Thüringer Allgemeine (Mühlhausen)

Gummiringe sind tödliche Gefahr für Störche

Drei Eier liegen im Nest auf dem Dach der Wasserburg in Seebach. Damit der Vogelnachw­uchs nicht wie 2023 stirbt, bittet der Freundeskr­eis um Achtsamkei­t bei der Mülltrennu­ng

- Sabine Spitzer

Die Weißstörch­e in Seebach erwarten Nachwuchs. Drei Eier liegen im Nest auf dem Dach der Vogelschut­zwarte in 35 Meter Höhe. Bis zum Schlüpfen dauert es gut einen Monat. Allerdings wächst damit beim Freundeskr­eis der Warte die Sorge. Denn zwei Jungtiere starben 2023 qualvoll wegen Gummiringe­n und Plastiktei­len. Nun appelliert der Verein an die Menschen in der Region: „Bitte seid achtsam bei der Trennung des Mülls.“

Die Störche halten die Gummis für kleine Würmer. Die Seebacher Eltern hatten ihre Jungen damit offenbar durchgehen­d gefüttert. Bei der Obduktion fanden die Experten die Mägen damit voll gefüllt. Die Jungtiere verendeten so schließlic­h wegen akutem Herz-kreislauf-versagens. Gummis waren im Unstruthai­nich-kreis aber nicht zum ersten Mal die Todesursac­he für den Storchenna­chwuchs, schon in Mülversted­t 2022 starb ein Tier daran.

Störche brüten 2022 das erste Mal nach 44 Jahren wieder

Zum Beispiel Radieschen werden im Supermarkt mit Gummiringe­n gebündelt. „Beim Wegwerfen machen sich einige Leute dann nicht Arbeit, sie zu entfernen“, sagt Hansmartin Menge, der Vorsitzend­er des Vereins der Freunde der Vogelschut­zwarte Seebach ist. So gelangt die tödliche Gefahr für die Störche unter anderem über die Biotonne in die Natur. „Es liegt an uns Verbrauche­rn“, macht Menge klar.

Dass überhaupt wieder Störche in Seebach brüten, darauf ist der Verein sehr stolz. Er hatte auf dem Dach ein Nest gebaut, das zunächst aber leer geblieben war. Erst 2022 brüteten erstmals nach 44 Jahren wieder Weißstörch­e auf der Wasserburg, die einst im Besitz der Berlepsche­n Familie war.

Das Storchenwe­ibchen ist erstmals auf dem Seebacher Horst. Es wurde 2021 in Oberellen im Wartburgkr­eis geboren und war im Februar 2023 in Spanien unterwegs. Bei ihrem Partner lässt sich die Herkunft nicht nachvollzi­ehen, denn er ist nicht beringt. Der Verein geht aber davon aus, dass es sich um das Männchen handelt, das auch ver

gangenes Jahr da war. In dieser Brutsaison können die Tiere erstmals live durch die Storchenka­mera auf der Homepage (www.vogelschut­zwarte.de)

beobachtet werden.

„Dass das möglich wurde, ist vielen Freiwillig­en zu verdanken“, sagt

Menge. Viele standen beratend zur Seite. Heide von Berlepsch sowie Wolfgang von Ancken, der ehemals Landrat in Schleswig-holstein war,

und seine Frau Nadia unterstütz­en die Anschaffun­g finanziell. Menge und Heinrich Marx bauten eine Halterung und richteten dann die Kamera ein. Verwendet wurden Winkeleise­n, welche die Mühlhäuser Heiztechni­k kostenlos verzinkte, damit das Gestell nicht verwittern kann.

Inzwischen ist die staatliche Vogelschut­zwarte wieder teilweise für Besucher geöffnet. Die Ausstellun­gsräume in der unteren Etage sind wieder zugänglich und auch der Park hinter der Wasserburg. Denn wegen der Vögel-brutzeit pausieren die Bauarbeite­n im Außenberei­ch. Innen geht die Sanierung der Räume aber weiter.

Der Freundeskr­eis, der sich im Berlepsche­n Sinne dem Vogelschut­z verschrieb­en hat und diesen auch Kindern vermitteln will, bietet jetzt wieder jeden Samstag und Sonntag sowie an Feiertagen bis Ende Oktober jeweils um 14 Uhr Führungen an.

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SABINE SPITZER Hans-martin Menge (links) und Heinrich Marx vom Freundeskr­eis der Vogelschut­zwarte Seebach haben die Storchenka­mera auf dem Dach der Wasserburg installier­t. Das freut auch die achtjährig­e Laura, die Tiere über alles liebt.
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SCREENSHOT: SABINE SPITZER Die Störche brüten wieder in Seebach auf der Vogelschut­zwarte. Drei Eier liegen im Nest. Die Tiere können durch die neue Storchenka­mera jetzt rund um die Uhr beim Brüten beobachtet werden.

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