon: Robert Sindermann, Geschäftsf­ührer der Wohnwert Verwaltung­sgesellsch­aft mbh. Der Geraer kommt vom Sport, trainierte bis zur Wende als Ringer in Jena am Sportgymna­sium, kämpfte in der zweiten Bundesliga. „Das Geld bleibt ja in der Familie“, sagt er, „ich bin sein Onkel und helfe mit dem Sponsoring, bei den Flug- und Fahrtkoste­n und auch bei der Materialbe­schaffung.“Schläger, Rollen und Stopper kosten Geld. Wenn Gustav Rempke nicht auf Rollen steht, ist er mit dem Mountainbi­ke unterwegs oder frönt seiner zweiten Leidenscha­ft – dem Scooter Stunt, vollführt auf dem kleinen Roller im Skaterpark die tollsten Sprünge. Ob er sich denn konkrete Ziele stelle oder ein großes vor Augen hat? „Ich habe mir gewünscht, einmal Nationalma­nnschaft zu spielen. Mein zweiter großer Wunsch ist es, in der Bundesliga aufzulaufe­n. Den Bundesadle­r auf der Brust trägt er schon und sein Mitwirken in der Bundesliga ist wohl nur eine Frage der Zeit.

 ?? FOTO: RONNY ESCHRICH ?? Rollhockey-talent Gustav Rempke.
FOTO: RONNY ESCHRICH Rollhockey-talent Gustav Rempke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany