Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Mindestalter: 13 Jahre
Probleme haben auch mit dem Alter zu tun
Auch aktuell hat Hoff wieder Patientinnen, die nach dem Schauen von Bildern auf Instagram das Gefühl entwickeln, nicht zu genügen, nicht schön und erfolgreich genug zu sein. Ihre Gedanken würden dann stets um Gewichtszunahme und Körpermaße kreisen.
Für Hoff resultieren diese Probleme nicht nur aus einer ungünstigen Veranlagung, einer familiären oder genetischen Vorbelastung, sondern auch auf dem Instagramkonzept, das ganz auf emotionale Bilder setzt, und aus dem Alter der Nutzer: „Junge Menschen werden davon besonders angesprochen“, sagt Hoff. Zwar wüssten sie oft, dass viele der Fotos mit Filtern bearbeitet seien, das aber dringe nicht richtig durch. Und so könnten sie dazu führen, „dass sich jemand
der Angabe
Richtigkeit selbst infrage stellt“.
Dass soziale Medien mit ihrer Bildsprache großen Einfluss auf junge Menschen haben, sagt auch Dr. Alexander Hilpert, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ästhetischplastische Chirurgie (DGÄPC). Er berichtet von einer wachsenden Zahl junger Menschen, die sich eine Veränderung ihres Äußeren wünschten.
Ein Blick in die diesjährige Datenerhebung der DGÄPC zeigt, dass besonders die Altersgruppe der unter 20-jährigen Frauen von sozialen Medien beeinflusst ist: 23,1 Prozent der Befragten dieser Gruppe gaben an, dass sich der Wunsch nach Veränderung des eigenen Erscheinungsbildes durch den Vergleich mit Bildern und Videos anderer Personen auf Instagram und Co. verstärkt hat.
„Kinder fangen heute mit elf oder zwölf Jahren an, Bilder von sich zu verschicken. Und diese werden dann beurteilt “, sagt Hilpert. Daraus könne sich eine Toxizität entwickeln, eine Spirale, die sich nach unten drehe. „Es ist schon immer so gewesen, dass Menschen von Mode, von Fotos in Magazinen etwa, beeinflusst worden sind“, so Hilpert. Heute aber würden Schönheitsideale deutlich schneller transportiert. Und sie träfen auf junge Menschen, die noch nicht gefestigt seien. „Das Problem ist, dass sie sich nicht mit echten Menschen vergleichen, sondern mit optimierten und gar idealisierten Abbildern von Personen“, sagt Hilpert. Fast jedes Programm lasse die entsprechende Bearbeitung von Fotos zu.
Die Folgen sieht Hilpert in seiner Praxis. „Junge, sehr normal aussehende Menschen wollen sich plötzlich operieren lassen“, sagt er. Mitunter zeigten sie bearbeitete Selfies, an denen sie sich orientierten. „Ich rate davon ab und empfehle, den Eingriff zu überdenken.“Doch der Schönheitsmarkt sei groß. „Da findet sich immer irgendjemand, der das macht.“
Hilpert und sein Verband fordern, die sozialen Medien zu regulieren. Er verweist auf Norwegen.