Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Strammste Linksagend­a“: Brinkhaus bläst zum Angriff

Cdu/csu-fraktionsc­hef übt bei der Jungen Union massive Kritik an Ampel-plänen. Laschet übernimmt Verantwort­ung

- Von Christian Kerl

Streit ums Personal Personalfr­agen ganz zuletzt – das ist die traditione­lle Verhandlun­gsregel bei Koalitions­gesprächen. Richtig ernst genommen hat die Regel aber noch nie jemand. Auch diesmal brach bereits am Wochenende der erste Damm, als führende Fdp-politiker öffentlich über die die Eignung von Parteichef Christian

Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus redete sich in Rage: Das Sondierung­sergebnis von SPD, Grünen und FDP sei „die strammste Linksagend­a, die wir seit Jahrzehnte­n in Deutschlan­d gehabt haben“, wetterte der Cdu-politiker am Sonntag beim Deutschlan­dtag der Jungen Union in Münster. Das vorgelegte Ampel-papier sei ein „soziales Wünsch-dir-was“, das gar nicht gegenfinan­ziert sei.

Brinkhaus, der als möglicher Kandidat für den Cdu-vorsitz gilt,

Bei den Grünen sorgte das prompt für Ärger. Es gehe nicht, dass der kooperativ­e Stil der Verhandlun­gen „plötzlich durch vorlaute Interviews zu Postendisk­ussionen gefährdet wird“, stichelte Grünen-finanzexpe­rte Sven Giegold auf dem Parteitag. Und auch wenn diese Entscheidu­ngen erst am Ende anstünden, dürften die Grünen nach schweren Kompromiss­en in der Steuerpoli­tik nicht auch noch die Umsetzung der vereinbart­en Finanzpoli­tik opfern – ein Plädoyer für Grünen-chef Habeck als Finanzmini­ster. trug eine lange Alarmliste vor: Die Ampel wolle die Pendlerpau­schale abschaffen und Benzin verteuern, zu mehr illegaler Migration einla

Finanzieru­ng

Vieles von dem, was inhaltlich offen ist, hängt vor allem an der Frage, wo das den, das Familienbi­ld in Deutschlan­d ändern, ihr Ansatz bei der inneren Sicherheit sei beängstige­nd. „Die Ampel ist nicht gut für unser Land, unsere Aufgabe ist es, sie wieder aus dem Kanzleramt rauszuhaue­n“, erklärte Brinkhaus.

Ähnlich hatte sich zuvor auch CSU-CHEF Markus Söder geäußert. Er warnte in der „Welt am Sonntag“vor einem „politische­n Epochenwec­hsel“und forderte, die Union müsse „das Bollwerk gegen einen Linksrutsc­h“sein. Doch mit ihren harschen Attacken sprechen Söder und Brinkhaus nicht für die gesamte

Geld dafür herkommen soll. Keine Steuererhö­hungen, keine neuen Schulden, diese Leitplanke­n stehen fest. Doch von welchem Geld die nötigen, großen Investitio­nen in Klimaschut­z, Bildung und Digitalisi­erung bezahlt werden sollen, wird nur in Ansätzen erklärt. Bezahlt werden aber müssen sie – die Grünen bekräftigt­en bei ihrem Parteitag, dass sie den Koalitions­vertrag daran messen werden.

Vertrauens­brüche

Vertrauen ist der Kitt, der die drei ungleichen Partner bislang zusammenhä­lt, wenig bis nichts drang nach außen. Doch ob dieser „besondere Stil“, wie Lindner ihn nennt, auch in den kommenden Wochen gilt? Ehrgeizige Fachpoliti­ker, eitle Verhandlun­gsteilnehm­er, notorische Lautsprech­er werden sich möglicherw­eise nicht so stark an das Gelübde gebunden fühlen wie die Parteispit­zen. Ist der Union. Aus der Cdu-führung gab es am Wochenende bei der Jungen Union auch freundlich­e Kommentare zu den Ampel-fortschrit­ten und die Zusage, die Union werde eine konstrukti­ve Opposition­srolle spielen. „Da hätten wir manches mitmachen können“, meinte Parteichef Armin Laschet zur Ampel-einigung. „Das Papier ist in Ordnung.“Auch Ex-fraktionsc­hef Friedrich Merz hatte die Erklärung als „beachtlich“gewürdigt. Gesundheit­sminister Jens Spahn sagte: „Wir wünschen dieser Regierung erst mal Erfolg, es geht um unser

Druck von außen

Geradezu erleichter­t nahm FDPCHEF Lindner das Ampel-lob von Cdu-parteichef Armin Laschet und Ex-unionsfrak­tionschef Friedrich Merz entgegen: „Ihre Äußerungen belegen, dass Deutschlan­d aus der Mitte regiert würde.“Er weiß: Das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Sobald sich die Union sortiert hat, wird sie beginnen, aus allen Rohren gegen die Ampel zu schießen. Einen Vorgeschma­ck gab am Sonntag Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus, der das Sondierung­spapier als „strammste Linksagend­a, die wir seit Jahrzehnte­n in Deutschlan­d gehabt haben“bezeichnet­e.

„Starre Quotenrege­lungen sind in der Regel kontraprod­uktiv, weil sie Menschen auf äußere Merkmale reduzieren.“Wolfgang Kubicki, FDP-VIZE, zu einem paritätisc­h besetzten Kabinett

Votum der Parteitage

Ist ein Koalitions­vertrag ausgehande­lt, wollen die Grünen ihre Mitglieder über den Vertrag und das Personalta­bleau auf jeden Fall bei einer online-gestützten Urabstimmu­ng entscheide­n lassen. Die FDP will wohl auf einem Parteitag darüber abstimmen lassen. Auch bei der SPD könnte ein Parteitag entscheide­n. Eine Mitglieder-befragung hält SPD-CHEF Norbert Walter-borjans für unnötig.

Land.“Laschet setzte mit einer gefeierten Rede ein Zeichen, als er die alleinige Verantwort­ung für das katastroph­ale Unionswahl­ergebnis von 24,1 Prozent übernahm: „Nichts lässt sich schönreden. Die Verantwort­ung trage ich als Vorsitzend­er und Kanzlerkan­didat.“

Laschet forderte, die Union müsse in der Opposition gemeinsam und einheitlic­h auftreten. Die Forderung nach einem Ende der Grabenkämp­fe durchzog das gesamte Treffen: Spahn sagte, die Partei sei „an vielen Stellen zerrissen“, es herrsche ein Klima des Misstrauen­s.

 ?? FOTO: JENS SCHLUETER / GETTY IMAGES F.:DPA ?? Grünen-chefin Annalena Baerbock, Spd-kanzlerkan­didat Olaf Scholz und Fdp-parteichef Christian Lindner.
Grünen-chef Robert Habeck wirbt beim kleinen Parteitag für Ampelkoali­tionsverha­ndlungen.
FOTO: JENS SCHLUETER / GETTY IMAGES F.:DPA Grünen-chefin Annalena Baerbock, Spd-kanzlerkan­didat Olaf Scholz und Fdp-parteichef Christian Lindner. Grünen-chef Robert Habeck wirbt beim kleinen Parteitag für Ampelkoali­tionsverha­ndlungen.
 ?? F.:DPA ?? Ralph Brinkhaus, Vorsitzend­er der Cdu/csu-bundestags­fraktion.
F.:DPA Ralph Brinkhaus, Vorsitzend­er der Cdu/csu-bundestags­fraktion.

Newspapers in German

Newspapers from Germany