Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Ausflug ins Paradies
Wie Neu-trainer Andreas Patz seine Familie für den ersten Regionalliga-sieg belohnt
Die Familie hatte sich so auf den Sonntagsausflug nach Jena gefreut, aber nach der Beförderung war dieser auf Freitagabend vorgezogen. Natürlich erfüllt Andreas Patz den Wunsch, auch Sonntag ins Paradies zu fahren, obwohl er nicht mehr bei den A-junioren des FC Carl Zeiss Jena an der Seitenlinie steht. Seine ehemaligen Spieler wollte der neue Cheftrainer dennoch im Spiel gegen Viktoria Berlin unterstützen.
Seinen Einstandserfolg bei der ersten Mannschaft hatte er schon am Freitagabend gefeiert. Auf der Tribüne drückten seine Frau, Tochter und Sohn, extra aus Westthüringen angereist, dem 38-Jährigen die Daumen. Mit einer sehr guten Leistung besiegt der FC Carl Zeiss den BFC Dynamo mit 2:0. „Wir wollten mutig agieren, frech sein, hoch verteidigen“, sagt Patz. „Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, wie sie alles umgesetzt hat.“
Mit Videositzungen stimmte er die Spieler auf seine Taktik ein. „Lieber vorn 20 Meter sprinten, als 60 Meter zurück- und wieder 60 Meter vorlaufen, das wären nämlich 120 Meter. Zudem sind wir so näher beim gegnerischen Tor“, sagt Patz.
Der Abend hatte für viele Zeissfans allerdings mit geduldigem Warten begonnen. Am Einlass bildete sich ein Stau bis zur Saalebrücke, weil Impfzertifikate, Genesungsund Testscheine zu kontrollieren waren. Die Bratwurstbrater hatten ihre Mühe, die Kohle auf Temperatur zu bringen, um zu gut gebräunten Würsten zu kommen.
Wie man richtig anheizt, hat Jubilar Peter Ducke an seinem 80. Geburtstag
bewiesen. Der 80-Jährige genoss seinen Auftritt, wollte nach dem Ehrenanstoß gar nicht mehr vom Feld. „Er hat mir gefallen. Den hätten wir vorn gebrauchen können, so gut wie er noch im Dribbling war“, sagt Zeiss-kapitän Maximilian Oesterhelweg, der mit einem Blumenstrauß gratuliert hatte, mit einem Augenzwinkern. „Das hat die Zuschauer gut mitgenommen und für gute Stimmung gesorgt.“
Überhaupt verwandelte sich das Ernst-abbe-sportfeld in einen Hexenkessel. „Die Fans haben uns nach vorn gepeitscht, das war geil“, sagt Maximilian Wolfram, der seinen Kapitän nach dem Führungstreffer durch Fabian Eisele mal eben rücklings auf den Schultern trug. „Wir haben schon vor dem Trainerwechsel
gut gespielt, das hat aber das i-tüpfelchen gegeben“, sagt er. Das intensive Studieren des taktischen Anlaufens habe sich bezahlt gemacht, resümiert Wolfram.
Nachwuchsspieler zu Debüt in der Regionalliga verholfen Aufgeblüht ist vor allem Maximilian Krauß, der sein erstes Tor schoss und eines vorbereitete. „Er hat eine Waffe: sein Tempo“, sagt Patz. Nachwuchsspieler Elias Rosner verhalf er mit seiner Einwechslung zum Regionalliga-debüt. „Es war eine taktische Entscheidung, noch einen Offensivspieler mit auf dem Feld zu haben. Wir wollen den Weg mit Nachwuchsspielern gehen“, sagt der Trainer, ergänzt aber sogleich, dass auch alle anderen Spieler
ihre Chance bekommen. Nach der guten Leistung gab er der Mannschaft das Wochenende frei, um am Montag die Vorbereitung aufs Rathenow-spiel zu starten. Er habe sich schon mit dem Gegner beschäftigt, hebt die defensive Spielweise und die gute Verteidigung hervor. „Wir wollen an unsere gute Leistung anknüpfen und dort etwas mitnehmen“, sagt Patz. Zusätzlich Druck wolle er dem Team nicht aufbauen. „Das Ziel des Vereins steht doch fest. Es reicht, wenn ich mich unter Druck setze“, erklärt Patz.
Der Sonntagsausflug ins Paradies endet für die Trainerfamilie übrigens nicht mit dem erhofften Sieg. Die A-junioren verlieren mit 0:1 gegen Viktoria Berlin durch ein Tor kurz vor Schluss.