Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Kanonenbah­n-radweg ist fertig

- Von Alexander Volkmann und Sigrid Aschoff

28 Kilometer sind durchgehen­d befahrbar. Großprojek­t drohte zwischenze­itlich zu scheitern. Südeichsfe­ld verspricht sich mehr Touristen

Südeichsfe­ld. Geschafft! Das letzte Teilstück des Kanonenbah­n-radwegs zwischen dem Küllstedte­r Bahnhof und Lengenfeld unterm Stein ist fertig. Mit der Einweihung am morgigen Reformatio­nstag wird der 28 Kilometer lange Radweg zwischen Dingelstäd­t und Geismar durchgehen­d auf asphaltier­tem Weg befahrbar sein. Die Verbindung schließt die Lücke zwischen dem Werratal-radweg (Frieda, Hessen) und dem Leineheide-radweg (Leinefelde) sowie dem Unstrut-radweg in Dingelstäd­t. Fünf Millionen Euro wurden investiert.

Dabei verläuft der Radweg auf über 21 Kilometern auf der Ende des 19. Jahrhunder­ts gebauten Bahntrasse und damit parallel zur heutigen Draisinens­trecke. Radfahrer passieren dabei, nicht unspektaku­lär, sechs Tunnel und vier Brücken.

Vom Kanonenbah­ndamm führen Wege zu acht Ortschafte­n und dem Kloster Kerbscher Berg. Einkehr-, Übernachtu­ngsmöglich­keiten und Rastplätze sind an der Streckenfü­hrung für Radfahrer und Draisinenn­utzer vorhanden. Der Aus- und Umbau des Dingelstäd­ter Bahnhofs ist gerade im Gang. Dort sollen Übernachtu­ngsmöglich­keiten geschaffen werden und eine Gastronomi­e entstehen.

Auf der gesamten Strecke galt es, Sicherheit für Radfahrer herzustell­en. So wurden vier Notruftele­fone im Küllstedte­r Tunnel, mit 1530 Metern der längste auf der Route, installier­t. Auch Lampen wurden eingebaut, die den Weg bei Bedarf ausleuchte­n. Es gibt mehrere Rettungspu­nkte am Weg.

Nach fast zehn Jahren Planung wurde im Februar 2017 der erste Spatenstic­h für den Teilabschn­itt zwischen Dingelstäd­t und Küllstedt gemacht und ein halbes Jahr später eröffnet. Der Abschnitt Lengenfeld – Geismar ist seit September 2017 befahrbar. Nun folgt mit 11,5 Kilometern

die Verbindung zwischen Lengenfeld und Küllstedt.

Es war mitunter ein zähes Ringen um das Großprojek­t. Das drohte zwischenze­itlich sogar zu scheitern. Der Grund: Einige Gemeinden, deren Gemarkung der Radweg nur streift, waren nicht bereit, den Eigenantei­l zu leisten. Eine Verwaltung­svereinbar­ung rettete das Projekt, sagt Südeichsfe­ld-bürgermeis­ter Andreas Henning (parteilos).

Darin verpflicht­eten sich der Kanonenbah­n Verein und die Kanonenbah­n Gmbh, die die Draisinens­trecke betreibt, den Eigenantei­l teilweise zu übernehmen – laut Henning um die 100.000 von insgesamt 600.000 Euro, die die Anliegerge­meinden trugen. Auch neue Richtlinie­n

und die angekündig­te Senkung des Fördersatz­es ließen ein zwischenze­itliches Aus für das Radwegepro­jekt erahnen. Im August 2015 aufatmen: Für den Bau des Kanonenbah­n-radweges wurde die Maximalför­derung von 90 Prozent zugesagt. Das Geld kam vom Thüringer Wirtschaft­sministeri­um.

Wie die Strecke werden auch die Bahnhöfe Dingelstäd­t und Lengenfeld von der Kanonenbah­n Gmbh betrieben. „Wir sehen den Radweg als deutliche Aufwertung für den Tourismus in der Region“, sagt Andreas Henning. Der Lengenfeld­er Bahnhof und der Draisinenb­etrieb würden gestärkt.

Der Radweg führt aktuell ab Schloss Bischofste­in durch Lengenfeld

zum Bahnhof und von dort weiter Richtung Geismar.

Die Gemeinde habe einen Förderantr­ag gestellt, um den Abschnitt ab Bischofste­in bis zum Kindergart­en zu verlängern. Damit kämen die Radfahrer direkt unter dem Viadukt auch durch den Ortskern, erläutert Henning. Der stete Wunsch, den Radweg irgendwann direkt über das Viadukt zu führen, werde aktuell nicht diskutiert. Viele sicherheit­stechnisch­e Auflagen seien notwendig, so Henning.

Fakten zum Kanonenbah­n-radweg

Der Radweg hat eine Länge von rund 28 Kilometern und führt von Dingelstäd­t (Bahnhof) über Kefferhaus­en, Küllstedt, Großbartlo­ff und Lengenfeld/stein nach Geismar.

Die Bahnstreck­e (Leinefelde – Eschwege) wurde 1880 für militärisc­he Zwecke gebaut.

Historisch­e Bauwerke, darunter Tunnel und Brücken, sind erhalten geblieben und wurden für den Radweg sicherheit­stechnisch nachgerüst­et. Mit 1530 Metern ist der Küllstedte­r Tunnel der längste.

Mit dem Rad über das Lengenfeld­er Viadukt zu fahren, ist bislang nicht möglich.

Der Abschnitt Küllstedt – Dingelstäd­t (7,3 Kilometer) wurde 2017 eröffnet; der Abschnitt Lengenfeld – Geismar (2,5 Kilometer) 2017. Nun folgt die Strecke zwischen Lengenfeld und Küllstedt (11,5 Kilometer).

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ARCHIV-FOTOS (): ALEXANDER VOLKMANN Im September  wurde der Abschnitt des Kanonenbah­nradweges zwischen Lengenfeld und Geismar eröffnet. Mit dabei waren die Familien Staufenbie­l und Grimm.
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