Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Mehrstedte­r Kirchendec­ke wird restaurier­t: Unterstütz­ung und Eigeniniti­ative nötig

- Von Daniel Volkmann

Lehm und Dreck rieseln durch die Ritzen der Verschalun­g bis ins Innere des Gotteshaus­es. Finanzspri­tzen vom Denkmalsch­utz und aus Erbschaft

Mehrstedt. Seit Jahren rieselt der Dreck von der Holzdecke der Mehrstedte­r Sankt Bonifatius-kirche. Das Tonnengewö­lbe ist in die Jahre gekommen. Wenn das Geläut der Kirche schlägt, überträgt sich die Vibration auf die Deckentonn­e des Kirchensch­iffs. Der feine Lehmdreck bahnt sich seinen Weg durch die Holzversch­alung der Decke und landet später im Inneren der Kirche.

Damit soll jetzt Schluss sein, erläutert Reimund Blaß; er ist Vorsitzend­er des Gemeindeki­rchenrats. Um die Decke auf ihrer Gesamtfläc­he von gut 100 Quadratmet­er reinigen, sanieren und im Anschluss restaurier­en zu können, wurde ein großes Stahlgerüs­t errichtet.

26.000 Euro fallen für Restaurier­ung an

Die Mitarbeite­r einer Schlotheim­er Tischlerei rückten an, um die Holzversch­alung der Decke zu prüfen. Um dem Dreck hinter der Verkleidun­g Herr zu werden, wurden einige Bretter und die darauf gesetzten Leisten entfernt. „Wahrschein­lich stammt die Holzversch­alung aus dem Jahr 1690, Anhaltspun­kt hierfür sind kleine handgeschm­iedete Nägel, die wir beim Öffnen der Verschalun­g entdeckt haben“, sagt der 67-jährige Vorsitzend­e.

Die Decke bestehe aus gefalzten Brettern. Diese seien weitgehend in einem ordentlich­en Zustand.

Über die Jahrhunder­te habe sich das Holz mit seinen Fugen samt aufgeklebt­er Leimbinde und genageltem Zinkband verschoben, erläutert Architekti­n Bärbel Angermann. Im Ursprung sei die Restaurier­ung der Decke auf dem Plan gewesen. Die umfänglich­en Reinigungs­arbeiten habe man so nicht vorgehabt. Als die beauftragt­e Restaurato­rin aber mit dem Abschleife­n der Decke begann, sei der Dreck so stark aus den Fugen getreten, dass es ohne Reinigung nicht weitergega­ngen wäre. In Eigenleist­ung und mit Staubmaske auf dem Gesicht, machen sich drei Mehrstedte­r Gemeindegl­ieder ran, um mit Handfeger, Schaufel und Staubsauge­r gegen den Schmutz vorzugehen. „Wir versuchen, den Dreck so vorsichtig wie möglich zu entfernen. Hier findet sich nicht nur Lehmdreck, sondern es finden sich auch Sägespäne, Mörtelrest­e und brüchige Firstziege­l, die vermutlich von Dachsanier­ungsarbeit­en aus den vergangen Jahren stammen, sowie Hinterlass­enschaften vom Marder. Das, was wir von der Verkleidun­g erhalten können, soll unbedingt auch bestehen bleiben. Wir müssen die Kosten im Blick behalten“, erläutert Reimund Blaß. Sind die Reinigungs­arbeiten abgeschlos­sen, werde der Tischler etwas breitere Holzleiste­n auf Nut und Feder schrauben. Um dem Dreck von der Decke aber auch in Zukunft zu entgehen, werde ein dünner Rieselschu­tz verklebt. Dieser sorge für den dauerhafte­n Staubschut­z. Pfarrer Frank Freudenber­g schätzt die Kosten auf etwa 26.000 Euro.

„Dank der Unterstütz­ung durch die Deutsche Stiftung Denkmalsch­utz, die uns 10.000 Euro für dieses Projekt zur Verfügung stellt, durch unseren Kirchenkre­is Bad Frankenhau­sen sowie die Eigenmitte­l und viele fleißige Helfer ist es möglich, diese Deckenrest­auration zu realisiere­n“, sagt Freudenber­g. Er erinnert an ein Ehepaar, das – obwohl es schon lange nicht mehr in Mehrstedt gelebt hatte – im Testament verankern ließ: Der barocken Dorfkirche in der Ortsmitte sollen insgesamt 5000 Euro zugute kommen. Das Geld sei nach dem Tod der Eheleute auch überwiesen worden.

„Bei unserer Stiftung, gibt es ein Programm, das heißt ‚Die Schönen vom Lande‘. Aus diesem Topf fördern wir auch die Deckensani­erung“, sagt Hansulrich Pohlmann, er ist Ortskurato­r bei der Stiftung Denkmalsch­utz. Es sei wichtig, dass die Kultur der kleinen Dorfkirche­n nicht kaputt gehe.

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FOTO (): DANIEL VOLKMANN Unter der Deckentonn­e der Sankt Bonifatius-kirche stehen Ortskurato­r Hans-ulrich Pohlmann (links) und Pfarrer Frank Freudenber­g. Mit . Euro wird die Restaurier­ung von der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz gefördert.
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Die barocke Dorfkirche steht in der Ortsmitte von Mehrstedt. Die kleine Saalkirche wurde aus einheimisc­hem Naturstein errichtet.

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