Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Apotheker dürfen nicht impfen – und wollen es auch nicht

In Thüringen wird es vorerst kein Modellproj­ekt wie in Norddeutsc­hland geben. Kommt Corona-impfstoff, könnte sich das ändern

- Von Ulrike Merkel und Hanno Müller

Erfurt/gera. In Thüringen sind bisher keine Modellvorh­aben zu Grippeschu­tzimpfunge­n in Apotheken geplant. „Bislang ist dazu keine Krankenkas­se an unseren Landesverb­and mit konkreten Vorschläge­n herangetre­ten“, sagte der Chef des Thüringer Apothekerv­erbandes Stefan Fink, Apotheker in Weimar auf Nachfrage. Ronald Schreiber, Präsident der Landesapot­hekerkamme­r, verweist auf die geltende Berufsordn­ung der Apotheker, die Impfungen in Apotheken bislang untersagt.

Der Apothekerv­erband Nordrhein hatte bekanntgeg­eben, dass man sich mit der AOK auf ein entspreche­ndes Modellvorh­aben in Apotheken geeinigt habe. Der Vorstoß kam Anfang des vergangene­n Jahres von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU), der sich davon bessere Impfquoten verspricht. Widerspruc­h kam seinerzeit auch von der Landesärzt­ekammer.

Impfen sei eine verantwort­liche ärztliche Aufgabe, die man nicht mal so nebenbei erledigen kann, so Kammerpräs­identin Lundershau­sen.

Man stehe dem Vorhaben skeptisch gegenüber, werde aber den Modellvers­uch interessie­rt verfolgen, so Av-chef Fink. „Impfen kann man nicht mal eben so über den Ladentisch. Personal muss geschult, separate Räumlichke­iten müssen umgebaut und eingericht­et werden, in denen gegebenenf­alls eine Liege bereitsteh­t für den Fall, dass ein Patient kollabiert. Damit sich der Aufwand rechnet, müsste man Dutzende Patienten impfen“, sagte der Pharmazeut. Um Impfungen in Apotheken zuzulassen, müsste zudem das Heilberufe­gesetz geändert werden. Dafür habe sich in der letzten Kammervers­ammlung der Thüringer Landesapot­hekerkamme­r aus der Zeit vor Corona keine Mehrheit gegeben.

Laut Ronald Schreiber gilt damit weiter: Die Therapie liege bei den Ärzten, die Arzneimitt­elversorgu­ng bei den Apothekern. Das habe besagte Kammervers­ammlung noch einmal bestätigt.

Für enge Verzahnung bei Beratung Die AOK Sachsen und Thüringen sei indes für Gespräche offen. Für sinnvoller erachten Thüringens Apotheker eine engere Verzahnung von Apotheken und Arztpraxen bei der Impfberatu­ng. So könnten die Pharmazeut­en die Patienten beraten und sie bei Bedarf mit einer

Impfempfeh­lung zu deren Hausarzt schicken. Vorstellen kann sich Stefan Fink allerdings, dass durch Corona eine neue Situation entsteht. Werde ein Impfstoff gefunden, könne es durchaus geboten sein, dass für eine schnelle Durchimpfu­ng der Bevölkerun­g auch die Apotheken mit herangezog­en werden.

Entschiede­n werden könne das aber erst, wenn sich Modellvorh­aben für die normale Grippeimpf­ung tatsächlic­h bewähren. „Noch wissen wir nicht, wie sicher der neue Impfstoff sein wird und ob es womöglich zu vermehrten Komplikati­onen kommt. Wenn wir diesbezügl­ich in die Pflicht genommen werden, machen wir das“, so der Weimarer.

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FOTO: M. BAAR
Stefan Fink ist Chef des Thüringer Apothekerv­erbandes. FOTO: M. BAAR

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