Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Unstrut-hainich-kreis: Landrat verlegt Amtssitz in Klinik
Drei Wochen Reha: Wie Harald Zanker nach seiner aufwendigen Hüft-op nun den Landkreis verwaltet
Unstrut-hainich-kreis. Der Landrat des Unstrut-hainich-kreises wurde an der Hüfte operiert. Drei Wochen lang führt Harald Zanker (SPD) nun seine Amtsgeschäfte aus der Reha-klinik in Bad Langensalza – per Handy und Videokonferenz. Für dringende persönliche Absprachen gibt es einen Beratungsraum in einem Restaurant um die Ecke. Dabei füllen allein die Reha-behandlungen den Tag gut aus. Schließlich will Zanker Ende November wieder zurück ins Büro.
Seit einer Wandertour vor sechs Jahren quält sich Zanker mit seiner rechten Hüfte rum. Immer wieder hat er Anlauf für die OP genommen, und immer wieder hat er sie doch hinausgezögert. „Ein längerer Krankenhausaufenthalt passt nie in den Zeitplan eines Landrates“, sagt er.
Damit meint er nicht nur die Verwaltungsgeschäfte und Kreistagssitzungen, die zu organisieren sind. Es seien auch zahllose Vereinstermine, bei denen er gerne persönlich dabei gewesen wäre – so, wie man es von Harald Zanker seit fast 30 Jahren kennt. Ganz besonders schmerzt es den Faschingsfreund, dass für ihn der Karneval-auftakt am 11.11. ausfällt. Dennoch: Die Operation jetzt sei die richtige Entscheidung gewesen – auch mit Blick auf das Wahljahr 2024.
Am 24. Oktober bekam Zanker bei einer rund dreistündigen OP im Mühlhäuser Hufeland Klinikum ein neues Hüftgelenk. „Die ärztliche und medizinische Betreuung war überaus kompetent und freundlich“, sagt Zanker. Es sei eine große OP gewesen, aber kein Hexenwerk.
Zur Kreistagssitzung wird Zanker gefahren
Drei Tage hat sich der Landrat aus den Amtsgeschäften rausgenommen. Seit dem Wechsel in die Celenus-rehaklinik nach Bad Langensalza am 1. November ist er wieder im Dienst, arbeitet teilweise aus dem Krankenbett. Das Ganze ist gut vorbereitet. Zwischen 7 und 16 Uhr ist er ganz normaler Reha-patient: Fahrradergometer, Lymphdrainage,
Gymnastik und Muskelaufbau bestimmen den Tagesablauf. In der Zeit davor, morgens zwischen sechs und sieben, checkt er Emails. Zanker wird von seinem Büro auf dem Laufenden gehalten. Viele Sachen müssen zeitnah geklärt
werden. Für Unterschriften kommt nachmittags ein Kurier aus der Kreisverwaltung.
Was per Videokonferenz nicht geht, sondern nur persönlich besprochen werden kann, dafür hat Zanker einen Beratungsraum im
Restaurant „Villa Italia“neben der Rehaklinik im Kurpark angemietet. Dutzende Termine stünden im Kalender: Gesellschafterversammlungen, Treffen mit Geschäftsführern, Besprechungen, bei denen Entscheidungen getroffen werden müssen. Das alles passiert am späten Nachmittag.
Zur Kreisausschusssitzung am Montag in Mühlhausen wurde er gefahren. Und auch an der Kreistagssitzung kommende Woche wird er persönlich teilnehmen.
Bei all dem könnte man den Eindruck gewinnen, Harald Zanker sei als Landrat für den Unstrut-hainich-kreis unentbehrlich. Seit Jahren läuft in der Verwaltung alles auf ihn zu, alles muss über seinen Tisch.
Mit Klaus Zunke Anhalt (CDU) und Jörg Klupak (SPD) vertreten ihn derzeit zwei ehrenamtliche Beigeordnete vor allem bei repräsentativen Terminen aber auch in Zweckverbänden.
Zanker sagt, es gebe schon auch Aufgaben, bei denen er von Bevollmächtigten vertreten werde. Für das Tagesgeschäft der Verwaltung brauche es jedoch einen hauptamtlichen Beigeordneten als stellvertretenden Landrat. Der Kreistag hatte das 2018 allerdings abgelehnt. In der nächsten Legislatur will Zanker, wenn er Landrat bleibt, einen neuen Anlauf dafür unternehmen.
Landrat führt Tagebuch bei Facebook
Nach der Reha will Zanker Ende November wieder in seinem Büro am Mühlhäuser Lindenhof sein. Auf seiner Facebook-seite (facebook.com/haraldzanker) führt er Tagebuch über seinen Klinik- und Reha-aufenthalt. Das Foto, das ihn im Jogginganzug an Krücken am Eingang des Hufeland-klinikums zeigt, wurde mit bislang 180 Genesungswünschen kommentiert.
Dass er auch aus der Ferne die diesjährige 26. Narrenkonferenz Nakofe in Büttstedt unterstützt, zeigt das Bild der Scheckübergabe im Krankenhaus mit Mitgliedern des Kirmes- und Faschingsvereins Menteroda.
Und noch ein Foto sammelte viele Likes – das von Harald Zanker und dem Hundebaby, das ihm vor ein paar Tagen eine Visite abstattete. Wie die Besuche von Ehefrau Claudia „etwas für die Seele und als Motivation, durchzuhalten“, meint Zanker.