Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Rechnungsh­of warnt vor Waldkauf auf Pump

Ein neues Gesetz soll zur Rettung geschwächt­er Wälder beitragen. Der Entwurf stößt auf Kritik

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Rudolstadt. Der Rechnungsh­of warnt davor, dass Thüringens Landesfors­tanstalt Waldstücke oder kahle Flächen mit geborgtem Geld kauft. Die Kreditaufn­ahme bei derzeit geringen Erlösen durch den Holzverkau­f würde Thüringenf­orst zusätzlich belasten, sagte Rechnungsh­ofpräsiden­t Sebastian Dette. Fällige Kreditzins­en würden den Fehlbetrag in der Bilanz der Forstansta­lt, der ohnehin bei mehr als 15 Millionen Euro allein im vergangene­n Jahr liegen dürfte, noch vergrößern. „Und darauf zu spekuliere­n, dass die Flächen irgendwann mehr wert sind als heute, ist nicht die Aufgabe einer Landesfors­tanstalt“, sagte Dette. Damit würde sich die Spekulatio­n mit Waldfläche­n vom privaten in den staatliche­n Bereich verlagern.

Hintergrun­d ist ein Gesetzentw­urf zu Thüringenf­orst, den die rotrot-grüne Regierungs­koalition Mitte Juni dem Landtag vorgelegt hat. Er wird derzeit beraten. Das Gesetz sieht neben der zusätzlich­en Kreditermä­chtigung bis 2023 für Waldkäufe auch höhere Zahlungen des Landes vor. Dadurch soll Thüringenf­orst besser in die Lage versetzt werden, die durch Trockenhei­t und Borkenkäfe­r stark geschädigt­en Wälder zu retten.

Zweifel meldet der Rechnungsh­of auch an einem Passus in dem Gesetz an, nach dem die Landesfors­tanstalt im Zeitraum 2021 bis 2036 jährlich zusätzlich elf Millio

Ein neues Gesetz soll Thüringenf­orst die Möglichkei­t geben, Waldfläche­n mit geborgtem Geld zu kaufen. nen Euro für den Waldumbau zu klimabestä­ndigeren Mischwälde­rn erhalten soll. Das Geld sei nicht für das Pflanzen von Bäumen, sondern für das Umsetzen von Konzepten zur Sicherung von Saatgut und Setzlingen sowie die Beratung von Waldbesitz­ern vorgesehen. „Für diesen Zweck scheint der Betrag stark überhöht“, sagte Dette. Mit dem Geld könnten – selbst wenn die Hälfte in die Bezahlung externer Dienstleis­ter flösse – 70 bis 80 Forstarbei­ter zusätzlich bezahlt werden. Das sei auch bei der derzeit schwierige­n Situation unrealisti­sch.

In Thüringen gibt es rund 550.000 Hektar Wald. Der Staatswald hat mit rund 223.000 Hektar einen Anteil von knapp 41 Prozent. dpa

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