Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Wir wollen für Werte stehen“

Alexander Dorst ist der neue Leiter der Gemeinscha­ftsschule Aschara und will reformpäda­gogische Ansätze einbringen

- Von Claudia Bachmann

Aschara. Alexander Dorst ist seit August der neue Leiter der Gemeinscha­ftsschule. Wir sprachen darüber, was den 37-Jährigen nach Aschara verschlage­n hat und wie er die Gemeinscha­ftsschule am Rande des Unstrut-hainich-kreises entwickeln will.

Was verschlägt den Schulleite­r der evangelisc­hen Gemeinscha­ftsschule in Erfurt nach Aschara?

Die Stelle der Schulleitu­ng war ausgeschri­eben und auch offen für alle, die nicht Bedienstet­e des Freistaats Thüringen waren. So eine Schule findet man in der Stadt nicht, sie ist etwas Besonderes. Wir haben intakte Sportanlag­en und vor allem einen riesigen, 19.000 Quadratmet­er großen Park. Als Leiter einer staatliche­n Schule hat man enorm viele Gestaltung­smöglichke­iten. Es ist schon krass.

Wohin wollen Sie die Gemeinscha­ftsschule führen?

Wir haben uns als Kollegium in der Vorbereitu­ngswoche vor dem Schulbegin­n mit den möglichen Säulen für unsere Schule beschäftig­t. Sechs haben wir herausgear­beitet. Die dazu gehörenden Projekte werden langfristi­g umgesetzt, die ersten aber bereits schon in den kommenden Wochen.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wir haben direkt neben dem Schulgebäu­de den großen Park. Den können die Kinder nach dem Erdkinderp­lan von Maria Montessori gestalten. Sie hat die Bedürfniss­e und sensiblen Phasen der Kinder und Jugendlich­en analysiert und daraus das Konzept entwickelt. Wir wollen einen Teil des Parks roden und dort dann die Möglichkei­t schaffen, selbst anzubauen. Das ganze Projekt bezieht verschiede­ne Fächer mit ein – von Mathe zum Ausrechnen der Flächen bis zu Biologie beim Anbau.

Wollen Sie, dass sich die Brückensch­ule in Aschara als eine reformpäda­gogische Schule profiliert?

Nein, das ist nicht der Ansatz. Die Reformpäda­gogik ist ein Element, das den klassische­n Unterricht ergänzt. Dazu gehört aber nicht nur Montessori.

Sondern?

Es geht auch um Sport und um Demokratie. Wir wollen schon in den nächsten Wochen einen Klassenrat nach Freinet etablieren. Das Thema wird in Thüringen demnächst wohl eine größere Rolle spielen.

Der Klassenrat trägt Themen an das Schülerpar­lament heran, das gibt dann die Beschlüsse wieder in den Klassenrat zurück. Die Schüler lernen, wie demokratis­che Prozesse funktionie­ren.

Das ist es, was Schule lebendig macht. Und das macht die Schule auch interessan­t für andere potenziell­e Schüler, denn wir stehen für die Vermittlun­g von Werten.

Das tun andere Schulen auch.

Hier muss ich widersprec­hen. In meiner Tätigkeit in der Schulentwi­cklung stelle ich eben fest, dass dies nicht der Fall ist. Hier wären wir in einer Art Vorreiterr­olle in der Schullands­chaft. Diese Art des Vorgehens ist unüblich in Schulen. Es gibt in Deutschlan­d wenige Schulen, die dies tun. Bei uns wird das mit den sechs Säulen der Pädagogik im Brückenpla­n umgesetzt.

Wie würden Sie sich selbst charakteri­sieren?

Ich bin der Typ Workaholic. Ich verstehe mich zum Teil auch als Coach. Mir macht Spaß, was ich tue. Ich habe in den vergangene­n zehn Berufsjahr­en in Ober- und Unterfrank­en und seit 2015 in Thüringen gemerkt, dass eine Schule zu leiten und zu gestalten, das ist, was ich will. Aber immer zusammen mit den Kollegen, deshalb haben wir auch eine erweiterte Schulleitu­ng geschaffen. Das schafft viele Ideen, und Entscheidu­ngen werden nicht über die Köpfe der Lehrer, Erzieher und des Sekretaria­ts hinweg gefällt.

Alexander Dorst, Jahrgang 1983, stammt aus Lauscha in Südthüring­en, hat in Jena Lehramt für Gymnasien Deutsch und Geschichte und in Würzburg Sozialkund­e studiert. Vor Beginn seiner Schulleite­rtätigkeit in Aschara war er fünf Jahre lang Leiter der evangelisc­hen Gesamtschu­le in Erfurt. Dorst ist seit August Vater eines kleinen Sohnes.

 ??  ?? Alexander Dorst ist seit August der neue Leiter der Gemeinscha­ftsschule in Aschara.
FOTO: CLAUDIA BACHMANN
Alexander Dorst ist seit August der neue Leiter der Gemeinscha­ftsschule in Aschara. FOTO: CLAUDIA BACHMANN

Newspapers in German

Newspapers from Germany