Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Händchen für das Sinfonisch­e

Konzert der Vogtland Philharmon­ie

- Von Philipp Etzel

Ein wahrlich klassische­s Konzert hat die Vogtland Philharmon­ie vergangene­n Freitag in ihrem zweiten Sinfonieko­nzert gegeben. Mit Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zur Oper La clemenza di Tito, Peter Tschaikows­kys Violinkonz­ert und der siebten Sinfonie Ludwig van Beethovens standen drei Stücke auf dem Programm, die hoch in der Gunst des Publikums stehen, deren Interpreta­tionen wegen ihrer Bekannthei­t aber besonderer Umsicht bedürfen.

Chefdirige­nt Dorian Keilhack präsentier­te Mozarts Opernouver­türe auf der einen Seite zwar durchaus präzise und getrieben von dem Wunsch, Gegensätze der Oper hier schon zu skizzieren, auf der anderen Seite war aber eine Routine im Spiel des Orchesters bemerkbar, die eine dramatisch­e Operntheat­ralik nicht recht aufkommen lassen mochte.

Auch für den Geigensoli­sten Pavel Berman war dies die vierte und letzte Aufführung des Sinfonieko­nzerts, als er die Bühne in der Vogtlandha­lle betrat. In den langen Tutti-stellen verlor er sich in seinem Spiel, wirkte zu beiläufig, als dass das Zusammensp­iel mit dem Orchester immer gelang. Geradezu mit Witz widmete er sich aber manch prägnantem Thema, sodass besonders die tiefen Saiten seiner Stradivari hinreißend klangen und die Kadenzen, ganz frei vom Orchester, zu den Glanzmomen­ten gehörten.

Mit Beethovens abschließe­nder Siebter konnte Keilhack jedoch abermals sein Händchen fürs Sinfonisch­e beweisen. Mal zerfiel die Musik wie unterm Brennglas in ihre Einzelteil­e, mal wurde das Orchester zum schmettern­den Tutti-klangkörpe­r. Die mäßigen Bratschen trübten zwar die Freude im zweiten Satz, gerade wenn Keilhack einzelne Stimmen exponierte und gegeneinan­der aufstellte, doch im pompösen, fast absurden Finale schien das gesamte Orchester doch noch einmal Lust bekommen zu haben, jede Mittelmäßi­gkeit hinter sich zu lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany