Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Heimatstunde mit Uwe Steimle
Der Kabarettist aus Dresden eröffnet den Mühlhäuser Satireherbst in der ausverkauften Kulturstätte Schwanenteich
Mühlhausen. Mit seinem Programm „Heimatstunde“hat der Dresdener Kabarettist Uwe Steimle den Mühlhäuser Satireherbst eröffnet. Die Veranstaltung war ausverkauft. 400 Zuschauer amüsierten sich in der Kulturstätte Schwanenteich über Steimles verbale Pfeile.
„Ich kann meinem Führungsoffizier berichten, dass es nicht an Mühlhausen gelegen hat“, sagte Steimle. Denn das Publikum hatte ihm auf die Losung der Thälmann-pioniere mit „Immer bereit“geantwortet. Auch beim Lied „Die Heimat hat sich schön gemacht“zeigten sich die Zuschauer textsicher. Steimle rieb sich die Hände. „Der Sozialismus wird erst gesiegt haben, wenn es die Erde nicht mehr gibt“, zitierte er Kurt Tucholsky – und konnte sich der Lacher gewiss sein.
Steimles Ziel war es, mit der Erinnerung an die DDR den Zuschauern ein Gefühl von Heimat zu vermitteln. Nicht umsonst hat er sein Programm so genannt. „Wenn in Düsseldorf 30 von uns sitzen, dann ist das wie ein Vertriebenentreffen“, witzelte Steimle, der die Erfindung des Begriffs „Ostalgie“für sich in Anspruch nimmt.
Der Dresdener ist für provokante Scherze bekannt. Auch in Mühlhausen nahm er die Politiker auseinander, den Westen, die Russen, die Genderdebatte, Geflüchtete. Steimle frotzelte, spottete, neckte. Auch streitbare Sätze kamen beim Publikum an. Etwa: „Was hier als Kampf gegen Nazis geführt wird, ist ein Kampf gegen das eigene Volk.“
Wegen solcher Äußerungen ist Steimle zuletzt in die Kritik geraten. Laut Kulturhausleiter Jens Machowski sei deshalb lange debattiert worden, ob Steimle auftreten soll. „Satire darf alles, solange es das Publikum will“, sagte Machowski. Er kenne Steimle persönlich, der nicht in die Schublade gehöre, in die er gesteckt werde. „Er ist ein genialer Satiriker, er legt den Finger in die Wunde, so dass es wehtut.“