Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Entließ WDR Moderatorin aus Altersgründen?
Simone Standl wurde aussortiert und übt harsche Kritik: Sie sei dem Sender nicht divers genug
Die 17 Jahre währende Zeit bei der „Lokalzeit aus Köln“endete für Simone Standl (59) mit einem kurzen Einspielfilm. Er zeigte die Moderatorin bei ihrer ersten Sendung im Jahr 2004, während der Fußballweltmeisterschaft 2006 und beim Einsatz im Karneval. Dann war Schluss mit Standls letzter Sendung. Mittlerweile führt die deutsch-türkische Journalistin Sümeyra Kaya, Jahrgang 1983, durch die Kölner Regionalnachrichten im Wdr-fernsehen.
Die gebürtige Allgäuerin Standl war lange eines der prägenden Gesichter der „Lokalzeit“, nun wurde sie aussortiert. Die Personalie erregt weit über Köln hinaus viele Gemüter, was daran liegt, dass Standl sich wehrt – und dem Westdeutschen Rundfunk vorwirft, sie wegen ihres
Alters und ihrer Herkunft zu diskriminieren. „Der WDR will sich krampfhaft neu aufstellen und diverser werden. Und das kommt bei den Zuschauern, vor allem den Stammguckern über 50, überhaupt nicht gut an“, schimpfte Standl in der „Bild am Sonntag“. Aus Sicht mancher Zuschauer
„werden wir deutschen Moderatoren nach und nach ausgewechselt, weil wir keinen Migrationshintergrund haben“. Gegenüber unserer Redaktion wiederholte sie die Vorwürfe und sagte, die Art und Weise, wie der WDR sie vor die Tür gesetzt habe, empfinde sie als schade.
Standl, die wie die meisten Moderatoren nicht als Angestellte, sondern als freie Mitarbeiterin arbeitete, stand seit 27 Jahren für den WDR vor der Kamera. Im vergangen Jahr musste bereits der langjährige Moderator Stefan Pinnow (52) gehen, nachdem er 13 Jahre lang durch das Magazin „Hier und heute“und die Reisesendung „Wunderschön“geführt hatte.
Der WDR nennt die Vorwürfe „schlichtweg falsch“und hatte Standl angeboten, als Nachrichtensprecherin zur Radiowelle WDR 2 zu wechseln. Daraus wird nach ihrer öffentlichen Kritik nun nichts. „Das Vertrauensverhältnis“, heißt es vom Sender, „ist inzwischen so schwer gestört, dass der WDR sein Angebot zur Weiterbeschäftigung zurückgezogen hat.“