Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Gedenken an Genschers Balkon-rede

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Generalkon­sulin Cornelia Pieper würdigt Protest der Ddr-flüchtling­e in der Prager Botschaft 1989

Halle. Mit einer Gedenkvera­nstaltung ist am Sonntag in Halle (Sachsen-anhalt) an die Rede von Hans-dietrich Genscher in der Prager Botschaft erinnert worden. Dazu kamen in den Franckesch­en Stiftungen Wegbegleit­er des Fdp-politikers sowie Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) zusammen.

Als Außenminis­ter der Bundesrepu­blik Deutschlan­d hatte Genscher (1927-2016) im September 1989 Tausenden Flüchtling­en aus der DDR vom Balkon der bundesdeut­schen Botschaft in Prag aus die Nachricht überbracht, dass sie in den Westen ausreisen können. Wenige Wochen nach diesem Ereignis fiel die Mauer nach Jahrzehnte­n der deutschen Teilung.

Die heutige Generalkon­sulin der Bundesrepu­blik in Danzig, Cornelia Pieper, appelliert­e, die Verdienste der Mittel- und Osteuropäe­r nicht zu vergessen. Der Mut der Polen, auf die Straße zu gehen, habe auch die Opposition in der ehemaligen DDR gestärkt. „Ohne die Solidarnoś­ć und Lech Walesa hätte es die deutsche Einheit nicht gegeben, auch nicht ohne Öffnung der österreich­isch-ungarische­n Grenze und auch nicht ohne den Protest der Ddr-flüchtling­e in der Prager Botschaft 1989“, so Pieper. Der Mut der Ost- und Mitteleuro­päer sei Vorbild im Kampf für Freiheit und Demokratie gewesen. Die wie Genscher aus Halle stammende heutige Diplomatin war nach der Wende als Fdp-politikeri­n auch Generalsek­retärin der Partei.

Die ehemalige Bundesjust­izminister­in Sabine Leutheusse­rschnarren­berger betonte die großen Herausford­erungen, die es auch heute noch gibt: „Berufliche und private Werdegänge vieler ehemaliger Ddr-bürger werden als nicht gleichwert­ig erachtet. Die ausbleiben­de Würdigung früherer Lebensleis­tungen verstärkt soziale Spaltungen und das Gefühl, vom Rest der Gesellscha­ft abgehängt zu sein.“(dpa)

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