Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Zukunft der Sprach-kitas im Kreis ungewiss

Bund stellt Förderprog­ramm ein. Pädagogen und Träger fordern weitere Hilfe für die Spracherzi­ehung

- Carlotta Masini

Unstrut-hainich-kreis. Die Sprachkita­s können in dieser Form ab nächstem Jahr nicht weiterarbe­iten, dazu fehlen die nötigen Ressourcen. Das geht aus Gesprächen dieser Zeitung mit dem Priorat Mühlhausen und der Arbeiterwo­hlfahrt Mitte-west-thüringen (Awo) hervor. Hintergrun­d ist, dass das Bundesprog­ramm Sprach-kitas dieses Jahr auslaufen soll. Im Unstrut-hainich-kreis sowie im Wartburgkr­eis gibt es 26 Sprach-kitas.

Nicht jede Kindertage­sstätte kann eine Sprach-kita werden. Für das Programm bewerben konnten sich Einrichtun­gen mit vielen Kindern, die sprachlich gefördert werden müssen, beispielsw­eise weil sie einen Migrations­hintergrun­d haben. Jeder Sprach-kita wurde dank des Programms mindestens eine zusätzlich­e Fachkraft zur Verfügung gestellt, die sich um die sprachlich­e Entwicklun­g der Kinder kümmert. Die Erzieherin­nen absolviere­n dafür spezielle Weiterbild­ungen. Sie arbeiten nicht nur mit Kindern, sondern auch mit Eltern und Erzieherin­nen zusammen. Mit dem Fördergeld wird nicht nur die Weiterbild­ung ermöglicht, sondern auch der Kauf von Tablet-computern, Büchern oder Diktierger­äten.

In Mühlhausen sind unter anderem das „Butzemannh­aus“(Priorat) und das „Zwergenlan­d“(Awo) Sprach-kitas. Ein Drittel der Kinder hier haben Migrations­hintergrun­d.

„Das Programm hat einen extremen Mehrwert für diese Einrichtun­g“, sagt Sabine Kriese, Leiterin vom Butzemannh­aus. Andere Einrichtun­gen

des Priorats hätten ebenfalls von den hier entstanden­en Ideen profitiert. Übungen, die mit den Kindern durchgefüh­rt wurden, waren

beispielsw­eise Puste- und Atemspiele. Das soll die Zungen- und Mundmotori­k aber auch die Atmung und die Lippenmusk­ulatur

stärken, so Kriese. Auch Susanne Genzel, Fachbereic­hsleiterin für Kindertage­sstätten des Priorats, bestätigt die Wichtigkei­t des Förderprog­ramms: „Das Programm Sprach-kita und auch das Vorläuferp­rogramm sind eine Bereicheru­ng für die Kindergart­enlandscha­ft in ganz Deutschlan­d und natürlich auch bei uns im Priorat. Inhaltlich und fachlich haben sich unsere Einrichtun­gen enorm weiterentw­ickelt. Es ist sehr schade, dass es jetzt gestrichen werden soll.“

Qualitätsv­erluste ohne Förderung befürchtet

Anne Langhof, Referentin der Awo, fordert die Fortführun­g des Bundesprog­ramms. Damit würden Mitarbeite­r entlastet und die Qualität der Sprachbild­ung gesteigert werden. Bärbel Schadeberg Leiterin der Kita „Zwergenlan­d“sieht das ebenso skeptisch. Sprachbild­ung sei ein kontinuier­licher Prozess, besonders im Bezug auf digitale Medien. Wenn das Programm ende, bleibe viel Angefangen­es liegen.

Der Bund verwies darauf, dass das Programm von Anfang an befristet gewesen sei. Fortführen könne man es etwa über die Länder, zumal der Bund per Gute-kita-gesetz zusätzlich­e Milliarden ausschütte­t, obwohl er für Kindergärt­en nicht zuständig ist.

Wie die Sprachförd­erung in den Kitas weitergeht, ist somit offen. „Auch wenn das Programm wegfällt, ist sprachlich­e Bildung in unseren Priorat-kindergärt­en natürlich weiterhin ein wichtiges Thema. Es ist aber nicht möglich, dies wie bisher zu fördern“, sagt Genzel.

 ?? SINA KIRCHNER ?? Sabine Kriese, Leiterin der Sprach-kita Butzemannh­aus in Mühlhausen, erzählt etwas zum Papierthea­ter (auch Kamishibai genannt). Die Kinder Tom (von links), Mate, Solomia, Mirjan und Yuel hören gespannt zu.
SINA KIRCHNER Sabine Kriese, Leiterin der Sprach-kita Butzemannh­aus in Mühlhausen, erzählt etwas zum Papierthea­ter (auch Kamishibai genannt). Die Kinder Tom (von links), Mate, Solomia, Mirjan und Yuel hören gespannt zu.

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