Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)
Schüler bedrohen Lehrerin mit Waffe
Polizei evakuiert mit Großaufgebot Hamburger Schule. Vier Verdächtige gefasst
Blankenese zählt zu Hamburgs nobleren Stadtteilen, bekannt für sein Treppenviertel mit den beschaulichen Fachwerkhäusern und Villen, direkt an der Elbe gelegen. Am Mittwoch wurde diese Idylle schwer erschüttert und schockierte die Menschen weit über Blankenese hinaus: Zwei Jugendliche waren mit einer Schusswaffe in eine Schule eingedrungen.
Um 10.55 Uhr war der Alarm bei der Hamburger Polizei eingegangen: In der Stadtteilschule Blankenese sollen zwei Jugendliche eine Lehrerin, die gerade eine achte Klasse unterrichtete, bedroht haben. Einer von ihnen soll mit einer Schusswaffe auf die Lehrerin gezielt haben. Was genau er androhte oder was sein Motiv war, blieb am Mittwoch unklar. Der Jugendliche soll mit seiner Begleitung aus dem Klassenraum geflüchtet sein.
S-bahn-verkehr im Umkreis wurde unterbrochen
Am Nachmittag meldete dann die Polizei, dass insgesamt vier Verdächtige im Alter von 12 bis 14 Jahren festgenommen worden seien. Sie sollen nach Informationen unserer Redaktion einen syrischen,
russischen, spanischen und polnischen Migrationshintergrund haben. Bei ihnen wurden den Angaben zufolge zwei Spielzeugwaffen sichergestellt. Zwei von ihnen stehen im Verdacht, die Lehrerin in der Stadtteilschule in Blankenese mit der Waffe bedroht zu haben. Am Abend wurde bekannt, dass es eine ähnliche Bedrohungslage an der Schule Mendelssohnstraße in Bahrenfeld gab. An beiden Schulen war die Lage am Abend wieder ruhig.
Kurz nach dem Vorfall in Blankenese wurde Amokalarm ausgelöst. Der Direktor forderte die rund 1100 Schüler und Lehrkräfte auf, sich in ihren Klassenräumen zu verbarrikadieren. Bilder, die unserer Redaktion vorliegen, zeigen, wie Schüler eine Tür mit einem Tisch und Büchern verstellt haben, um sich vor einem möglichen Angreifer zu
schützen. Derweil rückte die Polizei an. Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) mit Schutzausrüstung und Maschinenpistolen gingen vor dem Gebäude in Stellung. Andere sperrten die umliegenden Straßen ab. Auch der S-bahn-verkehr im Umkreis wurde wegen des Großeinsatzes unterbrochen. Über der Schule kreiste stundenlang ein Polizeihubschrauber.
„Wir haben eine unklare Bedrohungslage“, sagte ein Polizeisprecher unserer Redaktion. Von einer Amoklage wollte er jedoch nicht sprechen. Die bewaffneten Einsatzkräfte durchsuchten die Gebäude Raum für Raum und eskortierten die Schüler im Gänsemarsch ins Freie. Die Jungen und Mädchen wurden in eine nahe gelegene Bundeswehrkaserne gebracht, wo sie von ihren Eltern abgeholt werden konnten. Kurz vor 15 Uhr hieß es, dass die Evakuierung der Schule demnächst beendet sei. „Wir haben keine Hinweise auf den Verbleib der Täter im Gebäude erhalten“, hieß es von der Polizei am Nachmittag.
Vor den Absperrungen zur Stadtteilschule hatten sich über den Mittag zahlreiche besorgte Eltern versammelt. „Ich war im Meeting und habe den Anruf von meiner weinenden Tochter gekriegt“, berichtete ein Vater dem NDR. Die Lehrerin habe mit Kindern zur Ablenkung Karaoke gemacht. Ein paar Schüler hätten angefangen zu weinen, bestätigte auch ein anderes Mädchen. Betreuung wurde durch Schulpsychologen angeboten. Auch das Kriseninterventionsteam des Drkharburg rückte an. Die Lehrerin, die bedroht worden war, erhielt Berichten zufolge eine psychologische Betreuung vor Ort. Die Fahndung nach den flüchtigen Jugendlichen lief auf Hochtouren. Konkrete Hinweise auf die beiden, deren Alter von Zeugen auf 12 bis 15 Jahre geschätzt wurde, gab es zunächst nicht. Mehrere Schüler, darunter auch Angehörige der Klasse, in der sich die Tat ereignete, sind befragt worden, ohne dass die Gesuchten identifiziert werden konnten.