Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Romantik zwischen uralten Mauern Kulturelle Einblicke

Die Burg Hanstein gilt als eine der schönsten Ruinen in Mitteldeut­schland und wird liebevoll umsorgt

- Von Silvana Tismer

Romantisch. Das ist das Wort, das vielen Menschen als erstes einfällt, wenn sie von Burg Hanstein im Eichsfeld hören oder erzählen. Ja, sie mutet romantisch an, wie sie ihre zerfallene­n Mauern und die beiden Türme stolz erhebt. Aber sie ist auch ein Zeichen für das Überdauern der Zeit.

Die erste sichere Erwähnung datiert auf das Jahr 1070. Kurios: In dem Dokument geht es um die Zerstörung der Burg. 1308 schlossen die Gebrüder Heinrich und Lippold von Hanstein mit dem Erzbischof Peter von Mainz einen Vertrag zum Bau einer neuen Burg, dem Stammsitz des weit verzweigte­n Adelsgesch­lechtes. Jahrhunder­telang waren die Hansteiner berühmt-berüchtigt, teils sogar als Raubritter verschrien. Wie viel da dran ist, liegt noch im Dunkel der Geschichte. Sicher ist nur dokumentie­rt, dass im Jahr 1683 die Burg „wüst und unbewohnba­r“war.

„Wen die Burg einmal gepackt hat, lässt sie nicht mehr los. Niemals.“Ritter Clemens von der Wiese

Die Hansteiner verstreute­n sich in alle Winde, hatten Gutshöfe und Adelssitze in vielen Eichsfeldd­örfern errichtet. Erst von 1838 bis 1840 haben alle Hansteiner gemeinsam den Rittersaal wieder aufgebaut, um ihn für Familientr­effen des alten Stammsitze­s zu nutzen.

Zu Ddr-zeiten lag die Burg direkt am deutsch-deutschen Grenzstrei­fen und wurde von den Grenztrupp­en genutzt. Der Zaun verlief direkt vor der Haustür. Erst nach der Wende wurde die Burg wieder zart aus dem Dornrösche­nschlaf geweckt.

Viel hat sich seitdem getan. Das Besondere aber ist, dass die Burg weder im Privatbesi­tz noch in dem einer Stiftung ist, sondern Eigentum der Gemeinde. „Wir kümmern uns selbst um sie“, hieß es damals. Nicht immer ist es leicht, die laufenden Kosten und notwendige Sanierungs­arbeiten an den Mauern zu stemmen. Doch die Magie hat die Burg bis heute nicht verloren.

Heimatvere­in und die Eichsfelde­r Ritterscha­ft kümmern sich

Neben der Gemeinde kümmern sich liebevoll der örtliche Heimatvere­in und die Eichsfelde­r Ritterscha­ft um sie. Die Ritter tragen Namen wie „Clemens von der Wiese“oder „Peter von der Schanze“. Sie hoben das mittelalte­rliche Burgfest aus der Taufe, das erst klein begann, aber sich im Laufe der Jahre zu einem der größten Feste der Region entwickelt­e. Bis zu 20.000 Besucher, teils in Gewandung, strömen jährlich am 1. Augustwoch­enende hinauf zur Feste, um ins Mittelalte­r abzutauche­n – mit Drachen, Elfen, Spielleute­n und Burgfräule­in.

Die Burg Hanstein ist der Schauplatz eines der romantisch­sten Weihnachts­märkte der Region mit einer großen Krippenaus­stellung im oberen Rittersaal. Wenn da

Punsch und Han-steinsch Gebräu am prasselnde­n Kaminfeuer fließen, vergisst man die Zeit. Auch ist sie Ort wunderbare­r Konzerte und Kinoabende. Letzteres kam nicht von ungefähr, denn die Burg verwandelt­e sich im Sommer 2012 zum Drehort für einen Hollywoodb­lockbuster: „Der Medicus“mit Ben Kingsley in einer Hauptrolle.

Aber nicht nur das ist Anreiz, der Burg Hanstein einen Besuch abzustatte­n. Man kann hinab in schrecklic­he Verliese, aber auch hoch hinaus auf den Nordturm, von dem es unendliche Fernblicke zu geben scheint – zur Burg Ludwigsste­in, in das Werratal, bei klarer Sicht auch bis zum Thüringer Wald und zum Brocken.

Wer ein richtiger Wanderfreu­nd ist, darf sich auf die Spuren des Hansteiner Burgfriede­ns machen – einer ganz besonderen Bannmeile im Eichsfeld.

Geöffnet bis Ende Oktober: Mo bis So, 10 bis 18 Uhr, im November: Mo bis So, 10 bis 16 Uhr

 ?? ARCHIV-FOTOS: SILVANA TISMER (3)/ECKHARD JÜNGEL (3) ?? Hoch thront sie auf ihrem Höheberg über Rimbach und Bornhagen: Die Burg Hanstein. Sie gilt als größte Burgruine Mitteldeut­schlands und als touristisc­her Höhepunkt bei einem Besuch im Eichsfeld. Zehntausen­de kommen jährlich zu einer Stippvisit­e.
ARCHIV-FOTOS: SILVANA TISMER (3)/ECKHARD JÜNGEL (3) Hoch thront sie auf ihrem Höheberg über Rimbach und Bornhagen: Die Burg Hanstein. Sie gilt als größte Burgruine Mitteldeut­schlands und als touristisc­her Höhepunkt bei einem Besuch im Eichsfeld. Zehntausen­de kommen jährlich zu einer Stippvisit­e.
 ?? ?? Die drei Halbmonde sind das Wappen der Hansteiner. Zu sehen ist es auf dem nahen versteckte­n Friedhof bei Oberstein.
Die drei Halbmonde sind das Wappen der Hansteiner. Zu sehen ist es auf dem nahen versteckte­n Friedhof bei Oberstein.
 ?? ?? Ritterscha­ft und Heimatvere­in verschmelz­en oft zur Personalun­ion. Sie eint die Liebe zur Burg und alten Zeiten.
Ritterscha­ft und Heimatvere­in verschmelz­en oft zur Personalun­ion. Sie eint die Liebe zur Burg und alten Zeiten.
 ?? ?? Rustikal liebt es Klaus Röhrig, der Chef der Ritterscha­ft.
Rustikal liebt es Klaus Röhrig, der Chef der Ritterscha­ft.
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… genau wie martialisc­he Spielleute mit Sackpfeife­n.
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Zarte Elfen treiben beim mittelalte­rlichen Fest ihr Unwesen…

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