Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Tränen, Dreck und Drama
Mountainbike Der Goldtraum von Mathieu van der Poel platzt spektakulär nach einem heftigen Sturz. Der Brite Thomas Pidcock fährt zum Sieg
Von den Tränen der Enttäuschung übermannt und dreckverschmiert saß Mathieu van der Poel bedröppelt auf dem Boden. Stark gezeichnet von seinem schweren Sturz trauerte der niederländische Radsport-star dem geplatzten Goldtraum hinterher. Der frühzeitige, freiwillige Ausstieg nach sechs „tollen Tagen“in Gelb bei der Tour de France, die lange, akribische Vorbereitung auf das Cross-country-rennen in Tokio. Alles umsonst. Wohl wegen einer fehlenden Rampe.
„Meine engsten Vertrauten wissen, wie hart ich gearbeitet habe und wie sehr ich Gold haben wollte“, schrieb van der Poel bei Instagüber ram: „Ich konnte die Strecke mit verbundenen Augen fahren, aber ich habe nicht gewusst, dass diese Rampe am Renntag weggenommen wird.“Sein Coach Gerben de Knegt sagte: „Es wurde ausführlich besprochen, dass das während des Rennens nicht der Fall sein würde.“
So nahm das Unheil für den Topfavoriten in der ersten der sieben Runden auf dem schweren Kurs am Fuße des Mount Fuji seinen Lauf.
Van der Poel verlor am Sakura Drop das Gleichgewicht, weil er mit der besagten Zwischenrampe zum Landen rechnete, und fiel kopfüber
seinen Lenker. Der 26-Jährige hielt sich direkt den Rücken, setzte das Rennen kurzzeitig fort, kämpfte sich sogar über zehn Ränge nach vorn. Doch der Abstand blieb zu groß, der Ausstieg alternativlos. Dabei hatte der Enkel der französischen Rad-legende Raymond Poulidor alles auf die Spiele gesetzt.
So avancierte im Tränen- und Sturzchaos Thomas Pidcock zum großen Nutznießer. Der Brite griff Ende der vierten Runde an, fuhr dem Wm-zeiten Mathias Flückiger aus der Schweiz davon und holte Gold. Routinier Manuel Fumic aus Kirchheim/teck, der nach der Saison seine Karriere beendet, wurde 28., Maximilian Brandl (Wombach) kam als 21. ins Ziel.