Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Viel Rauch um nichts

- Von Axel Lukacsek

Trotz klarer Überlegenh­eit steht der FC Rot-weiß Erfurt beim 0:0 gegen Chemie Leipzig fast mit leeren Händen da. Fans beider Lager zünden Nebeltöpfe

Erfurt. Es brannte lichterloh im Erfurter Steigerwal­dstadion. Aber nur eben nicht vor dem Tor des Gegners. Dort fehlte die zündende Idee. „Ich könnte den einen oder anderen Spieler jetzt an die Wand nageln. Das mache ich aber nicht, weil es nichts bringt“, sagte Thomas Brdaric.

Der Erfurter Trainer musste mit ansehen, wie seine Mannschaft – einmal mehr – eine klare Überlegenh­eit nicht in einen Sieg verwandeln konnte und durch das enttäusche­nde 0:0 gegen die BSG Chemie Leipzig sogar noch um einen Rang auf Tabellenpl­atz 14 abrutschte.

Die echten Aufreger dieser Regionalli­ga-begegnung lieferten viel mehr die Fans auf beiden Seiten bei einem zumindest auf den Tribünen stimmungsv­ollen Viertliga-kick. Im Leipziger Block brannten bereits vor dem Anpfiff die ersten bunten Rauchbombe­n, untermalt mit dem Banner: „Wir sind lässig“. In Halbzeit zwei fackelten dort ein paar Unverbesse­rliche sogar eine Rot-weiß-fahne ab.

Ihren Bemühungen um eine Materialfr­eiheit im Stadion für die großen Fahnen, die zwingend aus schwer entflammba­ren Stoffen bestehen muss, erwiesen einige Rwe-anhänger ebenso einen Bärendiens­t. In der 48. Minute hüllten ein paar Nebelkerze­n die Südkurve in dichten Qualm. Das Spiel musste kurz unterbroch­en werden, der Verein muss wohl mit einer Geldstrafe rechnen. Zuvor waren viele Anhänger gemeinsam vom Stadtzentr­um ins Stadion marschiert und hatten auf einem Banner noch einmal ihre Sicht auf die Fankultur („Gegen alle Materialve­rbote, Freiheit statt Einschränk­ung. Dank der Kurve lebt der Verein auch in schweren Zeiten.“) zur Schau gestellt.

Selbst als jeglicher Rauch verflogen war, ließen die Erfurter Kicker beim Drang zum Tor trotz aller Überlegenh­eit den Durchblick im gegnerisch­en Strafraum vermissen. „Uns fehlt einfach die Leichtigke­it beim Abschluss. Wir brauchen 15 Chancen, um überhaupt erst einmal den Pfosten zu treffen“, sagte Kapitän Lukas Novy, der enttäuscht den Rasen verließ: „Ich kann mich ehrlich gesagt schon gar nicht mehr daran erinnern, dass wir zur Halbzeit mal mit 2:0 oder 3:0 geführt haben.“

Dabei weckte der muntere Auftakt durchaus Hoffnung auf mehr. Von der ersten Minute an waren die Erfurter die bessere Mannschaft. Marc-frank Brasnic setzte mit seinem 15-Meterschus­s ein erstes Achtungsze­ichen (6.). Ein ums andere Mal setzte Leipzig zwar einen Konter an, aber die Rwe-abwehr mit Torhüter Jannick Theißen war stets auf der Hut.

Die beste Erfurter Gelegenhei­t verpasste zunächst Brasnic gleich nach Wiederbegi­nn, als Erfurt überfallar­tig nur 20 Sekunden nach dem Anpfiff gefährlich vor dem Leipziger Tor auftauchte. Aber die Eingabe von Morten Rüdiger konnte der Erfurter Angreifer nicht in einen Treffer ummünzen. Um noch einmal die Offensive neu zu beleben, brachte Trainer Brdaric für Brasnic in der 65. Minute den baumlangen Sinisa Veselinovi­c – vergeblich.

Niemand hätte über die dürftige Leistung im Angriff diskutiert, wäre das 1:0 doch noch gelungen. Der Treffer wäre sogar möglich gewesen. Selim Aydemir stürmte in der Schlussmin­ute allein auf Leipzigs Torhüter Benjamin Bellot zu, schoss ihm aber den Ball in die Arme. Besser hätte Erfurt seine Harmlosigk­eit in der Offensive nicht demonstrie­ren können.

Trainer Brdaric hat bereits eine Idee, wie er seine Spieler wieder auf Kurs bringen könnte. „Vielleicht sollte ich ihnen mal ein Video zeigen, wie schön es ist, nach einem Torerfolg in der Kurve zu feiern.“So aber blieb nach der Nullnummer trotz heißblütig­er Fans auf den Tribünen ein schlichtes Fazit: Viel Rauch um nichts.

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FOTO: SASCHA FROMM In der zweiten Halbzeit brannte im Leipziger Block eine Erfurter Fahne.

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