Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Drohne wirft Wespen-eier über Maisfeldern ab
Agrargenossenschaft Kriebitzsch bekämpft Schädling mit biologischen Mitteln
In 20 Metern Höhe zieht eine Fluggerät seine Bahnen über einem Maisfeld zwischen Gorma und Kriebitzsch im Altenburger Land. Alle paar Meter lässt sie weiße Kugeln fallen, die an Mottenkugeln erinnern. Allerdings sind sie aus Papier und hohl. In ihrem Inneren befinden sich jeweils 1100 Eier von Schlupfwespen. Damit rücken die Landwirte dem gefürchteten Maiszünsler auf den Leib.
„Wenn das Wetter günstig ist, so ab 20 Grad Celsius, schlüpfen die ersten Wespen schon am nächsten Tag und machen sich direkt auf die Suche nach den Gelegen der Maiszünsler“, sagt Steffen Njemz. Der 31-Jährige steuert seit etwa fünf Jahren die Drohne im Dienste der Firma Farmfacts aus Hofgeismar (Hessen). „Die meisten Landwirte machen das nicht selbst, weil die Drohne dann ja nur sechs Wochen im Jahr im Einsatz wäre“, sagt er.
Landesamt begrüßt die Methode
Die vergangenen Wochen sei er vor allem in Bayern und Baden-württemberg unterwegs gewesen, so Njemz. Da seien die Flächen kleinteiliger, deshalb sei diese Art der Schädlingsbekämpfung schon lange etabliert. Allerdings wird es dort auch gefördert, in Thüringen nicht. Bis in den Norden Brandenburgs wird sein Einsatz gefragt.
Rund 100 der Kugeln wirft die Drohne vollautomatisch je Hektar ab, das entspricht 110.000 Wespeneiern. In einer Viertelstunde schafft das Fluggerät rund fünf Hektar, dann kommt es wieder zum Piloten am Feldrand zurück, wo es neu befüllt wird. Die Eier seien in verschiedenen Reifestadien, sodass die Tiere versetzt schlüpfen, nicht alle auf einmal. Bei günstigen Bedingungen vermehren sich die Schlupfwespen auf der Fläche. „Man muss ganz genau den Zeitpunkt treffen, und es darf nicht zu nass sein“, so Njemz. Finden sie nichts mehr zu fressen, sterben die Wespen.
2020 ließ die Agrargenossenschaft Kriebitzsch erstmals 20 Hektar Mais auf diese Weise behandeln, in diesem Jahr sind es 60 Hektar. „Es war schon ein Effekt zu merken gegenüber den unbehandelten Flächen. Im Vergleich zu den Spritzmitteln war er aber schlechter und kostet das Doppelte“, sagt Denis Fischer,
Vorstand der Agrargenossenschaft Kriebitzsch. „Man muss es aber versuchen, neue Wege zu gehen und neue Techniken auszuprobieren.“Vielleicht werde das Spritzmittel gegen den Maiszünsler eines Tages verboten, oder die Drohnenbefliegung irgendwann günstiger, weil die Nachfrage steige, so seine Vermutung.
Olaf Enderlein vom Landesamt für Landwirtschaft (TLLLR) hat die Zahlen des Vorjahres ausgewertet: Von 100 Pflanzen, die er kontrollierte, waren acht vom Maiszünsler befallen. Bei der unbehandelten Vergleichsfläche daneben waren 17 Prozent geschädigt. Bei chemisch behandelten Flächen seien die
Schädlinge hingegen nur bei ein bis zwei Prozent der Pflanzen nachweisbar. „Viele Landwirte wollen aber inzwischen auf die Chemie verzichten“, so Enderlein. Denn inzwischen steht der Mais schon rund zwei Meter hoch. Wollte man mit der Giftspritze durch, mache man womöglich mehr Schaden als alles andere. Das Landesamt begrüße die biologische Alternative. Wenn die Witterung nicht mitspiele, könne diese Variante aber auch ein Misserfolg sein. Mittels Lichtfallen ermittelt das TLLLR, wann der Hochzeitsflug des Maiszünslers startet und meldet dies den Landwirten. „Dann muss es schnell gehen“, sagt Enderlein.