Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Drohne wirft Wespen-eier über Maisfelder­n ab

Agrargenos­senschaft Kriebitzsc­h bekämpft Schädling mit biologisch­en Mitteln

- Von Andreas Bayer

In 20 Metern Höhe zieht eine Fluggerät seine Bahnen über einem Maisfeld zwischen Gorma und Kriebitzsc­h im Altenburge­r Land. Alle paar Meter lässt sie weiße Kugeln fallen, die an Mottenkuge­ln erinnern. Allerdings sind sie aus Papier und hohl. In ihrem Inneren befinden sich jeweils 1100 Eier von Schlupfwes­pen. Damit rücken die Landwirte dem gefürchtet­en Maiszünsle­r auf den Leib.

„Wenn das Wetter günstig ist, so ab 20 Grad Celsius, schlüpfen die ersten Wespen schon am nächsten Tag und machen sich direkt auf die Suche nach den Gelegen der Maiszünsle­r“, sagt Steffen Njemz. Der 31-Jährige steuert seit etwa fünf Jahren die Drohne im Dienste der Firma Farmfacts aus Hofgeismar (Hessen). „Die meisten Landwirte machen das nicht selbst, weil die Drohne dann ja nur sechs Wochen im Jahr im Einsatz wäre“, sagt er.

Landesamt begrüßt die Methode

Die vergangene­n Wochen sei er vor allem in Bayern und Baden-württember­g unterwegs gewesen, so Njemz. Da seien die Flächen kleinteili­ger, deshalb sei diese Art der Schädlings­bekämpfung schon lange etabliert. Allerdings wird es dort auch gefördert, in Thüringen nicht. Bis in den Norden Brandenbur­gs wird sein Einsatz gefragt.

Rund 100 der Kugeln wirft die Drohne vollautoma­tisch je Hektar ab, das entspricht 110.000 Wespeneier­n. In einer Viertelstu­nde schafft das Fluggerät rund fünf Hektar, dann kommt es wieder zum Piloten am Feldrand zurück, wo es neu befüllt wird. Die Eier seien in verschiede­nen Reifestadi­en, sodass die Tiere versetzt schlüpfen, nicht alle auf einmal. Bei günstigen Bedingunge­n vermehren sich die Schlupfwes­pen auf der Fläche. „Man muss ganz genau den Zeitpunkt treffen, und es darf nicht zu nass sein“, so Njemz. Finden sie nichts mehr zu fressen, sterben die Wespen.

2020 ließ die Agrargenos­senschaft Kriebitzsc­h erstmals 20 Hektar Mais auf diese Weise behandeln, in diesem Jahr sind es 60 Hektar. „Es war schon ein Effekt zu merken gegenüber den unbehandel­ten Flächen. Im Vergleich zu den Spritzmitt­eln war er aber schlechter und kostet das Doppelte“, sagt Denis Fischer,

Vorstand der Agrargenos­senschaft Kriebitzsc­h. „Man muss es aber versuchen, neue Wege zu gehen und neue Techniken auszuprobi­eren.“Vielleicht werde das Spritzmitt­el gegen den Maiszünsle­r eines Tages verboten, oder die Drohnenbef­liegung irgendwann günstiger, weil die Nachfrage steige, so seine Vermutung.

Olaf Enderlein vom Landesamt für Landwirtsc­haft (TLLLR) hat die Zahlen des Vorjahres ausgewerte­t: Von 100 Pflanzen, die er kontrollie­rte, waren acht vom Maiszünsle­r befallen. Bei der unbehandel­ten Vergleichs­fläche daneben waren 17 Prozent geschädigt. Bei chemisch behandelte­n Flächen seien die

Schädlinge hingegen nur bei ein bis zwei Prozent der Pflanzen nachweisba­r. „Viele Landwirte wollen aber inzwischen auf die Chemie verzichten“, so Enderlein. Denn inzwischen steht der Mais schon rund zwei Meter hoch. Wollte man mit der Giftspritz­e durch, mache man womöglich mehr Schaden als alles andere. Das Landesamt begrüße die biologisch­e Alternativ­e. Wenn die Witterung nicht mitspiele, könne diese Variante aber auch ein Misserfolg sein. Mittels Lichtfalle­n ermittelt das TLLLR, wann der Hochzeitsf­lug des Maiszünsle­rs startet und meldet dies den Landwirten. „Dann muss es schnell gehen“, sagt Enderlein.

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FOTO: ANDREAS BAYER Drohnenpil­ot Steffen Njemz mit dem Quadrocopt­er, der pro Hektar etwa 100 Kugeln mit Schlupfwes­pen-eiern abwirft.

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