Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
„Wir wollen Meister werden“
Interview der Woche: Vfb-trainer Karsten Knöfler spricht über die Gründe für den Höhenflug und die weiteren Ziele
Mühlhausen. Die Handballer des VFB TM Mühlhausen 09 haben in der Oberliga einen echten Traumstart hingelegt. Nach sechs Siegen aus sechs Spielen lächelt die Mannschaft von Trainer Karsten Knöfler von der Tabellenspitze. Doch Knöfler will weiterhin den Ball flach halten. Im Interview spricht der besonnene Coach über die Gründe des Höhenflugs, die weiteren Ziele in der laufenden Saison und welche Probleme ein Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga für einen Verein wie den VFB Mühlhausen mit sich bringen würde.
Was ist denn eigentlich beim VFB los? Ihre Mannschaft eilt von Sieg zu Sieg. Woran liegt das?
Ja, was ist bei uns los (lacht)? Das liegt in jedem Fall auch an einer für uns sehr günstigen Spielplangestaltung. Und natürlich an einem gefestigten beziehungsweise verstärkten Mannschaftsgefüge.
Wie meinen Sie das?
Mit Marko Wiegand und Moritz Rahn haben wir zwei Spieler dazubekommen, die uns schon die eine oder andere wichtige Minute geben. Moritz ist ein sehr starker Spieler, der viel Erfahrung auch aus der 3. Liga mitbringt. Marko hilft uns momentan sehr viel in der Abwehr. Das ist ein richtig giftiger, aggressiver Abwehrspieler, der auch am letzten Wochenende gegen Werratal viele Impulse gesetzt hat. Da kann man schon sagen, dass wir uns verstärkt haben.
Und wie meinen Sie das mit der Spielplangestaltung?
Wir hatten in den ersten Spielen die vermeintlich schwachen Gegner. Gera, Ziegelheim und Weimar sind ja so Mannschaften, wo man denkt, dass sie sich am Ende im unteren Tabellendrittel wiederfinden. Die haben wir leicht schlagen können. Jetzt kommen Gegner, da wird es sicherlich nicht mehr ganz so einfach sein. Von Siegen mit zehn oder mehr Toren Vorsprung können wir uns sicher erstmal verabschieden. Jetzt müssen wir zeigen, ob wir wirklich da oben hingehören oder ob das nur eine schöne Momentaufnahme ist.
Das nächste Spiel bei der SG Suhl/ Goldlauter könnte da schon ein Gradmesser sein?
In jedem Fall. Ich sehe uns in diesem Spiel nicht unbedingt als Favorit. Suhl hat zwar schon einmal gegen den THSV Eisenach II gepatzt. Aber das ist eh schon eine starke internationale Truppe. Jetzt haben sie sich auch noch aus der Konkursmasse von Sonneberg bedient. Das sind alles sehr starke Individualisten. Allerdings fehlt da noch, wie man hört, das nötige Mannschaftsgefüge. Das wird wie gegen Werratal werden. Da waren die Spieler auch alle individuell besser, aber wir konnten das mit einer ganz starken Leistung von unserem Keeper Adrian Winkler und einer guten Defensiv-leistung kompensieren. Aber wir haben auch in diesem Spiel ungeahnte Schwächen gezeigt. Im Abschluss haben wir viel zu viel liegen lassen. Das muss besser werden. Aber selbst wenn wir da verlieren sollten, sind wir immer noch gut im Rennen.
Hat sich mit dieser Hammer-serie jetzt auch die Erwartungshaltung im Verein beziehungsweise im Umfeld verändert?
Gar nichts hat sich verändert. Das ist kein Thema (lacht). Wir gucken von Spiel zu Spiel. Und wenn das so weitergeht, würden wir natürlich auch in der Meisterschaftsfrage ein Wörtchen mitreden wollen. Über alles andere würde ich mir aber Gedanken machen, wenn es soweit ist.
Das Motto beim VFB Mühlhausen lautet also: Erstmal den Ball flach halten?
Sicher. Das waren sechs Spiele. Wir wissen aber, dass das auch mal ganz schnell in die andere Richtung laufen kann. Wir haben jetzt mit Ivica Lazarovski einen Langzeitverletzten, der erst im nächsten Jahr zurückkehren wird. Wir sind gezwungen, im Angriff zu improvisieren. Das hat man auch gegen Werratal gesehen. Zurzeit ist Markus Lentzko unser Angriffsspiel. Danach kommt lange Zeit nichts. Wenn dann Felix Fick am Kreis abgemeldet ist, weil sich der Gegner gut auf ihn eingestellt hat, und wenn dann auch die Außen nicht treffen, dann wird es bei uns auch mal ganz schnell eng im Angriff.
Aber Ihr Linksaußen Björn Harder hat gegen Werratal doch fünfmal getroffen. Reicht das nicht?
Ganz ehrlich? Er hätte zehn Tore machen können. Aber unsere Tempogegenstöße waren einfach stümperhaft gegen Werratal. Das lief in den Spielen davor viel besser. Wir haben die Bälle nicht richtig nach vorne gebracht. Das war viel zu hektisch. Wir haben da agiert wie ein Hühnerhaufen. Und wir haben gerade von außen viele freie Würfe liegen lassen. Teilweise haben wir die Angriffe auch gut ausgespielt. Aber die Dinger sind dann vorne einfach nicht reingegangen. Man muss aber auch sehen, dass Werratal gut ausgebildete Spieler hat. Lars Kremmer hat uns zum Beispiel in der zweiten Halbzeit sämtliche Bälle von außen abgekauft. Daher ist das Spiel auch richtig eng geworden. Wir konnten uns ja zu keiner Phase des Spiels mit mehr als vier Toren absetzen. Das, was uns sonst ausgezeichnet hat, dass wir das souverän runterspielen wie in den anderen Partien, hat einfach gefehlt.
Ein Aufstieg wäre beim Gewinn der Meisterschaft also nicht unbedingt geplant?
Da kann man noch gar nichts drüber sagen. Da spielen ja auch finanzielle Dinge eine Rolle. Man müsste sich ja verstärken. Das würde das Mannschaftsgefüge auseinanderbringen. Es wäre auch mehr Training nötig. Viele unserer Spieler arbeiten im Schichtbetrieb, andere müssen ihre Kinder betreuen oder sind mit dem Studium oder Hausbau beschäftigt. Man sieht ja auch bei den anderen Thüringer Vereinen, wie schwer sie es haben in der Mitteldeutschen Oberliga. Die hängen alle unten drin, außer Bad
Blankenburg vielleicht. Aber die haben ganz andere Möglichkeiten. Außerdem spielt man dann auch nicht mehr 22 Spiele, sondern 34. Man muss weiter fahren. Und was würden die Arbeitgeber der Spieler sagen. Das muss man alles mit einkalkulieren. Und wenn es schlecht läuft im ersten Jahr und du steigst wieder ab, wer bleibt da noch übrig? Da würde man sich alles ruinieren, was man sich in den Jahren hier in Mühlhausen aufgebaut hat. Würden die Fans weiterhin kommen, wenn man zehn Spiele in Folge verloren hat? Über all diese Sachen muss man sich Gedanken machen.
Also schließen Sie einen Aufstieg kategorisch aus?
Nein, aber ich sage, dass man sich da sehr viele Gedanken machen müsste. Ich weiß ja nicht mal, ob die Spieler alle mitziehen würden. Wer hat denn Zeit, viermal in der Woche zum Training zu kommen. Es wohnen ja auch nicht alle Spieler in Mühlhausen. Ein Aufstieg wäre ein großer Schritt in die Semi-professionalität. Es wird ja in unserer Liga schon Geld ausgegeben. Wir denken weiterhin nur von Spiel zu Spiel. Aber eines kann ich in jedem Fall sagen: Wir wollen Meister werden!