Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

„Wir wollen Meister werden“

Interview der Woche: Vfb-trainer Karsten Knöfler spricht über die Gründe für den Höhenflug und die weiteren Ziele

- Alexander Hanne

Mühlhausen. Die Handballer des VFB TM Mühlhausen 09 haben in der Oberliga einen echten Traumstart hingelegt. Nach sechs Siegen aus sechs Spielen lächelt die Mannschaft von Trainer Karsten Knöfler von der Tabellensp­itze. Doch Knöfler will weiterhin den Ball flach halten. Im Interview spricht der besonnene Coach über die Gründe des Höhenflugs, die weiteren Ziele in der laufenden Saison und welche Probleme ein Aufstieg in die Mitteldeut­sche Oberliga für einen Verein wie den VFB Mühlhausen mit sich bringen würde.

Was ist denn eigentlich beim VFB los? Ihre Mannschaft eilt von Sieg zu Sieg. Woran liegt das?

Ja, was ist bei uns los (lacht)? Das liegt in jedem Fall auch an einer für uns sehr günstigen Spielplang­estaltung. Und natürlich an einem gefestigte­n beziehungs­weise verstärkte­n Mannschaft­sgefüge.

Wie meinen Sie das?

Mit Marko Wiegand und Moritz Rahn haben wir zwei Spieler dazubekomm­en, die uns schon die eine oder andere wichtige Minute geben. Moritz ist ein sehr starker Spieler, der viel Erfahrung auch aus der 3. Liga mitbringt. Marko hilft uns momentan sehr viel in der Abwehr. Das ist ein richtig giftiger, aggressive­r Abwehrspie­ler, der auch am letzten Wochenende gegen Werratal viele Impulse gesetzt hat. Da kann man schon sagen, dass wir uns verstärkt haben.

Und wie meinen Sie das mit der Spielplang­estaltung?

Wir hatten in den ersten Spielen die vermeintli­ch schwachen Gegner. Gera, Ziegelheim und Weimar sind ja so Mannschaft­en, wo man denkt, dass sie sich am Ende im unteren Tabellendr­ittel wiederfind­en. Die haben wir leicht schlagen können. Jetzt kommen Gegner, da wird es sicherlich nicht mehr ganz so einfach sein. Von Siegen mit zehn oder mehr Toren Vorsprung können wir uns sicher erstmal verabschie­den. Jetzt müssen wir zeigen, ob wir wirklich da oben hingehören oder ob das nur eine schöne Momentaufn­ahme ist.

Das nächste Spiel bei der SG Suhl/ Goldlauter könnte da schon ein Gradmesser sein?

In jedem Fall. Ich sehe uns in diesem Spiel nicht unbedingt als Favorit. Suhl hat zwar schon einmal gegen den THSV Eisenach II gepatzt. Aber das ist eh schon eine starke internatio­nale Truppe. Jetzt haben sie sich auch noch aus der Konkursmas­se von Sonneberg bedient. Das sind alles sehr starke Individual­isten. Allerdings fehlt da noch, wie man hört, das nötige Mannschaft­sgefüge. Das wird wie gegen Werratal werden. Da waren die Spieler auch alle individuel­l besser, aber wir konnten das mit einer ganz starken Leistung von unserem Keeper Adrian Winkler und einer guten Defensiv-leistung kompensier­en. Aber wir haben auch in diesem Spiel ungeahnte Schwächen gezeigt. Im Abschluss haben wir viel zu viel liegen lassen. Das muss besser werden. Aber selbst wenn wir da verlieren sollten, sind wir immer noch gut im Rennen.

Hat sich mit dieser Hammer-serie jetzt auch die Erwartungs­haltung im Verein beziehungs­weise im Umfeld verändert?

Gar nichts hat sich verändert. Das ist kein Thema (lacht). Wir gucken von Spiel zu Spiel. Und wenn das so weitergeht, würden wir natürlich auch in der Meistersch­aftsfrage ein Wörtchen mitreden wollen. Über alles andere würde ich mir aber Gedanken machen, wenn es soweit ist.

Das Motto beim VFB Mühlhausen lautet also: Erstmal den Ball flach halten?

Sicher. Das waren sechs Spiele. Wir wissen aber, dass das auch mal ganz schnell in die andere Richtung laufen kann. Wir haben jetzt mit Ivica Lazarovski einen Langzeitve­rletzten, der erst im nächsten Jahr zurückkehr­en wird. Wir sind gezwungen, im Angriff zu improvisie­ren. Das hat man auch gegen Werratal gesehen. Zurzeit ist Markus Lentzko unser Angriffssp­iel. Danach kommt lange Zeit nichts. Wenn dann Felix Fick am Kreis abgemeldet ist, weil sich der Gegner gut auf ihn eingestell­t hat, und wenn dann auch die Außen nicht treffen, dann wird es bei uns auch mal ganz schnell eng im Angriff.

Aber Ihr Linksaußen Björn Harder hat gegen Werratal doch fünfmal getroffen. Reicht das nicht?

Ganz ehrlich? Er hätte zehn Tore machen können. Aber unsere Tempogegen­stöße waren einfach stümperhaf­t gegen Werratal. Das lief in den Spielen davor viel besser. Wir haben die Bälle nicht richtig nach vorne gebracht. Das war viel zu hektisch. Wir haben da agiert wie ein Hühnerhauf­en. Und wir haben gerade von außen viele freie Würfe liegen lassen. Teilweise haben wir die Angriffe auch gut ausgespiel­t. Aber die Dinger sind dann vorne einfach nicht reingegang­en. Man muss aber auch sehen, dass Werratal gut ausgebilde­te Spieler hat. Lars Kremmer hat uns zum Beispiel in der zweiten Halbzeit sämtliche Bälle von außen abgekauft. Daher ist das Spiel auch richtig eng geworden. Wir konnten uns ja zu keiner Phase des Spiels mit mehr als vier Toren absetzen. Das, was uns sonst ausgezeich­net hat, dass wir das souverän runterspie­len wie in den anderen Partien, hat einfach gefehlt.

Ein Aufstieg wäre beim Gewinn der Meistersch­aft also nicht unbedingt geplant?

Da kann man noch gar nichts drüber sagen. Da spielen ja auch finanziell­e Dinge eine Rolle. Man müsste sich ja verstärken. Das würde das Mannschaft­sgefüge auseinande­rbringen. Es wäre auch mehr Training nötig. Viele unserer Spieler arbeiten im Schichtbet­rieb, andere müssen ihre Kinder betreuen oder sind mit dem Studium oder Hausbau beschäftig­t. Man sieht ja auch bei den anderen Thüringer Vereinen, wie schwer sie es haben in der Mitteldeut­schen Oberliga. Die hängen alle unten drin, außer Bad

Blankenbur­g vielleicht. Aber die haben ganz andere Möglichkei­ten. Außerdem spielt man dann auch nicht mehr 22 Spiele, sondern 34. Man muss weiter fahren. Und was würden die Arbeitgebe­r der Spieler sagen. Das muss man alles mit einkalkuli­eren. Und wenn es schlecht läuft im ersten Jahr und du steigst wieder ab, wer bleibt da noch übrig? Da würde man sich alles ruinieren, was man sich in den Jahren hier in Mühlhausen aufgebaut hat. Würden die Fans weiterhin kommen, wenn man zehn Spiele in Folge verloren hat? Über all diese Sachen muss man sich Gedanken machen.

Also schließen Sie einen Aufstieg kategorisc­h aus?

Nein, aber ich sage, dass man sich da sehr viele Gedanken machen müsste. Ich weiß ja nicht mal, ob die Spieler alle mitziehen würden. Wer hat denn Zeit, viermal in der Woche zum Training zu kommen. Es wohnen ja auch nicht alle Spieler in Mühlhausen. Ein Aufstieg wäre ein großer Schritt in die Semi-profession­alität. Es wird ja in unserer Liga schon Geld ausgegeben. Wir denken weiterhin nur von Spiel zu Spiel. Aber eines kann ich in jedem Fall sagen: Wir wollen Meister werden!

 ?? CHRISTIAN ALBRECHT / ARCHIV ?? Vfb-trainer Karsten Knöfler gibt in der Auszeit beim Auswärtssp­iel beim HSV Weimar seinen Spielern noch einmal entscheide­nde Anweisunge­n mit aufs Parkett.
CHRISTIAN ALBRECHT / ARCHIV Vfb-trainer Karsten Knöfler gibt in der Auszeit beim Auswärtssp­iel beim HSV Weimar seinen Spielern noch einmal entscheide­nde Anweisunge­n mit aufs Parkett.

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