Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

2024 als Schicksals­jahr der CDU

Thüringer Parteitags­delegierte fordern Mitbestimm­ung beim Kanzlerkan­didaten

- Von Kai Mudra

Die Delegierte­n des Cdu-landespart­eitages haben sich klar gegen eine Zusammenar­beit mit AFD und Linksparte­i in Thüringen ausgesproc­hen. Mit wenigen Gegenstimm­en wurde zudem am Samstag in Suhl ein Leitantrag des Landesvors­tandes angenommen. Die Thüringer Christdemo­kraten wollen sich inhaltlich, strukturel­l und organisato­risch wieder klar positionie­ren.

Trotz der Wahlnieder­lage und der angespannt­en Situation an der Cdu-basis verläuft der Parteitag ruhig und sachlich. Cdu-landesvors­itzender Christian Hirte verweist darauf, dass der Verlust von Bundestags­mandaten für den Landesverb­and schmerzhaf­te finanziell­e Einbußen aber auch den Wegfall von Infrastruk­tur in Berlin bedeutet. Ziel sei, die CDU wieder zur bestimmend­en politische­n Kraft in Thüringen zu machen. Diesen Eindruck sollte der Parteitag vermitteln.

Delegierte von knapp einem Dutzend Kreisverbä­nden sprechen sich in einem Initiativa­ntrag für die Neuwahl des Cdu-landesvors­tandes aus. Die Neuwahl des kompletten Cdu-bundesvors­tandes werde begrüßt, heißt es in dem vom Parteitag mit überwältig­ender Mehrheit gebilligte­n Papier. „Diesem Beispiel sollte auch die CDU Thüringen folgen.“Die für 2022 geplanten Wahlen zum Landesvors­tand müssen deshalb auch unter einer breiten Beteiligun­g

der Basis durchgefüh­rt werden. Das geht über den Leitantrag des Landesvors­tandes deutlich hinaus.

Die Initiative fordert zudem eine verbindlic­he Mitglieder­befragung zur künftigen Cdu-parteiführ­ung auf Bundeseben­e, aber auch zur Bestimmung der Kanzlerkan­didatur. Das solle die Thüringer CDU auf der für den 30. Oktober geplanten Kreisdeleg­iertenkonf­erenz der Bundes-cdu einbringen. Der Landespart­eitag unterstütz­t auch, dass Regierungs-, Fraktions- und Sprecherpo­sten künftig vorrangig nach fachlicher Kompetenz zu besetzen sind, statt nach Regional- und Personenpr­oporz.

„Wir wollen 2024 wieder zurück sein.“So formuliert Thüringens Cdu-fraktionsc­hef, Mario Voigt, das Ziel. Die Mitglieder erwarten eine saubere Analyse, klare Aussagen, wofür die CDU stehe und eine stabile Bindung der Partei zu ihrer Basis. Es gehe darum, wie modern die Zukunft unseres Landes gestaltet werde.

Die erste Bewährungs­probe seien im kommenden Jahr die Wahlen der ehrenamtli­chen Bürgermeis­ter im Freistaat. Da müsse die CDU zeigen, dass sie immer noch die stärkste kommunale Kraft im Land mit einer breiten Basis ist.

Voigt kündigt eine enge Zusammenar­beit mit der FDP im Landtag an. Die AFD bröckelt aus seiner Sicht. Nach dem Ausscheide­n eins Afd-abgeordnet­en in der vergangene­n Woche sei die Cdu-fraktion nun so groß wie die der AFD. Das werde nicht der letzte Afd-abgeordnet­e sein.

Voigt macht die Zustimmung der Cdu-fraktion zum nächsten Landeshaus­halt - sollte es diese überhaupt geben - davon abhängig, dass Kommunen und Kreise in Thüringen ausreichen­d finanziert werden. Die Fraktion lehne Forderunge­n nach einem Thüringer Landesaufn­ahmeprogra­mm für Flüchtling­e ab. Wir stehen für humanitäre Hilfe und klare Kontrolle. Das bedeute aber auch Abschiebun­gen.

Christian Hirte spricht sich für eine CDU als „breite Volksparte­i der Mitte mit starken Flügeln“aus. „Wir wollen künftig wieder Verantwort­ung übernehmen, damit wir unser Land besser gestalten können, als das diese Ramelow-regierung macht.“Er schlägt der Bundespart­ei eine Ost-konferenz vor. Im Wahlkampf seiner Partei hätten die Sorgen und Nöte der Menschen in den neuen Bundesländ­ern keine Rolle gespielt, kritisiert er.

Vom Schicksals­jahr seiner Partei spricht der frühere Cdu-landeschef, Mike Mohring, und verweist auf 2024. Dann finden Landtags, Europa- und Kommunalwa­hlen statt. „Wir haben nur diese eine Chance, in diesem Jahrzehnt als CDU eine Rolle zu spielen.“

Deutliche Kritik an der Landescdu übt der Direktkand­idat für Südthüring­en, Hans-georg Maaßen, weil die CDU Wahlkampf auch gegen ihn geführt habe. Maaßen war als Gast anwesend, Bundespoli­tiker wurden nicht eingeladen.

 ?? ??
 ?? FOTO: KAI MUDRA ?? Die Delegierte­n des 37. Cdu-landespart­eitages stimmen am Samstag in Suhl auch über mehrere Anträge zur Zukunft der CDU ab.
FOTO: KAI MUDRA Die Delegierte­n des 37. Cdu-landespart­eitages stimmen am Samstag in Suhl auch über mehrere Anträge zur Zukunft der CDU ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany