Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Die Rückkehr der Jedi-ritter
Es war ja viel zu lesen gewesen im Vorfeld der Olympischen Spiele über das Unbehagen der Japaner, trotz der Corona-pandemie Olympiagastgeber sein zu müssen. Jetzt laufen sie, die Spiele, und das Unbehagen, wenn es denn noch da ist, dringt nicht vor zu den Gästen in der großen Olympia-hygieneblase. Es wird in Schach gehalten von einer Armada Volounteers. Sie sind Japans Jedi-ritter der Corona-spiele, ausgestattet mit Klemmbrettern und Leuchtschwertern.
Sie sind allgegenwärtig, immer da, immer freundlich und genauestens instruiert, auf welchen Bahnen sie den Gästestrom mit ihren blinkenden Stäben zwischen all den Absperrgittern hindurch winken sollen. Abweichungen sind nicht vorgesehen. Der Bus fährt wie es auf dem Plan am Klemmbrett steht. Auf die Minute. Und wenn die Gitter so gestellt sind, dass ein Parkplatz einmal umrundet werden muss, um zum Eingang einer Arena zu kommen, dann ist das so. Auch wenn der Eingang in die andere Richtung über den völlig leeren Platz nur zehn Schritte und nicht 400 Meter entfernt liegt.
Wer sich nach einem langen, heißen, anstrengenden Tag ob der Sinnlosigkeit den Anweisungen widersetzt, wird nicht etwa mit einem Leuchtschwert niedergestreckt. Sondern sehr freundlich darauf hingewiesen: „Okay, okay, but only this time!“Nur dieses Mal. Natürlich. Lächeln. Verbeugen. Lächeln.
Darüber, wie die Stimmung in Tokio geworden wäre, wenn Gastgeberbevölkerung und Ringevolk hätten aufeinandertreffen dürfen, kann nur spekuliert werden. Aber die japanische Yedi-armee ist herzerwärmend. Die Olympia-ritter sind manchmal anstrengend auf Grund ihrer Anzahl, sie fordern den Gästen ein Dauerlächeln ab. Manchmal beharren sie stoisch auf ihren Vorgaben. Aber sie sind nie abweisend. Sie haben die Macht. Die Macht der Freundlichkeit.