Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Zukunft der Sprach-kitas im Kreis ungewiss
Bund stellt Förderprogramm ein. Pädagogen und Träger fordern weitere Hilfe für die Spracherziehung
Unstrut-hainich-kreis. Die Sprachkitas können in dieser Form ab nächstem Jahr nicht weiterarbeiten, dazu fehlen die nötigen Ressourcen. Das geht aus Gesprächen dieser Zeitung mit dem Priorat Mühlhausen und der Arbeiterwohlfahrt Mitte-west-thüringen (Awo) hervor. Hintergrund ist, dass das Bundesprogramm Sprach-kitas dieses Jahr auslaufen soll. Im Unstrut-hainich-kreis sowie im Wartburgkreis gibt es 26 Sprach-kitas.
Nicht jede Kindertagesstätte kann eine Sprach-kita werden. Für das Programm bewerben konnten sich Einrichtungen mit vielen Kindern, die sprachlich gefördert werden müssen, beispielsweise weil sie einen Migrationshintergrund haben. Jeder Sprach-kita wurde dank des Programms mindestens eine zusätzliche Fachkraft zur Verfügung gestellt, die sich um die sprachliche Entwicklung der Kinder kümmert. Die Erzieherinnen absolvieren dafür spezielle Weiterbildungen. Sie arbeiten nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Eltern und Erzieherinnen zusammen. Mit dem Fördergeld wird nicht nur die Weiterbildung ermöglicht, sondern auch der Kauf von Tablet-computern, Büchern oder Diktiergeräten.
In Mühlhausen sind unter anderem das „Butzemannhaus“(Priorat) und das „Zwergenland“(Awo) Sprach-kitas. Ein Drittel der Kinder hier haben Migrationshintergrund.
„Das Programm hat einen extremen Mehrwert für diese Einrichtung“, sagt Sabine Kriese, Leiterin vom Butzemannhaus. Andere Einrichtungen
des Priorats hätten ebenfalls von den hier entstandenen Ideen profitiert. Übungen, die mit den Kindern durchgeführt wurden, waren
beispielsweise Puste- und Atemspiele. Das soll die Zungen- und Mundmotorik aber auch die Atmung und die Lippenmuskulatur
stärken, so Kriese. Auch Susanne Genzel, Fachbereichsleiterin für Kindertagesstätten des Priorats, bestätigt die Wichtigkeit des Förderprogramms: „Das Programm Sprach-kita und auch das Vorläuferprogramm sind eine Bereicherung für die Kindergartenlandschaft in ganz Deutschland und natürlich auch bei uns im Priorat. Inhaltlich und fachlich haben sich unsere Einrichtungen enorm weiterentwickelt. Es ist sehr schade, dass es jetzt gestrichen werden soll.“
Qualitätsverluste ohne Förderung befürchtet
Anne Langhof, Referentin der Awo, fordert die Fortführung des Bundesprogramms. Damit würden Mitarbeiter entlastet und die Qualität der Sprachbildung gesteigert werden. Bärbel Schadeberg Leiterin der Kita „Zwergenland“sieht das ebenso skeptisch. Sprachbildung sei ein kontinuierlicher Prozess, besonders im Bezug auf digitale Medien. Wenn das Programm ende, bleibe viel Angefangenes liegen.
Der Bund verwies darauf, dass das Programm von Anfang an befristet gewesen sei. Fortführen könne man es etwa über die Länder, zumal der Bund per Gute-kita-gesetz zusätzliche Milliarden ausschüttet, obwohl er für Kindergärten nicht zuständig ist.
Wie die Sprachförderung in den Kitas weitergeht, ist somit offen. „Auch wenn das Programm wegfällt, ist sprachliche Bildung in unseren Priorat-kindergärten natürlich weiterhin ein wichtiges Thema. Es ist aber nicht möglich, dies wie bisher zu fördern“, sagt Genzel.