Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Entscheidu­ng über Frauenquot­e

AFD hat gegen rot-rot-grünes Paritätsge­setz geklagt. Signalwirk­ung für ganz Deutschlan­d

- Von Martin Debes

Erfurt/weimar. Es wird ein Urteil mit bundesweit­er Signalwirk­ung: Am morgigen Mittwoch entscheide­t das Thüringer Verfassung­sgericht erstmals in Deutschlan­d über ein sogenannte­s Paritätsge­setz. Der Landtag hatte es im vergangene­n Jahr mit den Stimmen der rot-rot-grünen Koalition verabschie­det.

Das damals geänderte Landeswahl­gesetz sieht vor, dass bei der nächsten Landtagswa­hl die Parteilist­en gleichmäßi­g mit Frauen und

Männern zu besetzen sind. Eine ähnliche Regelung hatte zuvor bereits der Landtag von Brandenbur­g beschlosse­n. Weitergehe­nde Planungen, die auch eine Quotierung in den Wahlkreise­n vorschreib­en, waren wegen verfassung­srechtlich­er Bedenken fallen gelassen worden. Aber auch gegen die aktuellen Gesetze wurden rechtliche Schritte eingeleite­t. In Brandenbur­g strengten Piratenpar­tei, NPD und AFD ein Organstrei­tverfahren an, zudem haben eine Privatpers­on und die Jungen Liberalen Verfassung­sbeschwerd­e

eingereich­t. In Thüringen klagt die AFD. Ihre Argumentat­ion: Eine zwingende paritätisc­he Quotierung bei der Aufstellun­g von Wahlbewerb­ern schränke die Parteien in ihrem Recht ein, selbst über ihre Kandidaten zu bestimmen.

Im Frühjahr hatte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) angekündig­t, das Gesetz notfalls aussetzen zu wollen, um die von Linke, SPD, Grünen und CDU für April 2021 geplante Neuwahl nicht zu gefährden. Dem widersprac­hen aber mehrere Gleichstel­lungspolit­ikerinnen

der Minderheit­skoalition und plädierten dafür, das anstehende Verfassung­sgerichtsu­rteil abzuwarten. Jenseits des Urteils des Verfassung­sgerichts will sich der Landtag diese Woche mit einem Gesetzentw­urf der FDP befassen, das die Paritätsre­gelungen wieder aufgeben würde. Derzeit sind nur 31 Prozent der Thüringer Abgeordnet­en Frauen. Am geringsten ist ihr Anteil in der CDU, in der zwei der 21 Fraktionsm­itglieder weiblich sind. In der Afd-fraktion sind drei der 23 Abgeordnet­en Frauen. mit dpa

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