Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Ältere sind nicht immer klüger
Ob es nun Sätze sind wie: „Diese Aussage steht deinem Alter gar nicht zu“oder Begründungen wie: „Ich bin eben der Lehrer und ihr seid nur die Schüler“– das Alter dient älteren Personen im Zweifelsfall als Totschlagargument. Dabei verhält es sich mit Altersdiskriminierung wie mit jeder anderen Diskriminierung: Sie baut auf Vorurteilen auf. Jemanden wegen seines Alters von vornherein zu beurteilen nimmt jeder Debatte die sachliche Grundlage. So hören Kinder bei Nachfragen häufig: „Weil ich das sage.“Dabei handelt es sich um ein Autoritätsargument, also die Begründung einer Aussage durch die Autorität der Person, die sie vorbringt. Im Umkehrschluss heißt das für das Kind, dass es nicht diskutieren darf, weil es eben ein Kind ist. Das wirkt extrem verunsichernd – auch auf Jugendliche.
Obwohl es manchmal logisch erscheinen mag, dass eine Person mit weniger Lebenserfahrung auch weniger weiß – ob sie recht hat, wird dadurch nicht entschieden. Denn die Richtigkeit des aufgestellten Satzes und das Alter der Person, die ihn vorbrachte, stehen in keinerlei Verhältnis zueinander. Oftmals ist einfach das Bedürfnis, recht zu haben, der Grund für Altersdiskriminierung. Wir wollen lieber mit einer falschen Annahme eine Diskussion gewinnen, als unseren Fehler einzusehen und die Diskussion zu verlieren. Die Reduzierung des jüngeren, angeblich weniger mündigen Debattierenden auf sein Alter ist daher häufig nur das Mittel zum Zweck. Und es zeugt doch eher von Schwäche und dem Mangel an Argumenten, sich so zu verhalten.