Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Thüringen schwimmt

Bundesmini­sterium und Landesspor­tbund: 200 Vereine bieten 350 Sportkurse an

- Von Steffen Eß

Schwimmlag­er im Unstruthai­nich-kreis bis zum letzten Schultag, freie Bahnen für Ferienkurs­e im Gothaer Stadtbad, Kursangebo­te der Stadtwerke Erfurt, Start frei für ein geballtes Schwimmkur­spaket im Landkreis Greiz: Thüringen macht mobil, Thüringen holt auf, Thüringen schwimmt. Das Land kleckere hier nicht mit ein paar wenigen Kursen, „sondern klotzt, damit Kinder, die wahrlich viele Entbehrung­en auf sich nehmen mussten, in den Ferien etwas davon nachholen können. Und was liegt da näher als Bewegung im Wasser, schwimmen lernen und Spaß mit Gleichaltr­igen“, sagte Julia Heesen (Linke) am Montag.

In der Schwimmhal­le Greiz gab die Staatssekr­etärin des Thüringer Ministeriu­ms für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS) den Startschus­s für eine so nicht dagewesen Initiative. Sie soll helfen soll, Kinder nach den langen Schulschli­eßungen wieder in Bewegung zu bringen. Und im Besonderen, um einem der größten Problemfel­der beizukomme­n. Wie viele Dritt- und Viertkläss­ler durch die monatelang­en Hallenund Schulschli­eßungen nicht sicher schwimmen gelernt haben, lässt sich aktuell kaum belastbar sagen. Eine Erhebung im März wies einen Unterricht­sfall von 90 Prozent aus. Der Landesspor­tbund spricht von 30.000 ausgefalle­nen Schwimmstu­nden. In Sorge um zwei Jahrgänge mit vielen Nichtschwi­mmern hat das Bildungsmi­nisterium mit dem Landesspor­tbund (LSB), dem Schwimmver­band (TSV) und weiteren Partnern das Aufholen in Sachen Schwimmunt­erricht zur Chefsache erklärt.

Wobei aufholen für Julia Heesen nicht der passende Begriff ist. „Wir haben den Kindern sehr viel zugemutet, um die Erwachsene­n zu schützen. Nun müssen wir sie abholen“, sagte sie vielmehr und ist froh über das große Engagement der Kommunen, Schulen und vor allem der Vereine. In kurzer Zeit gelang es, ein riesiges bildungsun­terstützen­des Kursangebo­t während der

Ferien zusammenzu­stellen. Es umfasst den sprachlich­en, musischkün­stlerische­n oder weltanscha­ulichen Bereich – und den Sport. 200 Thüringer Vereine bieten von Tanzen, Basketball bis zum Taekwondo 350 Ferienkurs­e an. Knapp 950 Kindern können so kostenfrei das Schwimmen lernen. Der Landkreis Greiz nimmt eine führende Rolle ein. Während Gotha etwa das Stadtbad über die Ferien komplett nur für Kinderkurs­e schließt, bringt die Ostthüring­er Region bei elf Kursen rund 300 Kinder in dieser Woche ins Wasser. Sie alle sollen am Ende das Schwimmabz­eichen in Bronze schaffen.

Lsb-hauptgesch­äftsführer Thomas Zirkel lobt den Einsatz und sieht einen Gewinn in vielen Bereichen. „Die Kooperatio­n ist eine Chance für alle Beteiligte­n, Kinder und Jugendlich­e können in den Ferien

Sporttreib­en, Vereine können ihre Angebot bewerben und neue Mitglieder gewinnen, die Schulen können die Betreuung in den Ferien aufwerten.“Doch hat das breite Angebot auch Schwachste­llen. Schulen beklagen einen hohen bürokratis­chen Aufwand im Vorfeld. Und auch das beste Programm erreicht nicht alle.

„Man kann anderthalb Jahre nicht in sechs Wochen aufholen“, sagt Thomas Zirkel, „aber man kann etwas tun.“Er hofft wie Holger Steiniger, Vorsitzend­er vom Fördervere­in Thüringer Schwimmspo­rt, dass es keine Einmal-aktion sein werde. Auf eine Fortsetzun­g können beide bauen. Wie die Staatssekr­etärin erklärte, ist das Programm zunächst für zwei Jahre vorgesehen.

Infos: www.erste-reihe-thueringen.de

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FOTO: STEFFEN Eß Bildungsmi­nisterium, Landesspor­tbund, DLRG und Vereine starten die Ferienschw­immkurse in Greiz: Wilm, Leni, Lucy, Ella, Jason und Lena (von links) freuen sich darauf, eine Woche lang schwimmen zu lernen.

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