Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Thüringen schwimmt
Bundesministerium und Landessportbund: 200 Vereine bieten 350 Sportkurse an
Schwimmlager im Unstruthainich-kreis bis zum letzten Schultag, freie Bahnen für Ferienkurse im Gothaer Stadtbad, Kursangebote der Stadtwerke Erfurt, Start frei für ein geballtes Schwimmkurspaket im Landkreis Greiz: Thüringen macht mobil, Thüringen holt auf, Thüringen schwimmt. Das Land kleckere hier nicht mit ein paar wenigen Kursen, „sondern klotzt, damit Kinder, die wahrlich viele Entbehrungen auf sich nehmen mussten, in den Ferien etwas davon nachholen können. Und was liegt da näher als Bewegung im Wasser, schwimmen lernen und Spaß mit Gleichaltrigen“, sagte Julia Heesen (Linke) am Montag.
In der Schwimmhalle Greiz gab die Staatssekretärin des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS) den Startschuss für eine so nicht dagewesen Initiative. Sie soll helfen soll, Kinder nach den langen Schulschließungen wieder in Bewegung zu bringen. Und im Besonderen, um einem der größten Problemfelder beizukommen. Wie viele Dritt- und Viertklässler durch die monatelangen Hallenund Schulschließungen nicht sicher schwimmen gelernt haben, lässt sich aktuell kaum belastbar sagen. Eine Erhebung im März wies einen Unterrichtsfall von 90 Prozent aus. Der Landessportbund spricht von 30.000 ausgefallenen Schwimmstunden. In Sorge um zwei Jahrgänge mit vielen Nichtschwimmern hat das Bildungsministerium mit dem Landessportbund (LSB), dem Schwimmverband (TSV) und weiteren Partnern das Aufholen in Sachen Schwimmunterricht zur Chefsache erklärt.
Wobei aufholen für Julia Heesen nicht der passende Begriff ist. „Wir haben den Kindern sehr viel zugemutet, um die Erwachsenen zu schützen. Nun müssen wir sie abholen“, sagte sie vielmehr und ist froh über das große Engagement der Kommunen, Schulen und vor allem der Vereine. In kurzer Zeit gelang es, ein riesiges bildungsunterstützendes Kursangebot während der
Ferien zusammenzustellen. Es umfasst den sprachlichen, musischkünstlerischen oder weltanschaulichen Bereich – und den Sport. 200 Thüringer Vereine bieten von Tanzen, Basketball bis zum Taekwondo 350 Ferienkurse an. Knapp 950 Kindern können so kostenfrei das Schwimmen lernen. Der Landkreis Greiz nimmt eine führende Rolle ein. Während Gotha etwa das Stadtbad über die Ferien komplett nur für Kinderkurse schließt, bringt die Ostthüringer Region bei elf Kursen rund 300 Kinder in dieser Woche ins Wasser. Sie alle sollen am Ende das Schwimmabzeichen in Bronze schaffen.
Lsb-hauptgeschäftsführer Thomas Zirkel lobt den Einsatz und sieht einen Gewinn in vielen Bereichen. „Die Kooperation ist eine Chance für alle Beteiligten, Kinder und Jugendliche können in den Ferien
Sporttreiben, Vereine können ihre Angebot bewerben und neue Mitglieder gewinnen, die Schulen können die Betreuung in den Ferien aufwerten.“Doch hat das breite Angebot auch Schwachstellen. Schulen beklagen einen hohen bürokratischen Aufwand im Vorfeld. Und auch das beste Programm erreicht nicht alle.
„Man kann anderthalb Jahre nicht in sechs Wochen aufholen“, sagt Thomas Zirkel, „aber man kann etwas tun.“Er hofft wie Holger Steiniger, Vorsitzender vom Förderverein Thüringer Schwimmsport, dass es keine Einmal-aktion sein werde. Auf eine Fortsetzung können beide bauen. Wie die Staatssekretärin erklärte, ist das Programm zunächst für zwei Jahre vorgesehen.
Infos: www.erste-reihe-thueringen.de