Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Der Altmeister der österreichischen Bildhauerkunst
Richard Agreiter ist im März 80 Jahre alt geworden. Sieben seiner Plastiken sind jetzt in der Galerie M1 in Gera zu sehen
Richard Agreiter ist in den Bergen Südtirols aufgewachsen. Er kennt die Entbehrungen, den Hunger und die Kargheit des Lebens „hoch da oben“. Natürlich hat das alles Einfluss auf seinen Werdegang, seine künstlerische Entwicklung, seine Formfindung. In seiner Plastik gibt es nichts Barockes, Überladenes. Seine Arbeiten sind schnörkellos und klar aufgebaut. Weniger ist mehr und so wirken sie zeichenhaft und archaisch, konsequent und klar auf den Punkt gebracht.
Dadurch bekommen seine Bronzen einen universellen, zeitlosen Ausdruck, der sich keiner Mode unterwirft und somit generationsübergreifend wirkt. „Agreiters Arbeiten sind Zeichen, die das Menschsein, mit all seinen Freuden und Tragödien für die Ewigkeit in den Raum stellen. Diese tragen oft grafische Mittel, die in Form von Ritzungen oder bewussten Kanten, der Figur eine inhaltliche Ausrichtung geben. Auch das passiert archaisch pur“, erklärt der Geraer Künstler Sven Schmidt, der Agreiters Arbeiten schon 2010 in der Kunstzone M1 in Gera zeigte und seither mit dem Künstler in freundschaftlicher Verbindung blieb.
Im März ist Agreiter 80 Jahre alt geworden und Schmidt wollte unbedingt zu ihm nach Steinberg am Rofan reisen. Mit Lockerung der
Reisebeschränkungen hat er das nachgeholt: „Angesichts unserer begrenzten Lebenszeit, war dies eine der wichtigsten Reisen, die ich je gemacht habe. Wenn man in Steinberg ist und die Gegend erlebt, kann man Agreiters Arbeiten genau einordnen.“Wenn sich rechts und links die Berge auftürmen, braucht es in der Mitte eine starke, kompakte Form, die sich gegen die Wände der Berge durchsetzen und behaupten kann. Genau dies vermögen Agreiters Arbeiten, so Schmidt.
In den Bergen ist man auf sich gestellt, man muss autonom agieren. Deshalb gehört Agreiter zu den ganz wenigen Künstlern, die ihre Arbeiten selbst gießen, dadurch experimentieren und Details erhalten können, die in einer Gießerei verloren gehen würden. Über die Jahre hat er sich ein Labyrinth aus Werkstätten gebaut: Guss, Holzwerkstatt, Metallwerkstatt. Auch mit 80 Jahren arbeitet Agreiter – derzeit an mehreren Projekten. So ist da beispielsweise ein Adler, bei dem er sich über mehrere Modellschritte, immer größer werdend, an die Endfassung herantastet. Am Ende wird der Adler drei Meter groß sein und in Bronze gegossen.
Sieben Bronzen von Richard Agreiter hat Sven Schmidt aus Tirol mit nach Gera gebracht. Ab Freitag, 30. Juli, sind sie in der Kunstzone M1 ausgestellt.
www.galerie-m1.de