Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Ein Grabstein für „Bello“

Spendenakt­ion: Ruhestätte für einstigen Mühlhäuser Box-trainer Uwe Bellstedt ist noch immer provisoris­ch. Geld für eine würdevolle Gestaltung fehlt – das wollen frühere Weggefährt­en ändern

- Daniel Volkmann

Vor etwas über einem Jahr verlor Mühlhausen eine nicht nur sportlich herausrage­nde Persönlich­keit: Uwe Bellstedt, der jahrzehnte­lang sein Leben dem Boxsport und der Jugendarbe­it widmete, verstarb nach einem langen, tapferen Kampf gegen eine schwere Krankheit.

Uwe Bellstedt war nicht nur ein erfolgreic­her Boxtrainer. Er war Vertrauens­person, Mentor und Inspiratio­n für zahlreiche junge Menschen in der Region. Sein Einsatz und seine Hingabe über 50 Jahre hinweg wurden durch wiederholt­e Auszeichnu­ngen als populärste­r Trainer des Unstrut-hainich-kreises gewürdigt. Sein Einfluss auf das Leben vieler, insbesonde­re junger Menschen, war von unschätzba­rem Wert.

Uwe Bellstedt hat sich über die Maßen für unsere Stadt eingesetzt. Das sind wir ihm einfach schuldig. Jan Riemann (Freie Wähler), Mitglied des Stadtrats Mühlhausen

In seinem Boxverein schuf Bellstedt mehr als nur ein Trainingsz­entrum: Er schuf eine Familie, in der Jugendlich­e Halt und Orientieru­ng fanden. Mit seiner verständni­svollen, aber durchaus konsequent­en Art brachte der Boxtrainer so manchen Schützling wieder auf den richtigen Weg und half ihm, sich im Erwachsene­nleben zu orientiere­n. Das bestätigen auch Verena Stolze und Stefan Effenberge­r. Beide sind und waren Box-enthusiast­en, wobei Effenberge­r inzwischen Bellstedts Arbeit im Mühlhäuser Boxclub in der Alten Mensa am Lindenbühl der Stadt fortsetzt.

Beide sprechen von einer wirtschaft­lich schwierige­n Situation, als es vor Monaten darum ging, Uwe Bellstedt eine würdige Trauerfeie­r zu ermögliche­n. Die Kosten beliefen sich demnach bereits auf mehre

re tausend Euro. Doch bis heute bleibt das Grab des weit über die Grenzen des Unstrut-hainich-kreises hinaus beliebten Trainers unmarkiert.

Ein bescheiden­es Leben, in dem Geld nicht bedeutend war

„Wir möchten Uwe nun ein kleines Denkmal setzen und sein lebenslang­es Engagement wertschätz­en“, sagt Verena Stolze. Da Uwe Bellstedt ein bescheiden­es Leben führte und Geld für ihn nie von großer Bedeutung war, sei seine alleinerzi­ehende Tochter bislang für die Kosten der Beerdigung aufgekomme­n.

Eigens hierfür habe sie nach Angaben Stolzes eine Finanzieru­ng aufgenomme­n, die sie ebenfalls noch einige Zeit abbezahlen muss. Die Zeit drängt: Bellstedts Grab ist noch immer von einem inzwischen etwas verschliss­enen Holzkreuz geprägt. Und jetzt macht die Friedhofsv­erwaltung

Druck. Nach Angaben Stolzes muss laut Satzung innerhalb eines Jahres ein Stein oder eine Grabplatte den Abschluss bilden. Dies ist jedoch bisher nicht geschehen, da einfach das Geld fehlte.

„Wir wollen deshalb in der Region um Unterstütz­ung bitten, um Uwe so einen Grabstein zu ermögliche­n“, sagen Stolze und Effenberge­r. Möglicherw­eise gelinge es auch, die bislang übrigen Beerdigung­skosten

zu decken, sodass Bellstedts Tochter wieder etwas mehr finanziell­en Spielraum für sich und ihr Kind habe. Gut 70 Unterstütz­er hat das Vorhaben bereits gefunden, rund 2500 Euro sind zusammenge­kommen.

Auch der Mühlhäuser Stadtrat ist auf diese prekäre Situation aufmerksam geworden. Jan Riemann von den Freien Wählern kündigte an, die offene Differenz für das Grabmal auf der nächsten Stadtratss­itzung anzusprech­en. „Uwe Bellstedt hat sich über die Maßen für unsere Stadt eingesetzt. Das sind wir ihm einfach schuldig“, sagte Riemann.

Wer dazu beitragen möchte, Uwe Bellstedt eine würdevolle letzte Ruhestätte zu ermögliche­n, kann sich über den folgenden Link an der Spendenakt­ion beteiligen: https://www.gofundme.com/f/ ein-grabstein-fur-uwe-bellstedt-bello

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DANIEL VOLKMANN (2) Stefan Effenberge­r und Verena Stolze am Grab von Uwe Bellstedt auf dem Mühlhäuser Friedhof.
 ?? ?? Zwei Mini-boxhandsch­uhe an einer Grabbeleuc­htung weisen auf das Engagement Bellstedts hin.
Zwei Mini-boxhandsch­uhe an einer Grabbeleuc­htung weisen auf das Engagement Bellstedts hin.

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