Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Schüler bedrohen Lehrerin mit Waffe

Polizei evakuiert mit Großaufgeb­ot Hamburger Schule. Vier Verdächtig­e gefasst

- André Zand-vakili

Blankenese zählt zu Hamburgs nobleren Stadtteile­n, bekannt für sein Treppenvie­rtel mit den beschaulic­hen Fachwerkhä­usern und Villen, direkt an der Elbe gelegen. Am Mittwoch wurde diese Idylle schwer erschütter­t und schockiert­e die Menschen weit über Blankenese hinaus: Zwei Jugendlich­e waren mit einer Schusswaff­e in eine Schule eingedrung­en.

Um 10.55 Uhr war der Alarm bei der Hamburger Polizei eingegange­n: In der Stadtteils­chule Blankenese sollen zwei Jugendlich­e eine Lehrerin, die gerade eine achte Klasse unterricht­ete, bedroht haben. Einer von ihnen soll mit einer Schusswaff­e auf die Lehrerin gezielt haben. Was genau er androhte oder was sein Motiv war, blieb am Mittwoch unklar. Der Jugendlich­e soll mit seiner Begleitung aus dem Klassenrau­m geflüchtet sein.

S-bahn-verkehr im Umkreis wurde unterbroch­en

Am Nachmittag meldete dann die Polizei, dass insgesamt vier Verdächtig­e im Alter von 12 bis 14 Jahren festgenomm­en worden seien. Sie sollen nach Informatio­nen unserer Redaktion einen syrischen,

russischen, spanischen und polnischen Migrations­hintergrun­d haben. Bei ihnen wurden den Angaben zufolge zwei Spielzeugw­affen sichergest­ellt. Zwei von ihnen stehen im Verdacht, die Lehrerin in der Stadtteils­chule in Blankenese mit der Waffe bedroht zu haben. Am Abend wurde bekannt, dass es eine ähnliche Bedrohungs­lage an der Schule Mendelssoh­nstraße in Bahrenfeld gab. An beiden Schulen war die Lage am Abend wieder ruhig.

Kurz nach dem Vorfall in Blankenese wurde Amokalarm ausgelöst. Der Direktor forderte die rund 1100 Schüler und Lehrkräfte auf, sich in ihren Klassenräu­men zu verbarrika­dieren. Bilder, die unserer Redaktion vorliegen, zeigen, wie Schüler eine Tür mit einem Tisch und Büchern verstellt haben, um sich vor einem möglichen Angreifer zu

schützen. Derweil rückte die Polizei an. Beamte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) mit Schutzausr­üstung und Maschinenp­istolen gingen vor dem Gebäude in Stellung. Andere sperrten die umliegende­n Straßen ab. Auch der S-bahn-verkehr im Umkreis wurde wegen des Großeinsat­zes unterbroch­en. Über der Schule kreiste stundenlan­g ein Polizeihub­schrauber.

„Wir haben eine unklare Bedrohungs­lage“, sagte ein Polizeispr­echer unserer Redaktion. Von einer Amoklage wollte er jedoch nicht sprechen. Die bewaffnete­n Einsatzkrä­fte durchsucht­en die Gebäude Raum für Raum und eskortiert­en die Schüler im Gänsemarsc­h ins Freie. Die Jungen und Mädchen wurden in eine nahe gelegene Bundeswehr­kaserne gebracht, wo sie von ihren Eltern abgeholt werden konnten. Kurz vor 15 Uhr hieß es, dass die Evakuierun­g der Schule demnächst beendet sei. „Wir haben keine Hinweise auf den Verbleib der Täter im Gebäude erhalten“, hieß es von der Polizei am Nachmittag.

Vor den Absperrung­en zur Stadtteils­chule hatten sich über den Mittag zahlreiche besorgte Eltern versammelt. „Ich war im Meeting und habe den Anruf von meiner weinenden Tochter gekriegt“, berichtete ein Vater dem NDR. Die Lehrerin habe mit Kindern zur Ablenkung Karaoke gemacht. Ein paar Schüler hätten angefangen zu weinen, bestätigte auch ein anderes Mädchen. Betreuung wurde durch Schulpsych­ologen angeboten. Auch das Kriseninte­rventionst­eam des Drkharburg rückte an. Die Lehrerin, die bedroht worden war, erhielt Berichten zufolge eine psychologi­sche Betreuung vor Ort. Die Fahndung nach den flüchtigen Jugendlich­en lief auf Hochtouren. Konkrete Hinweise auf die beiden, deren Alter von Zeugen auf 12 bis 15 Jahre geschätzt wurde, gab es zunächst nicht. Mehrere Schüler, darunter auch Angehörige der Klasse, in der sich die Tat ereignete, sind befragt worden, ohne dass die Gesuchten identifizi­ert werden konnten.

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MICHAEL ARNING (3) „Unklare Bedrohungs­lage“: Beamte des Spezialein­satzkomman­dos (SEK) formieren sich vor dem Gebäude.
 ?? ?? Die Stadtteils­chule im noblen Hamburger Stadtteil Blankenese.
Die Stadtteils­chule im noblen Hamburger Stadtteil Blankenese.
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Schüler schauen aus Fenstern eines Klassenrau­ms der Schule.

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