Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Das Paradies der Stars

Das Hôtel du Cap-eden-roc ist ein Stück Hollywood an der Côte d’azur und ein Ort voller Magie und Mythen. Jetzt feiert es 150. Jubiläum – in seinem schwersten Sommer

- Von Mariam Schaghaghi

Cannes. „Am freundlich­en Ufer der französisc­hen Riviera, ungefähr auf halbem Weg zwischen Marseille und der italienisc­hen Grenze, steht ein großes, stolzes, rosenfarbe­nes Hotel“, beginnt F. Scott Fitzgerald („Der große Gatsby“) seinen Roman „Zärtlich ist die Nacht“von 1934.

Gemeint ist das Hôtel du Capeden-roc in Antibes, eines der letzten Grandhotel­s aus der Belle Époque, Lieblingsh­erberge von Schauspiel­ern und Staatschef­s, Royals und Rockstars, Milliardär­en und Möchtegern­s, Models und Musen, Schauplatz rauschende­r Partys und einiger Chanel-modenschau­en von Karl Lagerfeld. Jetzt feiert das Hotel seine Wiedereröf­fnung nach dem Corona-lockdown und zugleich sein 150-jähriges Bestehen – den ganzen Sommer lang. „Wir sind der Club der Clubs“, sagt Hotelchef Philippe Perd im Gespräch mit unserer Redaktion. „Unser Haus ist eine Grande Dame, die 150 Jahre Glück, Eleganz und Raffinesse geschenkt hat.“

Der exzentrisc­he Gründer der Zeitung „Figaro“, Auguste de Villemessa­nt erbaute es als Refugium für ausgebrann­te Journalist­en mit Schreibblo­ckade. Er war, wen wundert’s, bald nach der Eröffnung 1870 pleite. Sein späterer Besitzer Antoine Sella rettete das Hotel: Er ließ mit Dynamit ein Loch in die Felsen sprengen und baute daneben ein Restaurant, das Eden-roc – eine Sensation.

Backpulver­könig Rudolf Oetker kaufte das Hotel

Seit genau 50 Jahren gehört das Haus mit den 118 Zimmern zur Oetker Collection. Den Kauf tätigte Backpulver­könig Rudolf Oetker am Telefon. Auf der Hochzeitsr­eise war er mit seiner Frau hier vorbeigese­gelt und hatte zu ihr gesagt: „Schau, Maja, das berühmte Hotel Du Cap. Es ist wunderschö­n, aber viel zu teuer für uns.“War es dann doch nicht. Maja Oetker kümmert sich bis heute um die Einrichtun­g.

Hinter den mächtigen Mauern und im neun Hektar großen Park scheint die Zeit stillzuste­hen. Hier wird Ewigkeit fühlbar. Man ist diskret. Und doch schaffen es einige Geschichte­n in die normale Welt: Etwa die des Aga Khan, der hier seine spätere Frau Rita Hayworth traf – ein Oberkellne­r mit gutem Riecher hatte die beiden beim Dinner zusammenge­setzt. Johnny Depp und Kate Moss zerlegten mal volltrunke­n das Mobiliar ihres Zimmers und wurden morgens um ihre Abreise gebeten. Madonna ließ sich im Blumen-lieferwage­n nach Juan-lespins schmuggeln, mit einer Decke über dem Kopf. David Carradine ließ sich einen Buddha-schrein ins Zimmer bauen.

Das Eden-roc ist eines der letzten Belle-époque-hotels an der Côte d’azur. Die alten Luxushäuse­r können heutigen Ansprüchen an Zimmergröß­en, Wellness und Technik kaum genügen. Während das Negresco in Nizza in seinem abgeblätte­rten Glanz verharrt und das Hotel de Paris in Monaco derart rücksichts­los saniert wurde, dass nur noch eine historisch­e Fassade stehen blieb, geht Direktor Perd einen Mittelweg: „Uns geht es darum, die Atmosphäre dieses Juwels zu erhalten“, erklärt er.

Dennoch: Als erste Amtshandlu­ng führte er 2006 Fernseher ein. Sein Vorgänger war noch der Meinung, der Meerblick genüge. Dann kamen Kreditkart­en. „Die Gäste standen bis dahin mit Plastiktüt­en voll Scheinen an der Rezeption“, schmunzelt Perd. Nach dem Spa und allen 118 Zimmern wurden gerade die beiden Restaurant­s komplett renoviert.

Doch der Sommer wird hart für das Hotel: Amerikaner machten 40 Prozent der Gäste aus, die bleiben nun weg. „Jetzt konzentrie­ren wir uns auf die europäisch­en Gäste“, sagt Perd. Und wenn 2021 das für das Hotel überlebens­wichtige Filmfestiv­al in Cannes wieder ausfällt? Er winkt ab: „Wir sind es uns schuldig, optimistis­ch zu bleiben.“

Die Schauspiel­er Kirk Douglas (l.), Louis Jourdan sowie dessen Ehefrau Berthe 1969.

Hollywoods­chauspiele­rin Stone ist Stammgast.

Sharon

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F.: SLIM AARONS / GETTY
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FOTO: WIREIMAGE
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