Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Kanonenbahn-radweg ist fertig
28 Kilometer sind durchgehend befahrbar. Großprojekt drohte zwischenzeitlich zu scheitern. Südeichsfeld verspricht sich mehr Touristen
Südeichsfeld. Geschafft! Das letzte Teilstück des Kanonenbahn-radwegs zwischen dem Küllstedter Bahnhof und Lengenfeld unterm Stein ist fertig. Mit der Einweihung am morgigen Reformationstag wird der 28 Kilometer lange Radweg zwischen Dingelstädt und Geismar durchgehend auf asphaltiertem Weg befahrbar sein. Die Verbindung schließt die Lücke zwischen dem Werratal-radweg (Frieda, Hessen) und dem Leineheide-radweg (Leinefelde) sowie dem Unstrut-radweg in Dingelstädt. Fünf Millionen Euro wurden investiert.
Dabei verläuft der Radweg auf über 21 Kilometern auf der Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Bahntrasse und damit parallel zur heutigen Draisinenstrecke. Radfahrer passieren dabei, nicht unspektakulär, sechs Tunnel und vier Brücken.
Vom Kanonenbahndamm führen Wege zu acht Ortschaften und dem Kloster Kerbscher Berg. Einkehr-, Übernachtungsmöglichkeiten und Rastplätze sind an der Streckenführung für Radfahrer und Draisinennutzer vorhanden. Der Aus- und Umbau des Dingelstädter Bahnhofs ist gerade im Gang. Dort sollen Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen werden und eine Gastronomie entstehen.
Auf der gesamten Strecke galt es, Sicherheit für Radfahrer herzustellen. So wurden vier Notruftelefone im Küllstedter Tunnel, mit 1530 Metern der längste auf der Route, installiert. Auch Lampen wurden eingebaut, die den Weg bei Bedarf ausleuchten. Es gibt mehrere Rettungspunkte am Weg.
Nach fast zehn Jahren Planung wurde im Februar 2017 der erste Spatenstich für den Teilabschnitt zwischen Dingelstädt und Küllstedt gemacht und ein halbes Jahr später eröffnet. Der Abschnitt Lengenfeld – Geismar ist seit September 2017 befahrbar. Nun folgt mit 11,5 Kilometern
die Verbindung zwischen Lengenfeld und Küllstedt.
Es war mitunter ein zähes Ringen um das Großprojekt. Das drohte zwischenzeitlich sogar zu scheitern. Der Grund: Einige Gemeinden, deren Gemarkung der Radweg nur streift, waren nicht bereit, den Eigenanteil zu leisten. Eine Verwaltungsvereinbarung rettete das Projekt, sagt Südeichsfeld-bürgermeister Andreas Henning (parteilos).
Darin verpflichteten sich der Kanonenbahn Verein und die Kanonenbahn Gmbh, die die Draisinenstrecke betreibt, den Eigenanteil teilweise zu übernehmen – laut Henning um die 100.000 von insgesamt 600.000 Euro, die die Anliegergemeinden trugen. Auch neue Richtlinien
und die angekündigte Senkung des Fördersatzes ließen ein zwischenzeitliches Aus für das Radwegeprojekt erahnen. Im August 2015 aufatmen: Für den Bau des Kanonenbahn-radweges wurde die Maximalförderung von 90 Prozent zugesagt. Das Geld kam vom Thüringer Wirtschaftsministerium.
Wie die Strecke werden auch die Bahnhöfe Dingelstädt und Lengenfeld von der Kanonenbahn Gmbh betrieben. „Wir sehen den Radweg als deutliche Aufwertung für den Tourismus in der Region“, sagt Andreas Henning. Der Lengenfelder Bahnhof und der Draisinenbetrieb würden gestärkt.
Der Radweg führt aktuell ab Schloss Bischofstein durch Lengenfeld
zum Bahnhof und von dort weiter Richtung Geismar.
Die Gemeinde habe einen Förderantrag gestellt, um den Abschnitt ab Bischofstein bis zum Kindergarten zu verlängern. Damit kämen die Radfahrer direkt unter dem Viadukt auch durch den Ortskern, erläutert Henning. Der stete Wunsch, den Radweg irgendwann direkt über das Viadukt zu führen, werde aktuell nicht diskutiert. Viele sicherheitstechnische Auflagen seien notwendig, so Henning.
Fakten zum Kanonenbahn-radweg
Der Radweg hat eine Länge von rund 28 Kilometern und führt von Dingelstädt (Bahnhof) über Kefferhausen, Küllstedt, Großbartloff und Lengenfeld/stein nach Geismar.
Die Bahnstrecke (Leinefelde – Eschwege) wurde 1880 für militärische Zwecke gebaut.
Historische Bauwerke, darunter Tunnel und Brücken, sind erhalten geblieben und wurden für den Radweg sicherheitstechnisch nachgerüstet. Mit 1530 Metern ist der Küllstedter Tunnel der längste.
Mit dem Rad über das Lengenfelder Viadukt zu fahren, ist bislang nicht möglich.
Der Abschnitt Küllstedt – Dingelstädt (7,3 Kilometer) wurde 2017 eröffnet; der Abschnitt Lengenfeld – Geismar (2,5 Kilometer) 2017. Nun folgt die Strecke zwischen Lengenfeld und Küllstedt (11,5 Kilometer).