Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Mehrstedter Kirchendecke wird restauriert: Unterstützung und Eigeninitiative nötig
Lehm und Dreck rieseln durch die Ritzen der Verschalung bis ins Innere des Gotteshauses. Finanzspritzen vom Denkmalschutz und aus Erbschaft
Mehrstedt. Seit Jahren rieselt der Dreck von der Holzdecke der Mehrstedter Sankt Bonifatius-kirche. Das Tonnengewölbe ist in die Jahre gekommen. Wenn das Geläut der Kirche schlägt, überträgt sich die Vibration auf die Deckentonne des Kirchenschiffs. Der feine Lehmdreck bahnt sich seinen Weg durch die Holzverschalung der Decke und landet später im Inneren der Kirche.
Damit soll jetzt Schluss sein, erläutert Reimund Blaß; er ist Vorsitzender des Gemeindekirchenrats. Um die Decke auf ihrer Gesamtfläche von gut 100 Quadratmeter reinigen, sanieren und im Anschluss restaurieren zu können, wurde ein großes Stahlgerüst errichtet.
26.000 Euro fallen für Restaurierung an
Die Mitarbeiter einer Schlotheimer Tischlerei rückten an, um die Holzverschalung der Decke zu prüfen. Um dem Dreck hinter der Verkleidung Herr zu werden, wurden einige Bretter und die darauf gesetzten Leisten entfernt. „Wahrscheinlich stammt die Holzverschalung aus dem Jahr 1690, Anhaltspunkt hierfür sind kleine handgeschmiedete Nägel, die wir beim Öffnen der Verschalung entdeckt haben“, sagt der 67-jährige Vorsitzende.
Die Decke bestehe aus gefalzten Brettern. Diese seien weitgehend in einem ordentlichen Zustand.
Über die Jahrhunderte habe sich das Holz mit seinen Fugen samt aufgeklebter Leimbinde und genageltem Zinkband verschoben, erläutert Architektin Bärbel Angermann. Im Ursprung sei die Restaurierung der Decke auf dem Plan gewesen. Die umfänglichen Reinigungsarbeiten habe man so nicht vorgehabt. Als die beauftragte Restauratorin aber mit dem Abschleifen der Decke begann, sei der Dreck so stark aus den Fugen getreten, dass es ohne Reinigung nicht weitergegangen wäre. In Eigenleistung und mit Staubmaske auf dem Gesicht, machen sich drei Mehrstedter Gemeindeglieder ran, um mit Handfeger, Schaufel und Staubsauger gegen den Schmutz vorzugehen. „Wir versuchen, den Dreck so vorsichtig wie möglich zu entfernen. Hier findet sich nicht nur Lehmdreck, sondern es finden sich auch Sägespäne, Mörtelreste und brüchige Firstziegel, die vermutlich von Dachsanierungsarbeiten aus den vergangen Jahren stammen, sowie Hinterlassenschaften vom Marder. Das, was wir von der Verkleidung erhalten können, soll unbedingt auch bestehen bleiben. Wir müssen die Kosten im Blick behalten“, erläutert Reimund Blaß. Sind die Reinigungsarbeiten abgeschlossen, werde der Tischler etwas breitere Holzleisten auf Nut und Feder schrauben. Um dem Dreck von der Decke aber auch in Zukunft zu entgehen, werde ein dünner Rieselschutz verklebt. Dieser sorge für den dauerhaften Staubschutz. Pfarrer Frank Freudenberg schätzt die Kosten auf etwa 26.000 Euro.
„Dank der Unterstützung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die uns 10.000 Euro für dieses Projekt zur Verfügung stellt, durch unseren Kirchenkreis Bad Frankenhausen sowie die Eigenmittel und viele fleißige Helfer ist es möglich, diese Deckenrestauration zu realisieren“, sagt Freudenberg. Er erinnert an ein Ehepaar, das – obwohl es schon lange nicht mehr in Mehrstedt gelebt hatte – im Testament verankern ließ: Der barocken Dorfkirche in der Ortsmitte sollen insgesamt 5000 Euro zugute kommen. Das Geld sei nach dem Tod der Eheleute auch überwiesen worden.
„Bei unserer Stiftung, gibt es ein Programm, das heißt ‚Die Schönen vom Lande‘. Aus diesem Topf fördern wir auch die Deckensanierung“, sagt Hansulrich Pohlmann, er ist Ortskurator bei der Stiftung Denkmalschutz. Es sei wichtig, dass die Kultur der kleinen Dorfkirchen nicht kaputt gehe.