Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Was Touristen in Saudi-arabien droht
Das Königreich ermöglicht Besuchern die leichtere Einreise – aber nicht ohne strenge Verhaltensregeln
Riad. Politisch gesehen gleicht die arabische Halbinsel gerade einem Benzinfass. Dafür gibt es aber „13 Regionen mit jeweils einer unverwechselbaren kulturellen Tradition“und „blühende zeitgenössische Kunst“– Saudiarabien wirbt offiziell um mehr Touristen.
Das erzkonservative Königreich plant, dass der Tourismus bis 2030 bis zu zehn Prozent des saudischen BIP betragen soll, derzeit sind es drei. Man stecke Milliarden von Dollar in die Verbesserung der Infrastruktur und zur Entwicklung von geschichtlichen Entertainment-attraktionen. In einer großangelegten Werbekampagne – es erscheinen etwa ganzseitige Anzeigen in Tageszeitungen – wird allerdings das strenge Reglement unerwähnt gelassen, dem sich nicht nur Bürger, sondern auch ausländische Touristen beugen müssen. Wenn nicht, drohen ihnen hohe Geldstrafen.
Nach dem Start des neuen Visa-systems (110 Euro für ein Visum bei Einreise) stellte das Innenministerium des streng konservativen muslimischen Königreiches nämlich einen Verhaltenskatalog für Besucher auf. Darin sind 19 potenzielle Verstöße aufgelistet. Dazu zählen das Tragen unanständiger Kleidung ebenso wie die Zurschaustellung gegenseitiger Zuneigung. Auch spucken, vordrängeln oder Müll auf die Straße werfen sind verboten. Fotos oder Videos von anderen Menschen dürfen nicht ohne Erlaubnis gemacht werden und es darf auch keine Musik während der Gebetszeiten gespielt werden. Die Höhe der Bußgelder reicht von umgerechnet etwa zwölf Euro bis 1500 Euro.
Alkohol bleibt nach wie vor illegal. Das Essen, das Trinken oder das Rauchen ist in der Öffentlichkeit verboten. Unklar ist, ob unverheiratete Männer und Frauen gemeinsam in ein Hotelzimmer dürfen.
Die saudische Regierung weist im Internet darauf hin, dass Frauen nicht zu viel Zeit mit fremden Männern verbringen sollen. Öffentliche Gebäude hätten getrennte Eingänge für Frauen und Männer.
Auch an Stränden, Parks und in öffentlichen Transportmitteln müssen sich Männer und Frauen voneinander fern halten. (phn/dpa)