Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Mehr als 1000 Besucher bei Messe zur Fachkräftegewinnung
66 Unternehmen präsentieren sich. Bei Neuauflage sollen Rückkehr-interessenten in Unstrut-hainich-region noch stärker in den Fokus rücken
Pfarrer Teja Begrich zum Auftritt des Afd-politikers Montag in Mühlhausen, dem die Kirche eine Andacht entgegensetzt Landkreis. Die erste Messe „Beruf.bildung.karriere“war ein Erfolg. Mehr als 1000 Besucher kamen in die Sporthalle der beruflichen Schulen in Mühlhausen, wo sich am Samstag 66 Unternehmen und Institutionen präsentierten. Veranstalter war der Unstrut-hainich-kreis, der mit der Messe dem Fachkräftemangel entgegentreten will.
„Zollbeamter scheint ein attraktiver Beruf zu sein“, sagte Holger Giersberg und grinste. Er ist Pressesprecher des Hauptzollamtes Erfurt. Am Stand, an dem er mit seiner Stellvertreterin Jessica Weigand informierte, herrschte ständig Andrang. Immer wieder kamen Jugendliche, um nach Ausbildungsplätzen zu fragen.
Laut Giersberg werden in Thüringen 50 Anwärter für den mittleren und gehobenen Dienst gesucht, bundesweit sind es 2000. „Noch bekommen wir ausreichend Bewerbungen“, berichtete Giersberg. Er führt das darauf zurück, dass der Beruf des Zollbeamten eine Mischung aus Innen- und Außendienst bietet und mitunter spannend sei. Denn der Zoll deckt oftmals auch Schmuggel mit Drogen wie Crystal, Waffen oder unerlaubten Feuerwerkskörpern auf.
Dennoch sei es wichtig, den Zoll auf Messen zu präsentieren, sagte Giersberg. Auch bei der Bildungsmesse des Landkreises, die immer im Frühjahr in Mühlhausen stattfindet, ist die Behörde regelmäßig dabei.
Die Ausbildung ist das eine, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Nach Ansicht von Landrat Harald Zanker (SPD) muss der Kreis auch Pendler und Abwanderer zurückzugewinnen, die wieder in ihrer Heimat arbeiten wollen. Berechnungen zufolge werden in Zukunft wegen des demografischen Wandels in der Region nicht mehr ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Daher sollten bei dieser Messe die Rückkehrwilligen stärker ins Visier genommen werden. Laut Axel Wieczorek sei das auch gelungen. Er ist Geschäftsführer des Unternehmens Says-marketing, das die Messe im Auftrag des Unstruthainich-kreises organisierte. Wie die Auswertung der Fragebögen ergab, haben einige Firmen bei der Messe Gespräche mit Rückkehrern geführt.
Dennoch soll im Fall einer Neuauflage noch stärker der Fokus auf die Rückkehr-interessenten gelegt werden. Vor allem will Says-marketing eine Lösung finden, dass auch diejenigen von der Messe profitieren, die sich beruflich umorientieren wollen. Es kamen nur wenige, die ihre Arbeit wechseln wollen. „Vermutlich, weil dann offensichtlich gewesen wäre, dass sie mit ihrem jetzigen Job unzufrieden sind“, so Axel Wieczorek. Denn das Problem sei, dass im Landkreis jeder jeden kenne.
Quereinsteigern eine Chance gibt etwa die Firma TMP Fenster und Türen in Bad Langensalza. Sie können laut Janine Seiffarth beispielsweise in der Objektbetreuung eingesetzt werden. „Wir suchen für jeden eine individuelle Lösung“, informierte sie. Denn im Unternehmen gebe es mehr als zehn Berufszweige – angefangen von den kaufmännischen Sparten über Fertigungsmechaniker bis hin zur Fachkraft für Lagerlogistik.
Auch bei der Bundeswehr gibt es laut Hauptmann Matthias Kaiser zivile Bereiche, in denen die, die sich umorientieren wollten, eine Arbeit finden könnten. „Massiv gesucht werden bei uns Fachkräfte in Informatik.“Er freute sich am Samstag über zahlreiche Nachfragen – auch zum Thema Ausbildung. „Denn gerade jetzt, wo die Bundeswehr aus Mühlhausen weggegangen ist, besteht die Gefahr, dass sie aus der Wahrnehmung verschwindet“, berichtete er.
Für Quereinsteiger eignet sich der Beruf des Schonsteinfegers weniger. Aber Rüdiger Speck, Bezirksschornsteinfegermeister aus Bad Langensalza und Sprachrohr für die Innung in Thüringen, hat bereits gute Erfahrungen mit Umschülern gemacht. In der Branche macht man sich derzeit vor allem Sorgen um die Meister. Diese Ausbildung wird benötigt, um Bezirksschonsteinfeger zu sein. „Wir haben Angst, dass irgendwann nicht mehr alle Stellen besetzt werden können“, informierte Speck.
Selbst das Landratsamt des Landkreises stellte sich bei Messe vor. „Wir haben Stellen, die mancher nicht mit dem Landkreis in Verbindung bringt“, sagte Theresa Breitbarth, die den Fachdienst Personal leitet. So würden beispielsweise Heilpädagogen und Erzieher für Kreiseinrichtungen gesucht.
Quereinsteiger sind in vielen Berufen gefragt