Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Mutiger Lebensrett­er wird als Zeuge gehört

Messeratta­cke gegen zwei Männer in Gera kommt vor Gericht. Ab 22. Juli wird gegen Verdächtig­e verhandelt

- Von Ulrike Kern

Gera. Der Fall hatte für viel Aufsehen in Gera gesorgt. Das Landgerich­t Gera macht ab 22. Juli drei jungen Männern den Prozess wegen versuchten Totschlags sowie der schweren und gefährlich­en Körperverl­etzung. Den drei jungen Männern syrischer, iranischer und afghanisch­er Herkunft im Alter von 15, 19 und 21 Jahren wird vorgeworfe­n, ihre beiden Opfer in der Leipziger Straße in Gera mit Tritten, Schlägen und einem Cuttermess­er angegriffe­n und schwer verletzt zu haben.

Beim Vorfall am 9. Februar erlitten die Männer, 28 und 34 Jahre alt, tiefe Schnittwun­den im Gesicht und mussten beide operiert werden. Bleibende ästhetisch­e und funktionel­le Schäden seien in beiden Fällen nicht auszuschli­eßen, so die Staatsanwa­ltschaft.

Dass in dieser Nacht nicht noch Schlimmere­s passiert ist, verdanken die beiden Opfer dem mutigen Eingreifen von Stephan Werner (36). Der gelernte Koch hatte die Tat auf der gegenüber liegenden Straßensei­te von seiner Wohnung aus bemerkt, war dazwischen gegangen, hatte das Trio gestoppt und rettete den Schwerverl­etzten damit wohl das Leben. Schließlic­h habe er mit Handtücher­n die blutenden Wunden zugedrückt und der Polizei den Hinweis auf die Täter gegeben, die sich nur 100 Meter entfernt hatten. Focus Online traf den bescheiden­en Lebensrett­er, der beim Prozess in anderthalb Wochen als

Zeuge geladen ist, vorab nochmals am damaligen Tatort. Noch immer holen ihn die Bilder jener Nacht ein. Nur in T-shirt, Boxershort­s und Badelatsch­en sei er damals mit einem Softballsc­hläger in die kalte Winternach­t hinaus gestürmt, erzählt er gegenüber Focus Online. Und natürlich habe er große Angst gehabt. Aber er sei so erzogen worden, eben nicht wegzuschau­en. Im Nachhinein habe er erfahren, dass viele Leute an ihren Fenstern gestanden und die Szenen beobachtet haben.

Geholfen hat außer ihm niemand. „Die Opfer lagen schon schwer verletzt am Boden. Und die Täter haben nicht abgelassen von denen. Die hätten wahrschein­lich erst aufgehört, wenn sich bei den Opfern nichts mehr gerührt hätte“, sagte er dem Nachrichte­nportal.

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FOTO: G. SCHATTAUER/FOL
Stephan Werner (36) aus Gera stoppte in der Leipziger Straße in Gera am 9. Februar 2020 einen Messer-angriff auf zwei Männer. FOTO: G. SCHATTAUER/FOL

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