Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Urlaub als Hürdenlauf?
Ein Auslandsurlaub kann zum Hürdenlauf werden. Das weiß jeder, mithin aus eigener Erfahrung. Die Bundesregierung macht es den Reisenden so schwer wie möglich. Melde-, Test- und Quarantäneauflagen sind für die Pandemiebekämpfung hilfreich, aber werden intransparent gehandhabt.
Das grundsätzliche Problem ist, dass die Inzidenz-kriterien für „Risikound Hochrisikogebiete“weder kompromisslos angewandt noch begründet werden. Es sind Hinterzimmer-entscheidungen.
Frankreich hat eine Inzidenz von 187 und wird als ganzes Land nicht als Risikogebiet geführt, obwohl der Schwellenwert bei 50 liegt. Schützt die deutsch-französische Freundschaft vor Infizierung?
Ärgerlich ist, dass man den Touristen keine Vorwarnzeit lässt. Entscheidungen mit im Einzelfall erheblichen Folgen – Quarantäne – werden verkündet und binnen kürzester Zeit exekutiert. Die Bundesregierung sollte Trends wiedergeben, sodass der Normalbürger früher Vorsorge treffen kann; sei es, um bestimmte Staaten gar nicht erst als Ziele in Betracht zu ziehen; sei es, um einen Urlaub kontrolliert vorzeitig beenden zu können.
Die Frage ist, ob die Regierung Verlässlichkeit im Reiseverkehr anstrebt oder der Zweck des Systems Abschreckung ist. Bleibt zu Hause – ist das letztlich die Botschaft?
Schikanös wird es, wenn Bayerns Ministerpräsident Söder für eine Verschärfung eintritt – mitten in den Schulferien, sodass Familien eine böse Überraschung droht. Was soll das? Söder weiß nicht erst seit gestern, dass die Pandemie nicht zu Ende ist, im Sommer Schulferien sind und Mobilität ein Treiberfaktor ist. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es darum geht, eine Schmerzzone auszuweiten: Geimpfte müssen nicht in Quarantäne gehen – Ungeimpfte schon. Das ist nicht falsch, aber eine Überzeugungsarbeit mit dem Holzhammer.